Kapitel 71 - Im Gerichtssaal

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"Stimmt das?" "Nein, natürlich nicht. Weshalb hätte er sich schützen sollen? Wovor hätte er sich schützen müssen? Er stand nie unter Lebensgefahr. Niemand hatte ihn angegriffen, seine Hand gegen ihn erhoben. Niemand.", sagte ich zum Richter und wendete mich nach langer Zeit zu meinem Vater. "Notwehr? Wirklich? Wann hörst du mit deinen Lügen auf? Wann lässt du das Ganze sein und stellst dich? Wann sagst du die Wahrheit? Wann stehst du zu deinen Fehlern? Ein alter Mann, der nichts auf die Reihe gekriegt hat. Ist dir das nicht zu blöd? Fühlst du dich nicht langsam schlecht? Während du ein Vorbild hättest sein können, hast du versagt! Verdammt versagt." "Linda.. qika jem (meine Tochter)." "Nicht meine Tochter, nicht Linda - einfach nichts. Lass gut sein und sag endlich die Wahrheit." Mein Vater schaute zu meiner Mutter rüber und danach auf seine Hände. Ich hatte ihn nie so zerstört und verletzt gesehen. Er sah wie ein Stück Elend aus und sah ziemlich abgemagert aus. Was ist bloss aus meinem Vater passiert? Er war doch eine kurze Zeit lang mein Held. Er war kurze Zeit mein Vorbild, bis sich diese Situation änderte - bis Enis aus dem Leben gerissen wurde. "Herr Dermaku? War es Notwehr?" Mein Vater schaute auf und blickte direkt in meine Augen. Seine Augen waren rot und Tränen stauten sich darin. War das gespielt oder ging es ihm wirklich schlecht? Wieso sagte er aber vorher noch, es wäre Notwehr gewesen? Irgendwas stimmt doch nicht. "Herr Dermaku, ich frage Sie noch einmal, war es Notwehr? Ich belehre Sie darauf, dass Sie die Wahrheit sagen müssen." Mein Vater wollte reden, verstummte jedoch wieder. Was ist hier los? Der Anwalt meines Vaters übernahm das Reden und richtete seine Worte zum Richter: "Was ist mit unserem Zeugen?" Ich schaute irritiert zu meiner Familie und Admir. "Zeugen? Bis auf uns war da niemand. Von welchem Zeugen reden Sie?", fragte ich den Anwalt. "Liridon Ahmeti."

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