Kapitel 14 - Meine Kindheit

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"Ist dir was passiert?" "Nein, nein. Bin Onkel geworden. Es war ziemlich stressig und hatte deswegen keine Zeit zu antworten." "Oh, wie süss. Ishallah me jetë te gjat. (Ein langes Leben so Gott will.)" "Danke, Linda. Was lief bei dir so?" Sollte ich ihm von meinem Traum erzählen? Oder war das zu früh? Nein, ich konnte es ihm nicht erzählen, wie krank würde das denn rüber kommen? "Nichts Aufregendes. War auf der Arbeit und jetzt zu Hause." "Sag mal, hast du dir Sorgen gemacht, weil ich dir nicht geantwortet habe?" Dieser Mann brachte mich zum Durchdrehen. Wie kriegte er das immer wieder hin, dass ich so smilte, dass ich alles um mich vergass? "Hättest du wohl gerne?" "Ich hätte ja gerne was anderes, aber deine Antwort kenne ich schon." "Hast du dir sehr gut gemerkt." "Ich weiss. Linda, erzähl mir was von dir." "Was willst du wissen?" "Alles. Aber fang nicht an mir zu erzählen, was du arbeitest usw. erzähl mir von deinem Leben." "Wie du meinst. Also, bis zu einem Zeitpunkt war meine Kindheit ziemlich schön. Hatte zwei jüngere Geschwister, auf die ich immer wieder aufpassen durfte. Irgendwann kehrte sich das Blatt und meine Kindheit wurde kompliziert und schwierig. Meine Geschwister waren 2 und 5 Jahre alt. Wundervolle Seelen, wollten noch die ganze Welt erkunden. Dazu kam es für einen leider nie. Eines Tages waren meine Mutter, meine Tante und meine Geschwister draussen. Wir wollten in den Park und das schöne Wetter geniessen. Zwei Sekunden lang war meine Mutter mit mir beschäftigt. Zwei Sekunden haben wir weggeschaut und dann hörten wir einen Knall. Ein Autofahrer hatte meine Geschwister nicht gesehen und sie wurden vom Auto erfasst. Wir fuhren direkt ins Krankenhaus, aber für Enis, meinen zweijährigen Bruder, wars zu spät. Die Verletzungen und innere Blutungen waren zu stark. Laura überlebte knapp. Von da an wurde ich ein anderer Mensch. Den Tod meines Bruders habe ich heute immer noch nicht verarbeitet. Heute noch frage ich mich, wieso ich ständig die Aufmerksamkeit auf mich ziehen musste. Wieso ich mit meiner Mutter diskutieren musste. Hätte ich auf sie gehört und nicht unnötig geschrien, wäre er heute noch hier." "Ishallah ne paqe! (In Frieden, so Gott will!) Es tut mir wirklich so leid! Ich kann mir gar nicht vorstellen, was für eine Leere du im Herzen trägst. Aber hör bitte auf dir die Schuld dafür zu geben. Es gibt seine Gründe, wieso Allah deinen Bruder als Engel zu sich genommen hat." "Die Leere kommt nicht nur vom Tod meines Bruders, mein Vater war auch nie ein Held." Admir wollte wissen, was ich damit meinte. Doch darauf wollte ich nicht eingehen. Noch nicht.

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