Kapitel 69 - Der Brief

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Wir waren nun verlobt. Offiziell nannte ich es noch nicht, denn unsere Mütter mussten uns erst noch ihren Segen geben. Auch wenn es klar ist, dass sie nichts dagegen haben. Da wir aber nun keine Väter hatten, mussten unsere Mütter diese Rolle übernehmen. Wir sassen in Mailand in einem süssen Restaurant und während dem Essen starrte ich ständig auf den Ring. "Er ist wunderschön, Admir." "Er passt zu dir. Einzigartig und atemberaubend. Strahlend und wertvoll - wie du." "Admir, du hast keine Ahnung wie glücklich ich bin. Glücklich dich an meiner Seite zu haben. Glücklich jeden einzelnen Schritt meines Lebens mit dir zu gehen. Mit dir zu kämpfen, zu fallen und wenig später gemeinsam aufzustehen. Mit dir zu siegen, mit dir zu weinen, mit dir glücklich sein - in guten sowie in schweren Tagen." "Ich liebe dich." "Edhe un ty (Ich dich auch).", sagte ich zu Admir. Ich blickte in seine Augen und sah Freude, Wärme und Liebe. Wie lange habe ich darauf gewartet, seine Augen zu verstehen. Zu verstehen, was diese Blicke zu bedeuten haben. Heute verstehe und kenne ich diese Blicke. Trauer, Kampf und Tränen - dass sagten sie aus. Doch das hatte sich geändert. Heute strahlen sie Liebe. "Woran denkst du?" "An nichts. Ich geniesse einfach die Zeit mit dir." Er nickte erleichtert und wendete sich wieder dem Essen zu.

Wieder zu Hause angekommen, begrüsste mich meine Mutter und meine Schwester. Aus dem Wohnzimmer hörte ich Stimmen. "Kush osht ktu? (Wer ist hier?)" "Komm mit, dann siehst du es." Admirs Mutter sass im Wohnzimmer. Ich ging auf sie zu und begrüsste sie. Sie blickte auf meine Hand und strahlte übers ganze Gesicht. "Endlich. Endlich hat er es getan." Meine Mutter schaute leicht verwirrt, bis sie verstand was Sache ist. "Glückwunsch, qika jem (meine Tochter). Endlich hat er dich gefragt. Die Feier kann kommen." "Wartet. Was? Und welche Feier? Ihr wusstet davon?" Beide nickten und lachten kurze Zeit später auf. Das Lachen jedoch verging, als meine Mutter mir einen Brief in die Hand drückte. "Der ist gestern gekommen. Er ist von der Staatsanwaltschaft." Die Gerichtsverhandlung. Verdammt. Die Verlobungsfeier musste wohl warten.

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