Kapitel 4 - Das Wiedersehen

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Die restliche Woche lief monton ab. Keine Aufregungen, keine neuen Aufträge. Während der Tag ruhig verlief, waren die Nächte unruhig. Jeden Abend träumte ich das Gleiche. Immer wieder sah ich ihn vor mir. Ohne ein Wort mit ihm zu wechseln, fühlte ich mich ihm so verbunden. Diese Wärme, diese Nähe. Irgendwas magisches war vorhanden. Jeden Morgen fragte ich mich, ob ich ihn je wieder sehen werde. Ob ich je herausfinden werde, wie er wirklich ist. All die Vorurteile fallen lassen und ihn kennenlernen. Doch wie? Wie sollte ich ihn wiedersehen? Und wenn ich ihn sehe?! Einfach ansprechen? 'Linda, du denkst wieder zu weit.' Ich zerbrach mir meinen Schädel ohne Grund. Ich musste mich ablenken. Feiern gehen, Kino, shoppen. Irgendwas. Hauptsache ich denke einige Stunden nicht an ihn.
Am Wochenende entschloss ich mich mit meiner Schwester und Freundinnen einen Frauenabend zu machen. Wir machten uns bereit und gingen in die Stadt. Etwas Trinken, gemeinsam etwas Essen und einfach den Abend geniessen. Wir setzten uns in unsere Lieblingsbar und bestellten was zu trinken. Und dann sah ich sie. Diese strahlenden Augen. Dieses wunderschöne Lächeln und diese Körperhaltung. Da war er! Oh man! Mein Herz fuhr die schlimmste Achterbahn seit eh und je. Er erblickte mich und sein Strahlen wurde noch strahlender. Schnell wegschauen. Laura merkte, dass irgendwas ist und hob ihre Augenbraue. "Qka po kesh? (Wieso lachst du?)" "Gut drauf, a sbon a? (Darf ich nicht?)" "Doch, aber das ist ein Honigkuchensmile. Wen hast gesehen?" "Ihn." "Aus der Boutique?" "Ja!" Und schon drehte sie sich wie eine Irre um und suchte die ganze Bar ab und hörte erst auf zu suchen bis sie ihn endlich gefunden hatte. "Qu shko foli. (Geh, sprich ihn an.)" "Als ob, kann doch nicht einfach dahin. Wie peinlich wäre das denn." "Dann bleib halt alleine." Wie sie wieder übertreibt. Ich hatte so meine Prinzipien und wollte ihn nicht als erste ansprechen. Was ist, wenn er mich nicht sympathisch findet und ich mich vor alle blamiere? Zudem wollte ich keinen mehr kennen lernen. Meine Vergangenheit hat mir mein Vertrauen geklaut und das sollte noch eine Zeit so bleiben. Ich will nicht wieder verletzt werden. "Nese osht boll burr, vje aj mem fol. (Wenn er Mann genug ist, kommt er mich ansprechen.)", gab ich meiner Schwester als Antwort. "Po vje. (Er kommt)."

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