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Ich saß noch einige Minuten auf dem Sofa und grübelte.Sollte ich ihn anrufen oder lieber nicht?Einer von uns musste sich doch mal melden,sonst hören wir nie,wie es dem Anderen geht.Ich ging also nach oben in mein Zimmer,setzte mich auf mein Bett und zog mein Handy heraus.Ich atmete noch einmal tief durch und wählte dann die Nummer meines Vaters.Es klingelte dreimal,bis er schließlich abnahm."Ja?",fragte er etwas genervt ins Telefon.Ich war kurz aus der Bahn geworfen,fasste mich aber schnell und sagte:"Hey,Dad.Ich bin's Sadie"."Hallo,Sadie",war alles,was zurückkam."Ich dachte,ich rufe dich mal an.Wir haben schließlich,seit ich in Mystic Falls bin keinen Kontakt gehabt.Wie geht es dir?",fragte ich ihn,doch er wimmelte mich einfach ab."Sadie,tut mir leid,aber ich bin im Moment wirklich sehr beschäftigt",meinte er."Oh..ja,natürlich,das verstehe ich.Soll ich dich später noch einmal anrufen?",fragte ich hoffnungsvoll,doch er antwortete nur:"Nein,das passt nicht so gut.Ich habe in letzter Zeit sehr viel zu tun.Vielleicht rufe ich dich mal an,wenn ich Zeit habe.Aber warte nicht drauf",war das Letzte,was er sagte,bevor er einfach auflegte."Bye,Dad",flüsterte ich noch leise in den Hörer,doch ich wusste,dass er es nicht mehr hörte.

Ich ließ das Handy neben mich aufs Bett plumsen und versuchte ruhig zu bleiben.Man müsste meinen,dass ich es mittlerweile gewöhnt war,von ihm verletzt zu werden,doch stattdessen tat es jedes Mal mehr weh.Ich spürte,wie mir Tränen in die Augen traten und meine Sicht verschleiert wurde.Meine Brust schnürte sich zusammen und ich zog meine Beine fest an meinen Oberkörper.Ich hörte hinter mir ein Geräusch und drehte mich um.Es war Elena,die unschlüssig in der Tür stand."Darf ich reinkommen?",fragte sie vorsichtig und ich nickte leicht.Sie setzte sich neben mich und begann:"Tut mir leid,aber ich habe das gerade unfreiwillig mitbekommen.Was hat er gesagt?".Ich atmete tief durch und presste die Worte heraus:"Er sagte,er habe jetzt keine Zeit zu telefonieren und das er mich anriefe,wenn er Zeit hätte.Doch ich sollte nicht darauf warten",den letzten Satz brachte ich nur noch mit erstickter Stimme zustande und die Tränen liefen mir wie Ströme über die Wangen.Elena zog mich in ihre Arme und ich vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter.Sie streichelte mir sanft über den Kopf und ich schluchzte jämmerlich.Eine Weile saßen wir einfach nur so da,bis ich mich wieder beruhigt hatte.Ich löste mich aus ihrer Umarmung und wischte mir die Tränen weg."Es tut mir leid,Sadie.Ich hätte mich nicht einmischen sollen und...",ich unterbrach sie und sagte:"Schon vergessen".Sie lächelte und ich versuchte es zu erwidern,doch mein Gesicht fühlte sich so aufgedunsen an,wie ein Schwamm im Wasser."Das war das erste Mal,dass ihr telefoniert habt,seitdem du hier bist,oder?",fragte sie.Ich nickte und wir wussten beide nicht,was wir sagen sollten.

Irgendwann begann sie:"Du solltest ihn einfach vergessen.Wenn er dich so behandelt,weiß er dich einfach nicht zu schätzen.Wir sind deine Familie und wir lieben dich".Ich rückte etwas von ihr ab."Wir reden hier nicht von einem Freund,Elena,er ist mein Dad.Ich kann das doch nicht einfach so vergessen!",erklärte ich ihr energisch und sie versuchte mich zu beruhigen."Nein,natürlich nicht.So hatte ich das nicht gemeint.Ich wollte doch nur...ach,ich weiß auch nicht.Ich wollte dich nur trösten,aber mir fallen einfach nicht die richtigen Worte ein",gab sie zu.Ich nickte und nahm ihre Hand."Ist schon gut.Das können auch keine Worte wieder gut machen.Aber du hast Recht.Lass uns das erstmal beiseite schieben und nicht mehr darüber nachdenken",meinte ich und sie lächelte.Wir hörten,wie es unten in der Küche polterte."Ich glaube,Jenna ist wieder da",sagte Elena lachend und ich stand auf."Lass uns doch mal nachsehen,ob sie Hilfe braucht",meinte ich und wir gingen nach unten.

"Hey,Jenna",begrüßten wir sie und sie fuhr erschrocken herum."Man,ihr zwei habt mich aber erschreckt.Ich dachte,ihr wärt gar nicht zu Hause",meinte sie und ich zuckte mit den Schultern."Was machst du da eigentlich?",fragte ich und blickte über die Einkauftüten hinweg."Ich koche.Oder ich versuche es",sagte sie lachend."Brauchst du vielleicht etwas Hilfe?",fragte Elena und ich nickte zustimmend."Naja,ein bisschen Hilfe kann,denke ich,nicht schaden",meinte sie und drückte uns beiden ein paar Zutaten in die Hand.Allem Anschein nach kochen wir heute unser berühmtes Huhn in Mandelsoße.Unsere Großmutter hatte das Rezept auf ihrem Italienaufenthalt entdeckt und mit nach Amerika gebracht,wo es seitdem jeder der Familie Gilbert kocht.Wir kochten und jeder hatte seinen Part und wir hatten so viel Spaß,dass ich darunter meinen Dad ganz vergaß.Als ich mir Jenna und Elena ansah,wie sie lachend nebeneinander standen,wusste ich,dass Elena Recht hatte.Sie waren meine Familie und ich liebte sie,so wie sie mich liebten und ich wusste,dass sie mich nie so,wie mein Vater behandeln würden.Als wir das Hühnchen in den Ofen schoben,setzten wir uns an den,mittlerweile gedeckten,Tisch und unterhielten uns.Es war beinahe wie ein Mädchenabend,obwohl Tante Jenna schon etwas älter,als wir beide war.

Eine halbe Stunde später konnten wir das Huhn aus dem Ofen nehmen und,als hätte er es geahnt,kam Jeremy genau in diesem Moment.Er schnupperte und seine Augen wurden groß,als er sah,was es gab."Ihr habt wirklich gekocht?",fragte er skeptisch und lachte leise.Dennoch setzte er sich und spachtelte das Essen nur so in sich hinein.Normalerweise hätte eine von uns etwas dazu gesagt,doch wir waren einfach froh,dass er aß und glücklich zu sein schien.Ich nahm mir vor diese Anna kennenzulernen und ihr für das Wunder,dass sie vollbracht hatte,zu danken.



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