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Es war gleichzeitig merkwürdig und schön wieder hier zu sein. In meiner Kindheit hatte ich fast meine komplette Zeit hier verbracht. Bis zu dem Unfall..."Alles in Ordnung?", fragte Damon besorgt. Ich nickte beruhigend. "Ja, es kommen nur alte Erinnerungen hoch.", erklärte ich. "Klärst du mich jetzt auf, wieso wie hier sind?", fragte Damon, dem ich noch nichts verraten hatte. "Das ist der Ort, in dem ich aufgewachsen bin. In dem Haus da hat meine beste Freundin gewohnt. Sie war eine Hexe und ich weiß, dass ihre Mutter und ihre Schwester auch Hexen sind. Sie sind sehr mächtig. Wenn sie uns nicht helfen können, dann kann es niemand.", offenbarte ich. Damon nickte verstehend. "Du hast immer in der Vergangenheitsform von deiner Freundin gesprochen. Ist sie...?", fragte Damon und ich unterbrach ihn, bevor er es aussprechen konnte. "Sie wurde von einem Auto überfahren.", erklärte ich knapp. Ich spürte Damons Neugier, doch er fragte nicht nach, worüber ich sehr dankbar war.

"Lass uns klingeln.", sagte ich und lief zielstrebig auf die Tür zu. Ich atmete noch einmal tief durch und drückte dann auf die Klingel. Als ich noch ein Kind war, waren sie praktisch meine Familie gewesen, doch ich hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Nicht seit der Beerdigung. Die Tür öffnete sich ruckartig und eine kleine, etwas rundliche Gestalt stand vor mir. Als sie mich erkannte, fiel ihr der Mund auf. "Sadie?", fragte sie keuchend. Ich nickte lächelnd. Sie fiel mir stürmisch um den Hals. "Oh mein Gott ist das lang her. Es ist so schön, dich zu sehen. Du siehst toll aus. Wie geht es dir? Ich habe gehört, du bist umgezogen? Hat dein Vater immer noch so viel geschäftlich zu tun?", überhäufte sie mich mit Fragen. Ich konnte nicht anders, als vor mich hinzugrinsen. Sie nahm mein Gesicht in ihre kleinen Hände und lächelte mich mütterlich an. Es fühlte sich so gut an.

Erst jetzt fiel ihr Damon auf, der etwas hinter mir stand und uns Raum gab. "Oh, wer ist denn dein gut aussehender Begleiter?", fragte sie grinsend. "Das ist mein Freund, Damon.", stellte ich vor. Sie streckte ihre Hand aus. "Hallo, Damon. Schön dich kennen zu lernen. Ich bin Melinda Trine.", sagte sie. Als Damon ihre Hand ergriff, wurde ihre Augen riesig. Sie schreckte schlagartig zurück. "Verschwinde!", schrie sie und trat einen Schritt zurück ins Haus. "Nein, Melinda! Es ist schon in Ordnung, er wird dir nichts tun.", warf ich ein. Sie sah mich an, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen. "Wie kannst du nur mit ihm zusammen sein, wenn du weißt, was er ist?", zischte sie. "Melinda, bitte bleib ruhig und lass es mich erklären. Damon tut Menschen nicht weh, er ist kein blutrünstiges Monster. Ich war bis vor Kurzem auch noch ein Vampir, aber das ist eine lange Geschichte. Er wird dir nichts tun und auch sonst niemandem.", beschwichtigte ich sie. Sie sah nicht vollkommen überzeugt aus. "Bitte dürfen wir reinkommen? Ich brauche dringend deine Hilfe.", bat ich. "Du schon. Er bleibt draußen.", entgegnete sie stur. Ich sah zu Damon. Er verdrehte die Augen, ließ sich aber auf der Verandabank nieder.

Melinda trat zur Seite und ließ mich eintreten. "Möchtest du etwas trinken?", bat sie an, doch ich hörte, dass sie gereizt war. "Nein, danke.", lehnte ich vorsichtshalber ab. Wir setzten uns ins Wohnzimmer und beinahe sofort fragte Melinda: "Erklärst du mir das Ganze bitte?". Ich lächelte. Also erzählte ich ihr die ganze Geschichte. Von meinem ersten Tag in Mystic Falls bis heute. Sie hörte aufmerksam zu und nickte an manchen Stellen. Als ich geendet hatte, sah sie so aus, als würde sie mir glauben, was Damon anging. Sie stand auf. Ich sah sie verwirrt an, doch sie beachtete es nicht. Sie ging zur Haustür und öffnete sie. "Kommen Sie rein.", sagte sie seufzend. "Aber ich warne Sie, wenn sie irgendwas versuchen, lasse ich Ihr Blut gefrieren.", drohte sie, als Damon vor ihr stand. "Keine Tricks, versprochen.", meinte Damon und lächelte verschmitzt.

Sie gesellten sich beide zu mir und Damon setzte sich nahe neben mich. Sofort fühlte ich mich wohler. "Also, Süße. Du sagtest, du bräuchtest meine Hilfe? Ich glaube, ich kann mir vorstellen worum es geht. Aber...", begann Melinda, doch sie wurde von einer Stimme hinter uns unterbrochen. "Was hast du denn hier zu suchen?!", rief Jemand empört. Ich drehte mich um und war sprachlos. Die kleine Cindy, Liz kleine Schwester und auch beinahe Meine, war alles andere als klein. Sie war groß gewachsen und hatte schwarzes, glänzendes Haar, ausdrucksstarke, braune Augen, die mich anfunkelten und markante Wangenknochen. "Cindy!", schimpfte Melinda. "Mom, wie kannst du ihr einfach die Tür öffnen und sie wieder in unser Leben lassen? Nach allem, was passiert ist?", keifte sie. Ich war verwirrt. Was hatte sie gegen mich? Ich stand auf und ging langsam auf sie zu.

"Cindy, es ist schön dich zu sehen.", sagte ich und lächelte. Sie schnaubte. "Verschwinde einfach von hier!", zischte sie. Ich fühlte mich wie vor den Kopf gestoßen. "Was hast du denn?", fragte ich perplex. "Was ich habe?! Du warst wie eine Schwester für mich, doch nachdem Liz...Du hast dich nicht einmal mehr hier blicken lassen! Ich hätte dich gebraucht! Wir alle hätten dich gebraucht, doch du hast uns einfach vergessen! Das verzeihe ich dir nie!", schrie sie außer sich. Ich erstarrte. Sie hatte recht. Ich war nach der Beerdigung nie wieder bei Ihnen gewesen. Ich konnte nicht, weil mich alles an Liz erinnert hatte. Ich hatte sie im Stich gelassen. Erst jetzt wurde mir das klar. Ich presste die Augen zusammen, um die Tränen zu unterdrücken. "Cindy...so hatte ich das nie gesehen. Ich...Mir war nicht klar...Es tut mir leid.", stammelte ich. Cindy sah mich nur hasserfüllt an. "Das kannst du dir sparen, das kommt ungefähr vier Jahre zu spät.", spuckte sie mir entgegen. Ich nickte und sah zu Boden. "Cindy, es reicht! Sadie hatte selbst damit zu kämpfen.", verteidigte Melinda mich. "Nein, Cindy hat recht. Ich habe euch einfach im Stich gelassen. Es tut mir so leid. Ich konnte nicht mehr hier sein, alles hat mich an sie erinnert und das hat es nur noch schwerer gemacht. Auch jetzt schnürt es mir die Luft ab, wenn ich das vertraute Haus sehe. Doch das ist keine Entschuldigung. Es war dämlich von mir her zu kommen. Wir werden verschwinden.", sagte ich, mit den Tränen kämpfend. Ich lief schnellen Schrittes auf die Tür zu.

"Nein, Sadie, warte!", rief Melinda mir hinterher. Sie holte mich ein und nahm mich in den Arm. "Cindy ist nur verletzt, sie meint das nicht so.", versuchte sie sich für ihre Tochter zu entschuldigen. "Nein, sie hat...", wollte ich entgegnen, doch Melinda unterbrach mich. "Hör jetzt auf damit! Es ist alles Schnee von gestern und wir vergessen das. Ich bin nur so froh, eine meiner Töchter wieder zu haben.", antwortete sie. Ich sah ihr in die Augen und konnte nichts als Liebe sehen. Ich blickte zu Cindy. Ihr liefen Tränen über die Wangen. Sie sah immer noch wütend aus, vermutlich darüber, dass sie weinte. Damon stand unschlüssig da und war mit der Situation überfordert. Ich lief langsam auf Cindy zu. Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde.



Love Happens...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt