80

108 2 0
                                    


Ich war gerade dabei meine Hausaufgaben zu erledigen, ja es war der erste Schultag und ich hatte Hausaufgaben auf, als es klingelte. Mich interessierte das nicht weiter, weil ich nicht mit Besuch rechnete. Deshalb war ich umso überraschter, als meine Mom nach mir rief. "Joy, Schätzchen. Komm doch kurz nach unten, hier sind ein paar Mädchen, die dich sehen wollen.", ruft sie erklärend. Blinzelnd tapste ich nach unten. Wer sollte das sein? Ich hatte niemandem verraten, wo ich wohnte. Außerdem hatte ich bisher keine engen Kontakte geknüpft. Außer vielleicht...Ich trat neben meine Mom und vor mir standen Elena, Bonnie und das blonde Mädchen, dessen Name mir gerade entfallen war.

"Oh, hey.", rief ich freudig überrascht aus. Ich fand sie alle sehr sympathisch und freute mich darüber, dass sie vorbei gekommen waren. Auch, wenn ich mich fragte, woher sie meine Adresse hatten. "Hey, Joy. Ich hoffe, es ist nicht schlimm, dass wir so unangemeldet auftauchen. Aber wir dachten uns, da du neu bist, hast du vielleicht Lust, was mit uns zu unternehmen. Dann können wir uns besser kennen lernen und du kannst neue Kontakte knüpfen.", erklärte Elena ihren Besuch. Ich nickte begeistert. "Ja, das ist eine super Idee. Worauf habt ihr Lust?", fragte ich sogleich. Elena lächelte über meine Freude. "Wir gehen meistens ins Mystic Grill. Es ist die einzige Kneipe und wir könnten eine Runde Billard spielen.", schlug sie vor. "Klar. Aber ich warne euch, ich bin verdammt gut darin.", meinte ich kichernd. Das erheiterte sie offenbar, denn alle drei lachten. "Ich hole nur schnell meine Jacke.", verkündete ich und rannte nach oben. Ich wusste nicht, wieso ich das gesagt hatte, schließlich hatte ich noch nie Billard gespielt. Vor meinem Unfall vermutlich schon, aber daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Improvisieren war also angesagt. Ich schnappte mir eine hellbraune Lederjacke und ging wieder nach unten. "Mom, ich gehe mit ein paar Freunden Billard spielen. Ist das okay?", fragte ich, obwohl ich wusste, dass es das war. "Ja, natürlich.", rief sie erfreut und streckte ihren Kopf aus der Küche. "Viel Spaß.", wünschte sie mir noch, als ich die Tür hinter mir schloss.

Wir stiegen in einen Ford, der offensichtlich dem blonden Mädchen gehörte. Ich grübelte die ganze Zeit über ihren Namen und war froh, dass Elena sie ansprach. Caroline. Warum hatte ich das vergessen? "Und Joy, wie gefällt dir Mystic Falls bisher?", fragte sie, um Konversation bemüht. Ich lächelte. "Es ist vergleichbar mit der Stadt, in der ich vorher gelebt habe. Klein, nicht besonders aufregend. Aber trotzdem gefällt es mir hier irgendwie.", erklärte ich. Bonnie, die neben mir saß, sah mir freundlich in die Augen. "Und ihr lebt schon immer hier?", fragte ich. "Ja, leider. Ich würde gern mehr von der Welt sehen, aber das werde ich wohl erst nach meinem Abschluss schaffen.", seufzte Caroline. Sie erzählten mir viel über die Stadt und die Leute und fragten mich im Gegenzug über mein Leben aus. Es waren keine aufdringlichen Fragen, deshalb beantwortete ich sie gern. "Jetzt muss ich aber trotzdem fragen. Woher wusstet ihr, wo ich wohne?" Elena stammelte unverständliches Gebrabbel. "Sowas spricht sich herum. Es ist schließlich etwas Besonderes, wenn jemand Neues hier auftaucht.", erklärte Bonnie an Elenas Stelle. Diese warf ihr einen dankbaren Blick zu. Das war also nicht ganz die Wahrheit. Ich beließ es allerdings dabei, da ich ihnen schließlich auch nicht den wahren Grund für unseren Umzug verraten hatte.

Wir parkten vor einem dunklen, kleinen Gebäude, das ein Leuchtschild mit "Mystic Grill" zierte. Hier verbrachten sie also ihre Freizeit. Wir betraten das Lokal und sofort strömten mir Düfte von Essen, abgestandenem Whiskey und Kaffee entgegen. Eine richtige Dorfkneipe eben. Wir setzten uns an einen freien Tisch und warteten auf die Bedienung. Ein Junge mit blonden, kurzen Haaren trat auf uns zu. "Hey, ihr drei. Oh, ein neues Gesicht. Hi, ich bin Matt Donovan.", stellte er sich vor und reichte mir freundlich die Hand. Ich ergriff sie und antwortete: "Ich bin Joy Miller." Die anderen Drei starrten ihn mit offenen Mündern an. "Was?", fragten er und ich gleichzeitig. Darüber mussten wir lachen. "Nichts.", murmelte Elena leise. Wir bestellten alle einen Cappucino und Matt verschwand wieder. "Wieso habt ihr ihn so komisch angesehen?", fragte ich verwirrt. Sie schüttelten nur die Köpfe und wechselten das Thema. Na, super. Schon an meinem ersten Tag hier gab es Geheimnisse, die ich nicht wissen durfte.

Elenas Sicht:

Wieso hatte Matt sie nicht erkannt? Sie sah haargenau aus wie Sadie. Er konnte sie doch nicht in den paar Monaten vergessen haben? Ich würde ihn später darauf ansprechen. Es hatte mich sowieso schon gewundert, wieso sie niemand in der Schule erkannt hatte. Nur wir hatten gedacht, dass sie Sadie war. Was war da los?

"Habt ihr beide auch einen Freund oder nur Elena?", fragte Joy Bonnie und Caroline. "Ich bin mit Tyler zusammen. Du hast ihn heute in der Schule kennen gelernt.", erklärte Caroline stolz lächelnd. Bonnie schüttelte nur resigniert den Kopf. Anhand Joys Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass sie verstand, dass Bonnie das traurig machte und beließ es daher auf sich. Jedes Wort, das ich mit ihr sprach, hätte auch von Sadie sein können. Sie war genauso warmherzig, witzig, schlagfertig und freundlich wie sie. Das alles konnte kein Zufall sein. "Wollen wir jetzt Billard spielen oder was?", fragte Bonnie schließlich drängend um das Thema zu wechseln. Wir standen auf, doch Joy sah nicht mehr so begeistert aus. Ich wusste, dass Sadie absolut kein Billard spielen konnte. Vielleicht ging es ihr ähnlich und sie hatte vorhin nur witzig sein wollen. Sie sah jedenfalls unglaublich erleichtert aus, als ihr Handy sie durch ein Klingeln rettete. Sie sah darauf und ihre Augen begannen zu leuchten. Wer war das? Hatte sie etwa einen Freund?

"Ich muss da kurz rangehen.", erklärte sie entschuldigend. "Hey, Ben.", rief sie erfreut. Es war wohl ein Videoanruf, denn sie hielt das Handy weit vor sich. Bonnie und Caroline sprangen ihr neugierig an beide Seiten. Joy kicherte. Ich konnte nicht verstehen, was der Junge sagte. "Das sind Bonnie und Caroline. Sie sind Klassenkameradinnen von mir.", stellte sie sie vor. "Und das ist Elena.", sagte sie und drehte den Display zu mir. Ich lächelte und winkte. Der Junge sah wirklich richtig gut aus. Ich würde gern wissen, was es mit ihm auf sich hatte. Damon würde es sicher nicht gefallen, wenn sie einen festen Freund hatte. "Ich will dich nicht stören, wenn du gerade mit deinen Freundinnen zusammen bist.", meinte dieser. "Du weißt, dass du nicht störst, aber ich denke es ist trotzdem besser, wenn ich dich später zurückrufe.", meinte sie. "Klar doch. Viel Spaß noch.", verabschiedete er sich. Sie legte auf und steckte das Handy wieder ein.

"Uuuund wer ist das?", fragte Caroline aufgeregt. "Das war Ben, er wohnt in Huntington. Er ist mein bester Freund und wir telefonieren jeden Tag.", erklärte sie knapp. "Nur dein bester Freund, huh?", fragte ich grinsend nach. "Ja, nicht mehr. Er ist super, aber ich mag ihn einfach nur.", stellte sie klar. "Jetzt lasst uns aber endlich machen, warum wir hier sind.", befahl Caroline. Wir machten uns auf und begannen zu spielen. Man sah Joy an, dass sie noch nie im Leben Billard gespielt hatte. Sie hielt den Queue ganz schief und traf keine einzige Kugel. "Wie war das mit, 'du bist so gut'?", zog Bonnie sie auf. Anstatt peinlich berührt zu sein, gab sie grinsend zurück: "Ich kann euch doch nicht an meinem ersten Tag hier gleich so abzocken, dann finde ich ja nie Freunde." Wir lachten und es störte keinen, dass sie nicht spielen konnte. Plötzlich spürte ich einen Windzug. Die Tür hatte sich geöffnet und niemand anderer als Damon stand in ihrem Rahmen. Er sah zu uns rüber und ich konnte genau sehen, wo sein Blick hängen blieb. Joys Auftauchen hatte ihn sichtlich verwirrt. Er haderte mit sich, kam schließlich doch zu uns.

"Na, wer gewinnt?", fragte er grinsend. "Ich jedenfalls nicht.", seufzte Joy und versuchte sich an einem weiteren Stoß. Nein, Billard war nicht ihr Ding. "Weil du nicht die richtige Technik hast.", meinte Damon und trat hinter sie. Er legte seine Hände auf ihre und nahm mit ihr den Stab. Joy wurde leicht rot und wusste nicht, was sie sagen sollte. Bonnie und Caroline grinsten verschmitzt und drehten sich weg. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es war, als wäre die Uhr wieder auf null gestellt werden und die beiden hätten sich erst kennen gelernt. Auch das machte sie Sadie noch ein Stück ähnlicher. Man konnte die Anziehung zwischen den Beiden beinahe greifen. Sie trafen eine Kugel und versenkten sie. Joy jubelte. Sie war in meinem Team und so klatschten wir uns ab. Als Joy nicht hinsah, warf ich Damon einen fragenden Blick zu. Er zuckte nur mit den Schultern. Der Abend verging und es war wirklich lustig. Wir verstanden uns alle super mit Joy. Es war als wäre Sadie wieder da, nur dass sie keine Ahnung von allem hatte, was vor ihrer Ankunft passiert war.



Love Happens...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt