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"Danke für den schönen Abend.", sagte ich und sah Matt lächelnd an. Das Lächelnd erwidernd, nickte er. Er hatte mir etwas gegeben, was mir lange Zeit niemand gegeben hatte. Normalität und Geborgenheit. Matt war mir im Moment am liebsten von allen. In diesem Augenblick durchzog mich ein heftiger Wunsch. Warum konnte ich mich nicht in Matt verlieben? Es wäre alles so einfach und unkompliziert mit ihm. Doch leider hatten weder er noch ich romantische Gefühle für den jeweils anderen. Wir waren Freunde, gute Freunde, aber mehr nicht. Ich drückte ihn fest an mich und schloss kurz die Augen. Er hatte so viel durchmachen müssen und war trotz allem immer noch für uns alle da. Ich löste mich von ihm und stieg schweigend aus seinem Auto aus. Ich sah Matt hinterher, als er aus der Einfahrt fuhr.

Unschlüssig wohin ich gehen sollte, setzte ich mich auf die Stufen unserer Veranda. Ich wollte nicht nach drinnen gehen. Eine Weile saß ich so da, das Gesicht in meine Hände vergraben. Schließlich stand ich auf und setzte mich in mein Auto. Ich konnte nicht hier sitzen, wenn Damon jeden Moment auftauchen konnte. Ich hatte heute nicht die Nerven ihn zu sehen. Ich verließ Mystic Falls und fuhr eine dunkle Landstraße entlang. Doch irgendwann hielt ich schließlich am Straßenrand irgendwo im Nirgendwo an. Nach Hause wollte ich nicht, da würde Damon zuerst nachsehen. Zu Klaus war ebenfalls keine Option. Bonnie und Caroline fielen auch weg. Es wäre so einfach wegzufahren. Einfach die Straße entlang, ohne ein Ziel. Für einen kurzen Moment war die Versuchung so verlockend, dass ich kurz davor war auf das Gaspedal zu treten. Doch dann schüttelte ich den Kopf. "Du bist kein Feigling.", flüsterte ich mir zu und wendete den Wagen. Es war egal, wo ich hinfahren würde, Damon würde mich früher oder später finden. Von Klaus ganz zu schweigen. Also konnte ich mich auch gleich in die Höhle des Löwen begeben. Doch da fiel mir ein, was Elena vorhin gesagt hatte. Damon wollte nicht, dass sie es mir verriet. Ich beschloss also, Elena nicht zu verraten und fuhr nach Hause. Möglicherweise würde mich Damon für heute von seiner "Überraschung" verschonen.

Gerade, als ich das Ortsschild erkennen konnte, sah ich neben mir am Straßenrand eine Person. Sie winkte mit den Armen über dem Kopf und schließlich erkannte ich Elena. Ich trat sofort auf die Bremse und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Sie kam hysterisch auf mich zu gestürmt und riss mich aus dem Auto. "Damon...er ist verletzt! Komm schnell!", schrie sie und wollte mich mitziehen. Ich hielt sie fest. "Elena, wie kann das denn sein? Damon ist ein Vampir, Vampire verletzen sich nicht.", stellte ich richtig, was sie schon längst wusste. Zweifelnd sah ich sie an. "Ja, natürlich. Aber uns ist während der Fahrt etwas vor unser Auto gelaufen. Wir dachten, es wäre ein Reh und hielten an. Doch dann griff es Damon an und wir sahen, dass es ein Werwolf war. Er hat Damon gebissen! Er hat furchtbare Schmerzen! Er braucht dich jetzt. Komm schon!", rief sie und hielt mir die Hand hin. Die Absurdität ihrer Erklärung war mir in diesem Augenblick nicht klar, da ich nicht mehr klar denken konnte. Damon lag im Sterben und brauchte mich jetzt! Ich ließ mich von Elena führen und wir rannten zu Damon. Durch das Dickicht hindurch, dass mir die Arme und das Gesicht zerkratzte, stürmten wir immer weiter. Endlich brachen wir durch die Bäume und standen am Rande eines Sees. Krank vor Sorge blickte ich mich hastig nach Damon um. Ich konnte ihn nirgendwo erblicken und wollte Elena schon fragen, ob es die falsche Stelle wäre, als er hinter einem Baum hervortrat.

Ich stürmte auf ihn zu und schloss ihn in meine Arme. "Es wird alles wieder gut. Wir besorgen dir etwas von Klaus Blut und dann...", erst da bemerkte ich, dass er keinerlei Schmerzen und Verletzungen hatte. Ich drückte ihn von mir und suchte seinen Körper ab. Nichts. Ich sah ihm ins Gesicht und konnte darin ein schlechtes Gewissen erkennen. "Ihr habt mich reingelegt?", kreischte ich wütend. "Sadie, ich wollte dich überraschen und ich wusste, du wärst nie gekommen, wenn es nicht dringend gewesen wäre.", erklärte er, doch ich wollte es nicht hören. "Und da tut ihr so, als würdest du sterben? Weißt du eigentlich, was ich für Todesängste durchstehen musste? Ich dachte, ich würde dich verlieren, ich dachte, es wäre zu spät und...", rief ich und spürte Tränen in meinen Augen. Er wollte mich in eine Umarmung ziehen, doch ich schlug wütend auf ihn ein. "Nein, lass mich los! Sowas kannst du nicht mit mir machen! Ich verschwinde jetzt!", schrie ich und stieß ihn endgültig von mir. Als ich an Elena vorbeiging, sah sie mich entschuldigend an, doch ich warf ihr nur einen wütenden, enttäuschten Blick zu. Sie senkte den Kopf und ich stürmte an ihr vorbei. "Sadie, bitte warte!", rief Damon und ich hörte seine Schritte hinter mir. In Vampirgeschwindigkeit rannte ich zu meinem Auto und wollte gerade die Tür öffnen, doch sie ließ sich nicht aufmachen. Da sah ich auch wieso. Damon hatte seine Hand darauf gelegt und drückte sie zu.

"Sadie, es tut mir leid. Ich hatte nicht bedacht, was das für eine verblödete Idee ist. Ich habe nicht nachgedacht. Du darfst mich gern so oft schlagen wie du willst, aber geh nicht.", flehte er. Ich hielt den Kopf gesenkt und versuchte stark zu sein. Stark genug zu sein um wegzufahren und ihn stehen zu lassen. Doch er hob meinen Kopf an und zwang mich in seine Augen zu sehen. Seine wunderschönen, blauen Augen gaben mir den Rest. Ich war schwach und ich gab mich geschlagen. "Also schön. Aber, wenn du so etwas noch einmal machst, dann schwöre ich dir, dass ich dich eigenhändig umbringe.", versicherte ich ihm ohne mit der Wimper zu zucken. Er nickte grinsend und wollte meine Hand nehmen. Ich zog sie allerdings weg und schlug ihn fest auf den Oberarm. Er wollte vor Schmerz aufstöhnen, doch ich sah, dass er sich zusammenriss. "OK, das habe ich verdient.", gab er zerknirscht zu. Da erst legte ich meine Hand in seine. Ich ließ mich von ihm ziehen. Er führte mich zurück zu der Stelle, an der wir uns vorhin begegnet sind. Ich blickte mich um, doch ich konnte Elena nirgends entdecken. Ich hoffte, dass es ihr gut ging. Damon bemerkte meinen suchenden Blick und erklärte: "Elena ist mit meinem Wagen zurück gefahren.". Ich nickte. Wir blieben stehen und Damon stellte sich hinter mich. Ich war kurz verwirrt, doch als er seine Hände über meine Augen legte, begriff ich. Vorsichtig führte er mich weiter und ich merkte, dass ich ihm zu hundert Prozent vertraute. Als er nach einigen Schritten seine Hände von meinen Augen nahm und ich blinzelte, ging mir das Herz auf.



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