36.

220 6 1
                                    


"Sadie,ich will dir ja keine Vorschriften machen,aber meinst du nicht,es wäre besser erst einmal deinen Hunger zu stillen,als dich sofort wieder unter Menschen zu begeben?",fragte Stefan und sah mich forschend an.Ich nickte."Ja,ich kann deine Bedenken verstehen,doch ich möchte versuchen,damit klar zu kommen.Auch wenn ich mich dafür entscheide kein Menschenblut zu trinken,muss ich trotzdem Zeit in ihrer Gegenwart verbringen,ohne jedes Mal das unbändige Verlangen danach zu haben ihnen die Kehle aufzureißen.Ich muss eben an mir arbeiten und trainieren.Am besten so früh wie möglich",erklärte ich.Er sah mich prüfend an und nickte dann."Wenn ihr merkt,dass es zu viel für mich wird,bringt mich hier weg,bevor ich jemandem Schaden zufüge",bat ich sie.

Ich hielt den Atem an und stellte mich neben eine große Menschenmenge,die darauf wartete,dass die Ampel auf Grün schaltete.Langsam zählte ich in meinem Kopf bis drei und atmete anschließend tief ein.Ich spürte,wie meine Reißzähne wuchsen und mein Gesicht sich veränderte.Mein Hals begann erneut zu brennen,als stünde er in Flammen.Ich schloss die Augen und atmete ruhig weiter.Ich versuchte an belanglose Dinge zu denken.Wie an das Wetter letzten Sommer,als es pausenlos geregnet hatte oder an die Geburtstagsparty meiner besten Freundin in der fünften Klasse.Einmal schob sich kurz ein Bild von mir,wie ich eine Frau in meinen Armen halte und ihr Blut trinke,in meinen Kopf,doch ich verdrängte es sofort.Langsam spürte ich,dass ich mich an den Geruch gewöhnte und meine Zähne schrumpften wieder auf Normalgröße zurück.Ich griff mir vorsichtshalber in mein Gesicht und auch da konnte ich nichts Ungewöhnliches feststellen.Ich seufzte erleichtert.

Als ich meine Augen öffnete,begann die Menge gerade die Straße zu überqueren.Ich drehte mich freudestrahlend zu den Anderen um.Stefan lächelte anerkennend.Ich lief zu ihm und er schloss mich in seine Arme."Gut gemacht",meinte er.Ich grinste stolz."Schön und talentiert.Mit dir habe ich wirklich einen Glückstreffer gemacht",bemerkte Klaus.Ich grinste verlegen und hoffte,dass ich nicht rot wurde."Ich kann zwar nicht verstehen,wie du Menschenblut ablehnen kannst,aber ich bin beeindruckt,dass du so willensstark bist",fügte er noch hinzu.Ich lächelte ihn aufrichtig an.Das schien ihm zu gefallen.

"Lasst uns jetzt zurückgehen.Ich habe keine Lust mehr hier rumzustehen",maulte Rebekkah.Ich nickte lächelnd und wir machten uns auf den Rückweg.Als wir wieder in der Bar,unserer derzeitigen Behausung,angekommen waren,war ich unendlich froh mich setzen zu können.Zwar war ich jetzt ein Vampir und konnte so gut wie alles aushalten,aber trotzdem fühlte ich mich zermürbt und ausgelaugt.

"Geht es dir gut?",fragte Stefan.Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zuckte ich mit den Schultern.Er verstand sofort."Wie wäre es,wenn wir uns mal nach einem Wald umsehen?",fragte Stefan.Ich schenkte ihm mein dankbarstes Lächeln und er zog mich auf die Beine."Klaus,wir sind unterwegs in einen Wald.Sadie braucht dringend Nahrung",rief Stefan.Der Angesprochene erschien sofort vor uns."Kann ich mich darauf verlassen,dass ihr zurückkommt?",fragte Klaus.Stefan nickte.Die beiden sahen sich ein paar Augenblicke tief in die Augen.Schließlich nickte Klaus."Also schön.Aber nicht zu lang".Wir drehten uns um und waren beinahe zur Tür hinaus,als Klaus noch hinzufügte:"Aber Stefan,denk daran,dass du etwas Anderes zu dir nimmst".



Love Happens...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt