48.

194 4 0
                                    


Ich wachte auf, weil die Sonne in meiner Nase kitzelte. Normalerweise müsste ich furchtbare Verbrennungen erleiden, wenn ich mich in die Sonne begab, doch Klaus hatte mir eine Kette gegeben, die mich vor dem Sonnenlicht beschützte. Ich konnte mich noch ganz genau an den Tag erinnern, an dem er sie mir umgehängt hatte.

Es war damals, als wir noch nicht nach Mystic Falls zurückgekehrt waren. Er kam langsam auf mich zu und öffnete seine Hand. In ihr lag eine wunderschöne, silberne Kette, mit einem Stein, der dieselbe Farbe hatte, wie die in Damons und Stefans Ringen. "Du wirst sie brauchen, wenn du tagsüber das Haus verlassen willst.", erklärte mit einem halben Lächeln. Ich war sprachlos und nickte nur. Als ich nach ihr greifen wollte, zog er seine Hand weg. Er schüttelte grinsend den Kopf und bedeutete mir mit den Finger mich umzudrehen. Ich gehorchte und mein Atem beschleunigte sich. Er legte mir die Kette an, doch auch als er sie zugemacht hatte, blieben seine Hände auf meinen Schultern liegen. Es herrschte eine magische Anziehungskraft zwischen uns, der ich mich kaum entziehen konnte. Er kam näher und flüsterte mit rauer Stimme in mein Ohr: "Sie steht dir ausgezeichnet. Du siehst atemberaubend aus." Ich schloss die Augen und genoss einfach den Moment. Als ich meine Augen öffnete, kam ich wieder zur Besinnung und entfernte mich von ihm. "Danke.", sagte ich förmlich und verließ das Zimmer.

Und jetzt lag ich hier allein in meinem Bett und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Was sollte ich den beiden sagen? Für wen sollte ich mich entscheiden? War es das Beste einfach zu verschwinden und das alles hinter mir zu lassen? Es wäre der einfachste Weg einfach abzuhauen, egal wohin und mir ein neues Leben aufzubauen. Doch es war auch der Feigeste. Ich seufzte. Meine Glieder fühlten sich an, als wären sie eingerostet und so streckte ich sie ausgiebig. Ein leises Klopfen ertönte an meiner Tür. "Ja", rief ich und wartete, bis sich die Tür öffnete. Elena steckte ihren Kopf herein und ihr Gesichtsausdruck verriet mir, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. "Was ist los?", fragte ich misstrauisch. "Damon...er ist hier.", erklärte sie knapp. Meine Augen weiteten sich und sofort fiel meine Laune auf den Tiefpunkt. "Was...aber...", mir fiel nichts ein, was ich sagen konnte. "Er ließ sich nicht aufhalten und wartet jetzt auf dich unten in der Küche.", sagte sie.

Ich schnaubte. Was fiel ihm eigentlich ein? Ich hatte ihm klar gesagt, dass ich ihn nicht sehen will. Da kam mir eine Idee. "Sag ihm, dass ich gleich komme.", sagte ich und stand auf. Elena sah verwirrt aus. Ich winkte sie zu mir. Sie lief langsam auf mich zu. Ich flüsterte ihr ganz leise ins Ohr: "Ich springe aus dem Fenster und haue ab. Halt ihn bitte hin.", bat ich sie. Sie nickte und verließ mein Zimmer. Ich schnappte mir irgendwelche Klamotten und zog sie mir über. So leise wie möglich öffnete ich mein Fenster und kniete mich auf das Fensterbrett. Es war ziemlich hoch, doch ich wusste mir konnte nichts passieren. Ich war schließlich unsterblich. Trotzdem schloss ich die Augen und ließ mich fallen. Der Aufprall war weniger hart, als ich gedacht hatte. Langsam öffnete ich die Augen und versicherte mich, dass es niemand gesehen hatte. Dann nahm ich die Beine in die Hand und rannte so schnell es ging. Weg vom Haus und vor allem weg von Damon.

Mir war, bis zu diesem Augenblick nicht bewusst, wie sehr ich mich davor scheute mit ihm zu reden. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, dem Mann, den ich einst mehr geliebt hatte, als alles andere. Ich wusste, dass ich ihn verletzt hatte, zutiefst enttäuscht. Mir war auch klar, dass es total feige war, wie ein kleines Kind davonzulaufen, aber ich war noch nicht bereit für das offene Gespräch, dass er sich wünschte.

Auf einmal spürte ich, dass mein Handy in meiner Hose vibrierte. Ich blieb stehen und nahm es heraus. Es war Elena. "Elena?", fragte ich besorgt. Sie würde sicher nicht anrufen, wenn alles glatt gelaufen wäre. "Er weiß es. Ich weiß nicht wie, aber er hat sofort gemerkt, dass du abgehauen bist. Er wird dich finden, da bin ich mir sicher.", jammerte sie und ich hörte ihr ihre Sorge an. "Das werden wir erstmal sehen.", sagte ich und legte auf. Ich wusste absolut nicht, wohin ich sollte. Es gab keinen Ort, an dem Damon mich nicht früher oder später finden würde. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch. Ich drehte mich um und aus dem Gebüsch trat niemand anderes als Damon.

"Sadie.", seufzte er traurig. Mein Herz brach bei diesem Anblick. Ich spürte wie mir Tränen in die Augen traten. Sein Gesicht war fahl und blass, seine Augen rot gerändert und glasig. Sein Haar, das sonst immer so glänzte, war fahrig und ungewaschen. Meine Kehle schnürte sich zu. Ich wollte nichts lieber, als auf ihn zu rennen, ihn in meine Arme zu schließen und zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. Doch es ging nicht, es war zu viel vorgefallen. Damon kam langsam auf mich zu, doch ich wich zurück. Er nickte langsam und senkte seinen Blick. "Denkst du...dass es jemals wieder so sein kann wie vorher?", fragte er leise. Ich hatte gewusst, dass er die Frage stellen würde, aber ich wusste trotzdem nicht die richtigen Worte.

"Damon, ich...ich weiß nicht. Es ist so viel passiert. Wir haben uns verändert. Ich weiß nicht, ob wir beide eine Zukunft haben.", erklärte ich ehrlich. Sein Blick traf mich mit voller Wucht. Ich war kurz davor zusammenzubrechen. "Aber ich liebe dich!", rief er energisch. Ich kämpfte mit den Tränen. Wie der Blitz kam er näher und plötzlich waren wir uns so nah, dass unsere Gesichter sich fast berührten. Er sah mir tief in die Augen. "Und ich weiß, dass du mich auch noch liebst.", meinte er mit fester Überzeugung. Ich nickte und schluchzte: "Ja, ich liebe dich auch.", gab ich zu. Er legte seine Stirn gegen meine und ich schloss meine Augen. Für diesen einen Moment gestattete ich mir schwach zu sein. Ich genoss es. Es war fast als wäre nichts passiert. Aber eben nur fast. Ich spürte seine Hände auf meinem Gesicht und ich wusste, was jetzt kam. Doch ich hatte nichts dagegen. Dieser eine Augenblick sollte nur uns gehören. Er küsste mich zärtlich. Als seine Lippen auf meinen lagen, war ich nicht darauf gefasst, wie ich reagieren würde. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Er hob mich hoch und ich spürte sein Lächeln. Nein, das war falsch! Ich durfte ihm keine Hoffnungen machen, wenn ich nicht wusste, ob ich sie nicht im nächsten Moment wieder zerstören würde.

"Nein", stöhnte ich und schob ihn von mir. "Was? Wieso nicht? Sadie wir gehören zusammen, das weißt du! Du und ich gegen den Rest der Welt. Ich liebe dich und ich verspreche, dass du immer die Einzige für mich sein wirst.", versuchte er mich zu überreden, doch ich schüttelte den Kopf. "Damon es herrscht das Chaos des Jahrhunderts in meinem Kopf. Ich muss mich erstmal sammeln und mir klar werden, was ich will. Du musst mir diese Zeit geben. Bitte.", flehte ich. Er nickte, sichtlich verletzt. "Danke.", sagte ich und ließ ihn allein. Ich lief zurück zum Haus und warf mich aufs Bett. Sofort strömten Bäche von Tränen über meine Wangen. Elena kam in mein Zimmer, doch ich schickte sie wieder raus. Ich wollte einfach nur allein sein. Warum musste nur alles so verdammt schief gelaufen sein?



Love Happens...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt