Ich musste eingeschlafen sein, denn ein Geräusch ließ mich unsanft aus dem Schlaf erwachen. "Na, schläfst du deinen Rausch aus?", fragte Elena kichernd. Ich ignorierte sie einfach und blickte über den Rand des Hauses hinweg, in die leuchtende Stadt. Überall tummelten sich Menschen und schoben sich gegenseitig durch die Gassen. Die Geschäfte lockten mit bunten Werbeschildern und Angeboten in den Schaufenstern. Viele verschiedenste Gerüche stiegen mir in die Nase, natürlich nicht alle gut, aber trotzdem genoss ich es. Ich hatte schon immer in einer Großstadt gelebt und, so schön Mystic Falls auch war, ich vermisste sie. Vielleicht könnte ich mit Klaus umziehen? Nach New York, Paris oder Sydney? Wer oder was sollte uns daran hindern? Elena riss mich aus meinen Spinnereien.
"Damon ist völlig fertig, dank deiner Rede. Ich begreife nicht wieso, aber der Waschlappen hängt immer noch an dir. Verrate mir mal, wieso du dich für Klaus entschieden hast.", fragte sie. Ich wollte ihr schon entgegenknurren, dass sie das doch überhaupt nicht interessiert, aber ich sah in ihren Augen echtes Interesse. Ich zögerte noch kurz, ob es wirklich sinnvoll war, ihr das zu erzählen, aber ich entschied mich dafür, es zu versuchen. "Damon hat seine letzte Chance verspielt. Ich wollte ihn, doch er hat mich hintergangen und belogen. Zwar hatte er mich schon oft verletzt, aber das setzt dem ganzen seine Krone auf. Und Klaus...Klaus ist einfach für mich da. Er unterstützt mich, ist liebevoll und einfühlsam. Und im Gegensatz zu Damon würde er mich nie verletzen. Ich...ich kann Damon das einfach nicht verzeihen.", erklärte ich und spürte, wie sich erneut Tränen in meine Augen stahlen.
Kurz zuckte mein Blick zu Elena, doch, was ich sah, überraschte mich. Sie sah mich mitfühlend und traurig an, als würde sie an meinem Kummer teilhaben. Meine Augen wurden groß. Hatten wir es geschafft? War Elena wieder menschlich? Doch in dem Moment, als ich anfing, Hoffnung aufkeimen zu lassen, verzog sich ihr Mund zu einem hämischen Grinsen und ich wusste, dass sie einfach nur eine verdammt gute Schauspielerin war. "Oh mann, du hättest dein Gesicht sehen sollen. Meinst du echt dein erbärmliches Liebesleben interessiert mich? Es ist mir so egal, das kannst du dir nicht vorstellen.", sie begann boshaft zu Lachen. "Leck mich.", spuckte ich ihr entgegen und ging den Weg zurück, auf dem ich hergekommen war. Wieso musste sie immer alles kaputt machen? Ich fragte mich, ob wir es jemals schaffen würden, sie zurückzubekommen. "Nur, wenn wir das Heilmittel finden.", knurrte ich leise.
Zurück in der Bar sah ich Damon immer noch in der Ecke sitzen, die ich vor Stunden verlassen hatte. Vor ihm standen drei leere Flaschen und eine weitere Halbleere befand sich in seiner Hand. Sein Kopf hing nach unten und er sah nicht aus, als könnte er noch allein in ein Hotelzimmer gehen. Abgesehen davon hatten wir noch nicht in ein Hotel eingecheckt, was mir gerade einfiel. Ich lief zur Bar und befragte die Barkeeperin. "Drei Blocks weiter von hier ist ein Hilton. Ich schätze das trifft Damons Geschmack.", meinte sie mit einem kleinen Lächeln. "Danke.", ich lächelte ihr zu und überlegte, wie ich Damon dorthin befördern sollte. "Soll ich euch ein Taxi rufen?", bot sie an. Ich nahm ihr Angebot dankend an und setzte mich zu Damon. Er reagierte nicht.
"Damon?", fragte ich vorsichtig. Keine Reaktion. Ich hob behutsam seinen Kopf an und erschrak, als seine Augen mich ansahen. "Ich habe dich gehört.", meinte er bissig. "Dann hättest du auch antworten können.", brummte ich, doch ich wollte nicht schon wieder mit ihm streiten. "Damon, hör zu...", begann ich, doch er unterbrach mich. "Lass stecken, Sadie.", knurrte er und drehte sich weg. Ich seufzte. "Schön. Kannst du laufen? Unser Taxi ist gleich da.", gab ich eiskalt zurück. Er nickte nur. Nach einer Weile hörte ich das Hupen. "Los, komm.", forderte ich Damon auf. Er stand auf, wankte aber. Beinahe wäre er umgefallen, doch ich fing ihn auf. "Super, wie du laufen kannst.", meinte ich sarkastisch und schleppte ihn raus ins Taxi. Zu meiner Überraschung saß Elena schon auf der Rückbank. "Na, endlich.", meinte sie ungeduldig. Ich setzte Damon neben sie und schloss die Tür. Ich atmete noch einmal tief durch und stieg dann vorne ein.
"Zum Hilton Hotel, bitte.", gab ich das Ziel an. Der Fahrer brummte etwas Unverständliches, fuhr aber los. Die Fahrt dauerte kaum zehn Minuten und ich gab dem Mann sein Geld. "Könnten Sie noch kurz hier warten, bis ich eingecheckt habe? Meinem Freund geht es nicht so gut.", fragte ich den Fahrer. Er murmelte irgendwas von Jugendlichen und zu viel Alkohol, nickte aber. Ich betrat das Hotel und lief zur Rezeption. "Guten Tag, ich hätte gern drei Einzelzimmer.", bat ich den Mann, der vor mir stand. Er tippte etwas in seinen Computer und schüttelte dann bedauernd den Kopf. "Tut mir leid, Miss. Wir sind überfüllt. Ich könnte Ihnen ein Doppelzimmer und ein Einzelzimmer anbieten, wenn Sie wollen.", schlug er stattdessen vor. Ich überlegte kurz, willigte dann aber ein. Er gab mir die Zimmerkarten, es waren zwei Zimmer nebeneinander, und ließ Pagen unsere Koffer aus dem Taxi holen.
Ich ging nach draußen. Nachdem ich dem Taxifahrer zwanzig Dollar für die Wartezeit gegeben hatte, half ich Damon, der mittlerweile eingeschlafen war, aus dem Auto. Elena stieg ebenfalls aus und verdrehte die Augen. "Wenn man nichts verträgt, sollte man nicht trinken.", seufzte sie genervt. "Lass deine schlauen Sprüche und hilf mir lieber.", knurrte ich und legte Damons Arm um meine Schultern. "Jaja.", murmelte sie und ging auf Damons andere Seite. Gemeinsam schleppten wir ihn nach drinnen und gingen zum Aufzug.
Natürlich blieben wir nicht unentdeckt. Der Rezeptionist kam auf uns zugestürmt und fragte, ob alles in Ordnung sei. "Ja, er hat nur etwas zu tief ins Glas geschaut.", erklärte ich und lächelte den Mann entschuldigend an. "Er ist ziemlich fertig, weil sie mit ihm Schluss gemacht hat.", fügte Elena überflüssigerweise hinzu und deutete auf mich. Ich sah sie finster an, doch sie grinste nur vergnügt. Der Mann sah uns beunruhigt an. "Deshalb wollten Sie drei Einzelzimmer. Tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte.", entschuldigte er sich. "Ist schon in Ordnung. Wir regeln das schon. Vielen Dank.", verabschiedete ich mich und wir gingen zum Aufzug.
Er brauchte geschlagene fünf Minuten, bis er endlich ankam. Ein älteres Pärchen befand sich darin und machte große Augen, als es uns sah. Doch es war mir egal, ich wollte Damon nur endlich ins Bett legen. Wir stiegen ein und drückten auf die 12. Immer wieder warfen sie uns verstohlene Blicke zu. Ich versuchte sie zu ignorieren, doch Elena störten sie offensichtlich sehr. "Was glotzen Sie denn so?", fragte sie bissig. Die Frau sah sie perplex an und suchte nach Worten. "Ich entschuldige mich für meine Freundin, sie wollte nicht unhöflich sein. Wir hatten nur einen langen Tag und brauchen etwas Schlaf.", versuchte ich die Situation zu retten. Gott sei Dank hielt der Fahrstuhl an und die Beiden stiegen aus. Dennoch warfen sie uns noch einen grimmigen Blick zu.
Als sich die Türen wieder geschlossen hatten, seufzte ich. "Kannst du dich nicht einmal wie ein normaler Mensch benehmen?", fragte ich Elena entnervt. "Nein. Das liegt daran, dass ich kein Mensch bin. Und du auch nicht. Also warum sollten wir uns so benehmen?", fragte sie. Ich seufzte und würdigte das keiner Antwort. Es war sinnlos mit ihr zu diskutieren, sie würde nie nachgeben. Endlich hatten wir den 12. Stock erreicht und konnten den Aufzug verlassen. Damon schlief immer noch und so mussten wir ihn den Gang entlang schleppen. "Nie wieder mache ich mit euch Party.", versprach Elena grimmig.
Vor unseren Zimmer angekommen, schnappte sich Elena eine Karte, sperrte die rechte Tür auf und verschwand. Das Ganze war so schnell gegangen, dass ich sie nicht aufhalten konnte. Ich knurrte böse und schloss dann die andere Tür auf. Immerhin hatten wir das Doppelzimmer. Auch, wenn ich nicht im selben Bett wie Damon schlafen werde. Ich trug ihn zum Bett und legte ihn behutsam darauf. Ich streifte seine Schuhe ab und breitete die Decke über ihm aus.
Gerade als ich mich entfernen wollte, schlang er seine Arme um mich und zog mich fest an ihn. "Damon!", quiekte ich überrascht und versuchte mich loszureißen. "Sadie, bitte.", flehte er und auf einmal sahen seine Augen nicht mehr vom Alkohol, sondern von Tränen glasig aus. Ich befreite mich aus seinem Griff und trat einen Schritt zurück. "Mach es uns nicht schwerer als es sowieso schon ist. Wir haben so viel durchgemacht, meinst du nicht auch, dass es besser ist endlich loszulassen? Ich weiß, es ist schwer, aber wir beide gehören einfach nicht zusammen.", versuchte ich es ihm begreiflich zu machen. "Sag mir nur eins. Liebst du mich noch?", fragte er und sah mich eindringlich an. "Damon...", flüsterte ich, doch er beharrte. "Liebst du mich immer noch?", fragte er vehement. Ich wand mich unter seinem Blick und gab mich schließlich geschlagen. "Ja. Ich werde dich vermutlich immer lieben. Aber ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein. Wir haben keine Zukunft.", hauchte ich. Er nickte und in seinem Blick sah ich, dass er irgendwie zufrieden war. Er schloss seine Augen und schlief ein. Ich machte es mir in einem gemütlichen Sessel bequem und schlief ebenfalls bald darauf ein.
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Love Happens...
FanfictionSadie Gilbert, die Cousine von Elena und Jeremy, kommt nach Mystic Falls und sie ändert das Leben aller komplett. Schon fast die Hoffnung doch noch die wahre Liebe zu finden aufgegeben, verliebt sie sich Hals über Kopf. Und das gleich zweimal!