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Ich stürmte in das Salvatore-Haus und achtete nicht auf die beiden, mehr als überraschten, Augenpaare, die mich anstarrten. Die ganze unterdrückte Wut, Trauer und Sehnsucht brach aus mir heraus, ohne dass ich sie stoppen konnte. "Ich habe das Heilmittel gefunden. Es ist mir egal, ob du es nehmen willst oder nicht, Elena. Du wirst es nehmen, damit du endlich wieder menschlich bist. Wir alle sind es leid, dich so sehen zu müssen. Also schluckst du das Zeug jetzt. Wenn es sein muss, stopfe ich es dir in den Rachen, aber du wirst es nehmen. Ist das klar?", brüllte ich schon fast. Elena sah mich mit riesengroßen Augen perplex an. "Sadie...ich kann es nicht nehmen.", stammelte sie vorsichtig. "Ich habe gesagt, dass ich keine Widerrede zulasse! Ich vermisse meine beste Freundin, meine Schwester. Ich will die alte Elena zurück und dafür tue ich alle, was nötig ist!", sprudelte alles aus mir heraus, doch Elena brachte mich zum Verstummen.

Sie umarmte mich und drückte mich fest an sich. Ich war so überrumpelt, dass ich nur dastand und versuchte zu verstehen. "Ich habe meine Menschlichkeit zurück. Stefan und Damon haben dank eines, nebenbei bemerkt ziemlich gemeinen Tricks, erreicht, dass ich meine Gefühle wieder anschalte. Ich bin wieder die Alte.", flüsterte sie lachend in mein Ohr. Ich schob sie von mir und betrachtete sie. Sie sah wirklich normal aus. Mein Blick zuckte zu Stefan und dieser bestätigte Elenas Aussage nickend. Ich presste Elena an mich und fing an zu Lachen. Ich hatte sie so vermisst, ich konnte es noch kaum fassen. Als wir uns beruhigt hatten und die zwei mich auf den neuesten Stand gebracht hatten, vor allem was Silas anging, fiel mir wieder ein, was Elena vorher gesagt hatte.

"Aber wieso willst du das Heilmittel nicht, Elena? Ich habe Ewigkeiten danach für dich gesucht.", fragte ich sie verwirrt. Sie blickte mich fest an. "Weil du es mehr verdient hast.", erklärte sie und ihr Blick wurde liebevoll. Erst jetzt bemerkte ich, dass Stefan ihre Hand hielt. Wenigstens sind die beiden wieder zusammen. Ich sah Stefan an, dass er vollkommen glücklich war. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. "Ich möchte aber, dass einer von euch es nimmt. Ich bin die Letzte, die Anspruch darauf hat.", sagte ich leise und sah zu Boden. "Machst du Witze? Wir sind uns alle einig, dass du diejenige bist, die am meisten menschlich geblieben ist. Du verdienst es ein normales Leben zu leben.", bekräftigte Stefan Elenas Worte. Ich schüttelte vehement den Kopf. "Glaubt mir, wenn ihr wüsstet, wie falsch ihr mit dieser Aussage liegt.", widersprach ich bitter. "Was meinst du damit?", fragte Elena und kam näher. Ich seufzte. "Ich bin nicht mehr die Sadie, die ihr gekannt habt. Nicht mehr das nette, unschuldige, vertrauenswürdige Mädchen. Ich habe mich verändert.", erklärte ich und blickte mit Tränen in den Augen zu Boden. "Das kann ich sehen. Du bist stärker. Und das nicht nur in körperlichem Sinne.", meinte Stefan. Ich lachte leise. Sie wollten mich wohl nicht verstehen. "Sadie, erklär uns schon, was los ist.", drängte Elena besorgt.

"Was los ist, wollt ihr wissen? Ich sage euch, was los ist. Allein die Tatsache, dass ich mich in zwei der skrupellosesten Vampire überhaupt verliebt habe, spricht doch schon für sich. Was sagt das denn bitte über mich aus? Und noch dazu, habe ich habe beide enttäuscht und verletzt. Dann bin ich abgehauen und habe euch alle hier im Stich gelassen. Und als wäre das noch nicht genug, hat mich die Reise völlig verändert. Ich habe Menschen manipuliert, verletzt und getötet, um an meine Ziele zu kommen. Dann habe ich auch noch eine meiner besten Freundinnen erdolcht und vergraben, nur weil sie mir nicht gehorchen wollte. Ihr fürchtet euch vor Klaus? Habt lieber Angst vor mir, ich bin tausend Mal schlimmer.", knurrte ich und starrte den Beiden verbittert in die Augen.

Ich hatte erwartet, dass sie schockiert, ängstlich oder zumindest verärgert wären, aber es war ganz anders. Elena kam langsam auf mich zu und umarmte mich. Ich sah Stefan verwirrt an, doch er lächelte beruhigend. Dachten sie etwa, ich würde nur Spaß machen?! "Süße, beruhige dich erstmal. Sieh dich nicht, als ein Monster. Du bist die beste Freundin, die man sich nur wünschen kann und niemand hat Angst vor dir. Jeder von uns war an diesem Punkt. Doch du musst dich entscheiden, wie du weitermachst, nur das zählt.", versuchte Elena mich aufzubauen. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, Elena. Du kannst es nicht herunterspielen, als wäre es nichts. Ich bin ein Monster.", spuckte ich es aus. "Hör auf so einen Blödsinn zu reden!", schimpfte eine Stimme hinter mir wütend.



Love Happens...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt