Ich hatte furchtbare Angst mich umzudrehen. Angst in diese Augen zu sehen. Was würde mich in ihnen erwarten? Wut, Enttäuschung, Hass? Ich schloss die Augen und kämpfte mit den Tränen. Schließlich drehte ich mich um. Er sah mich nur an und wartete auf meine Reaktion. Damon lehnte an einem Pfosten und hatte die Arme verschränkt. Ich konnte mich nicht rühren. Es war, als hielte er mich mit seinen eisblauen Augen gefangen. Meine Hände zitterten und mein Atem beschleunigte sich. Er sah mich streng mit zusammengekniffenen Augen an. "Erklärst du mir bitte, wieso du in deiner Abwesenheit zu einem weinerlichen, übergefühlvollen Häufchen Elend geworden bist? Du bist schon fast wie Stefan.", keifte er. "Damon.", mahnte Elena, doch er ließ sich nicht beirren.
Er kam zielstrebig auf mich zu und sah mir dabei fest in die Augen. "Du bist ein Vampir. Wir tun sowas ab und an. Sogar Elena musste da schon durch. Also reiß dich gefälligst zusammen, sonst reiß ich dir deinen kleinen, süßen Arsch auf.", drohte er. Unsere Gesichter waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Ich konnte noch immer nichts sagen, so sehr hatte mich sein Anblick aus der Bahn geworfen. Er sah mich abwartend an. "Aber...", begann ich, um ihm zu widersprechen, doch er unterbrach mich. Er legte seine Lippen sanft auf meine. Ich schloss die Augen. In meinem gesamten Körper kribbelte es und alle Sorgen schoben sich von allein beiseite. Als wir uns voneinander lösten, sah ich Damon an, dass er genauso zu leiden gehabt hatte wie ich. Dieser Kuss war mehr als nur ein Kuss gewesen. Er bedeutete Liebe, Hoffnung, Versöhnung. Ich legte meine Hand an seine Wange und er schmiegte sich hinein. "Ich habe dich so vermisst.", flüsterte er. Ich lächelte und strich über seine Lippen.
"Ich störe nur ungern, aber ich habe gehört, dass Sadie das Heilmittel hat?", fragte eine Stimme, die mich sofort von Damon entfernte. "Klaus...", stotterte ich und sah ihn entschuldigend an. Ich wusste, dass er verletzt war. Er musste mit ansehen, wie ich Damon küsste. Er musste denken, dass ich mich schon entschieden hatte. Aber hatte ich das? "Ich stehe dir bei nichts im Weg, Sadie. Ich möchte nur wissen, ob du das Heilmittel gefunden hast.", beharrte er. "Ja, ich habe es. Dank deiner Hilfe.", säuselte ich. Er nickte. "Würdest du ein Stück mit mir gehen?", fragte er traurig lächelnd. "Natürlich.", hauchte ich. "Wenn du ihr etwas antust...", drohte Damon, der jetzt ganz nah vor Klaus stand. Klaus Augen wurden zu schmalen Schlitzen. "Bist du wirklich so töricht? Glaubst du im Ernst, dass ich Sadie etwas antun würde? Ich liebe sie. Ich liebe sie mehr als mich selbst. Ich würde mich eher umbringen, als ihr zu schaden.", knurrte er bedrohlich. "Warum tust du es nicht?", gab Damon bissig zurück. "Solange Sadie mich noch in ihrem Leben haben möchte, werde ich Teil davon sein. Da hast du absolut keinen Einfluss.", meinte Klaus grinsend.
Ich nahm Klaus Arm. "Komm schon, lass uns jetzt gehen.", drängte ich und hoffte, dass ich so den Streit beenden konnte. Er nickte, sah Damon aber noch einige Sekunden böse an. Ich seufzte genervt. Klaus wirbelte zu mir herum, nahm mich in den Arm und legte mich über sein Knie. Ich war so perplex, dass ich wie versteinert war. Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich leidenschaftlich. Ich riss meine Augen auf, konnte mich jedoch nicht dagegen wehren. Ich hörte wie Damon mit den Zähnen knirschte. Wir richteten uns wieder auf und Klaus legte einen Arm sanft auf meinen Rücken. "Lass uns gehen.", flüsterte er in mein Ohr. Ich ließ mich von ihm nach draußen geleiten.
Nach ein paar hundert Metern Entfernung begann ich: "Musste das sein? Das war wirklich gemein.", schimpfte ich. "Wieso soll nur Damon so viel Glück haben? Meinst du nicht, ich habe genauso einen Kuss von dir verdient?", fragte er gekränkt. "Das meinte ich nicht. Du musstest es nicht extra vor Damon machen.", erklärte ich streng. Er zuckte nur grinsend mit den Schultern. "Möchtest du über das Heilmittel sprechen?", fragte ich nach langer Stille. "Nein, ehrlich gesagt nicht. Es ist in deinem Besitz und ich möchte, dass du entscheidest, wer es bekommt.", entgegnete er. Ich riss überrascht die Augen auf. "Bist du sicher? Ich wollte es Stefan oder Elena geben, aber sie meinen, ich soll es nehmen.", erklärte ich leise. Klaus nahm mich bei den Schultern und stoppte mich so. "Ziehst du das in Betracht? Möchtest du wieder ein Mensch werden?", fragte er tonlos. "Ich weiß nicht. Ich wollte nie ein Vampir sein. Aber, ob ich wieder ein Mensch sein kann, weiß ich auch nicht. Ich bin so sehr involviert in den ganzen übernatürlichen Kram. Ich meine, ich liebe zwei Vampire.", meinte ich lachend. Er nickte und sah zu Boden. "Ich habe dich in einen Vampir verwandelt. Ich weiß erst jetzt, wie falsch das war. Ich werde dir nicht im Weg stehen, wenn du zurück in ein normales Leben willst. Falls du ein Mensch werden solltest, werde ich dich bis an dein Lebensende beschützen.", versprach er. Ich lächelte ihn gerührt an.
"Und was möchtest du wirklich?", fragte ich, weil ich durchschaut hatte, dass das nicht sein innerster Wille war. Er seufzte. "Ich weiß, dass es falsch ist, deshalb bitte ich dich nicht darum. Ich wünschte mir, dass du ein Vampir bleibst. Wir könnten auf ewig zusammen sein und nicht nur noch ein paar Jahrzehnte. Aber das ist egoistisch. Siehst du, was du aus mir machst? Du lässt meine schlechten Seiten verschwinden.", stellte er lachend fest. Ich lächelte. Wir gingen noch ein Stück stillschweigend nebeneinander her. "Ich wäre gern ein Mensch, aber so oder so, bin ich ein Teil der Vampire, Werwölfe, Hexen, Geister und was es sonst noch so gibt. Ich meine, niemand in meinem Bekanntenkreis ist ein normaler Mensch, bis auf Matt und man sieht, wie wenig er damit klar kommt. Ich bleibe ein Vampir. Allerdings glaube ich nicht, dass Jemand von den anderen es nehmen wird. Sie haben alle einen übernatürlichen Partner.", erklärte ich. Klaus sah erleichtert aus.
"Rebekkah wäre gern ein Mensch.", warf er ein. Ich blickte zu Boden.
"Was? Was ist mit ihr?", fragte er verwirrt. Ich druckste herum. "Weißt du...ich musste sie leider...für eine Weile widerstandsunfähig machen. Sie wollte mir das Heilmittel wegnehmen, doch ich brauchte es für Elena.", erklärte ich und wartete auf einen Wutausbruch. Er begann zu Lachen. Was war daran so lustig? "Das liegt wohl an meinem schlechten Einfluss. Wo ist sie jetzt?", fragte er, immer noch bester Laune. "Ich habe sie erdolcht und dann vergraben.", gestand ich schuldbewusst. Er hob mein Gesicht mit den Fingerspitzen an. "Sadie, das ist schon in Ordnung. Sie ist deshalb ja nicht tot. Und manchmal kann sie wirklich nerven. Bis wir wissen, was wir mit dem Heilmittel machen, sollten wir sie dort lassen.", meinte er und versuchte mir die Schuldgefühle zu nehmen. Ich überlegte und kam zu dem Schluss, dass es wirklich das Beste war. "Hast du das Heilmittel bei dir?", fragte er schließlich. Ich nickte. "Gut. Verstecke es irgendwo, wo es keiner findet und entscheide dann, was du damit machen willst. Es ist ganz allein deine Entscheidung.", legte er mir das Zepter in die Hand. Als wäre das so eine leichte Sache. Ich seufzte. Kaum war ich hier, hatte ich schon wieder nur Probleme. Mystic Falls, ich liebe und hasse es.
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Love Happens...
FanfictionSadie Gilbert, die Cousine von Elena und Jeremy, kommt nach Mystic Falls und sie ändert das Leben aller komplett. Schon fast die Hoffnung doch noch die wahre Liebe zu finden aufgegeben, verliebt sie sich Hals über Kopf. Und das gleich zweimal!