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Elenas Sicht:

Ich kniff die Augen zusammen. Ich kannte Sadie besser als mich selbst. Irgendwas verschwieg sie uns. Sie machte sich so schnell aus dem Staub, dass ich keine Gelegenheit hatte, sie aufzuhalten. Als Caroline sagte, dass Bonnie uns alles erzählt hatte, hat man Sadie angesehen, dass sie geschockt war. Da stimmte etwas nicht. Ich gesellte mich wie beiläufig zu Bonnie und drehte mich nah zu ihr. Sie sah mich irritiert an. "Sag mal, Bonnie. Irgendwas verheimlicht ihr doch. Sadie und du. Was wollt ihr uns nicht sagen?", sprach ich sie direkt darauf an. Sie schnappte nach Luft und riss die Augen auf. Offenbar hatte sie nicht erwartet, dass es jemand merkte.

"Ich weiß nicht, wovon du redest. Sadie hat sich eben für Klaus entschieden, das ist doch...", versuchte sie mich zu überzeugen, doch ich unterbrach sie. Mittlerweile hörten uns alle Anwesenden zu. "Bonnie, ich meine es ernst. Wenn Sadie irgendwas vorhat, musst du es mir sagen. Sie ist wie meine Schwester, ich lasse nicht zu, dass sie irgendeinen Mist macht.", stellte ich klar und war Bonnie sehr nahe gekommen. Ich sah ihr an, dass sie mit sich rang, doch schließlich gab sie auf. Sie erzählte uns die Legende von dem Mädchen, dass die Waffe gegen Klaus war.

Als sie geendet hatte, klappte mir der Mund auf. Das konnte doch nicht wahr sein. "Und Sadie ist jetzt auf dem Weg zu Klaus, um ihn umzubringen?", keuchte Caroline. Bonnie nickte bedauernd. Die anderen diskutierten darüber, wie weit sie schon war und, ob wir sie einholen konnten. Sie planten, wie sie ihr helfen könnten. Ich fragte mich, wieso sie nicht verstanden.

"Seid ihr verrückt? Sadie wird Klaus niemals umbringen! Sie liebt ihn. Das kann sie nie durchziehen.", rief ich verärgert. Konnten sie so verblendet sein? Offenbar zweifelte keiner an meinen Worten, denn sie wurden still und nachdenklich. "Aber was hat sie dann vor?", fragte Caroline, den Blick am Boden haftend. Keiner wusste eine Antwort darauf. Als mir die Erkenntnis kam, fiel mir mein Glas aus der Hand. Alle sahen mich gespannt an. "Sie wird...sich umbringen.", hauchte ich. Sie starrten mich an, doch alle wussten, dass es stimmte. Sadie würde sich opfern, damit niemand, den sie liebt, sterben musste. Bonnie stotterte ungläubig. "Nein...Nein, sie hat mir versprochen, sich nicht umzubringen." "Bonnie, komm schon. Hast du ihr das geglaubt?", fragte ich sie skeptisch. Sie wurde blass und Tränen traten in ihre Augen. "Oh mein Gott, du hast recht. Wie konnte ich nur so dumm sein?", flüsterte sie und nun rollte ihr eine Träne über die Wange.

"Dann müssen wir uns so schnell wie möglich auf den Weg machen, um sie aufzuhalten.", sprach Stefan unser aller Gedanken aus. Wir nickten einstimmig. "Ich rufe Damon an. Ich denke, er ist der Einzige, der sie aufhalten kann.", verkündete ich. Stefan und ich stiegen ins Auto, um ihn abzuholen. Die Anderen wollten uns unbedingt begleiten, doch ich überzeugte sie davon, dass es nichts nutzte. Egal, wie viele wir waren, schneller werden wir davon auch nicht. "Ich rufe euch an, sobald es etwas Neues gibt.", versprach ich, bevor wir fuhren. 'Sadie, wenn du es wagst, dich umzubringen, schwöre ich dir, dass ich dir folgen werde!', drohte ich ihr in Gedanken.

Sadies Sicht:

Ich konnte die Tränen nicht stoppen, sie liefen, egal was ich tat. Ich konnte es nicht fassen, dass ich sie alle zum letzten Mal gesehen hatte. Sie werden mir nie verzeihen, dass ich mich nicht richtig verabschiedet hatte, aber so war es leichter für alle. Ich wünschte mir nur, ich hätte Damon nicht das Herz brechen müssen. Elena würde schon für ihn sorgen. Sie würde aufpassen, dass er nicht ausrastete. Ich hoffte inständig, dass sie das tat. Ich fuhr jetzt schon eine Weile, doch bis zum nächsten Flughafen waren es nur noch etwa zehn Minuten.

Ich lief zielstrebig durch die großen Hallen, bis ich beim Schalter ankam. Ich holte mir mein Ticket und begab mich in die Sicherheitskontrollen. Gerade, als ich die Schranke passiert hatte, klingelte mein Handy. Ich nahm meine Sachen aus der Wanne und sah aufs Display. Es war Damon. Ich schnappte nach Luft. Was wollte er? Ich spielte kurz mit dem Gedanken, ihn wegzudrücken. Doch es war vermutlich unser letztes Gespräch, deshalb nahm ich ab. Ich hatte noch einmal die Gelegenheit mich zu entschuldigen und ihm zu sagen, wie sehr ich ihn liebte. "Ja?", fragte ich ins Telefon und musste schon jetzt mit den Tränen kämpfen. "Bist du eigentlich komplett übergeschnappt?! Wie kannst du einfach so abhauen, um dich umzubringen?", schrie er mich an. Mein Atem stockte. Woher wusste er das? Ich setzte mich auf eine Bank.

Mein Flug ging erst in einer halben Stunde, ich hatte noch Zeit. "Was...was meinst du?", versuchte ich so unschuldig wie möglich zu fragen. "Ich meine, dass du gerade auf dem Weg sonstwohin bist, um dich zu opfern. Meinst du echt, wir sind so dumm, dass wir nicht begreifen, was du vorhast? Bonnie hat uns alles erzählt. Natürlich schaffst du es nicht, Klaus umzubringen. Aber dich selbst anscheinend schon.", in jedem seiner Worte schwang die unbändige Wut und Trauer mit. "Es tut mir leid, aber...ich kann nicht anders.", mehr konnte ich nicht sagen. "Oh, doch. Wir werden einen anderen Weg finden. Wenn es sein muss, schluckt Bonnie Vampirblut, dann können ihr die Hexen nichts anhaben. Aber du schwingst deinen Arsch gefälligst wieder nach Mystic Falls.", befahl er zähneknirschend. Ich schluchzte. Die Augen fest geschlossen, verabschiedete ich mich: "Nein, Damon. Meine Entscheidung ist gefallen und Bonnie wird niemals Vampirblut schlucken, ist das klar?! Es tut mir alles so schrecklich leid. Ich liebe dich." Ich hörte, wie er laut meinen Namen rief, doch ich legte auf.

Ich zwang mich dazu, die Kontrolle zu behalten und das alles zu verdrängen. Ich suchte die nächste Damentoilette auf und entfernte die Heulspuren. Als ich weitestgehend zufrieden war, begab ich mich zu meinem Gate. Ich gab mein Ticket bei der nett lächelnden Frau ab. "Guten Flug.", wünschte sie mir gut gelaunt. Ich wünschte, ich hätte ihr Talent. Sie musste den ganzen Tag lächeln und gute Laune haben. Wieso konnte ich nicht so stark sein? Ich stieg in das Flugzeug und setzte mich auf meinen Platz. Ich hatte mir geschworen nicht mehr an die anderen zu denken. Mein Handy hatte ich kurz nach dem Gespräch mit Damon ausgeschaltet. Ich stöpselte mir Kopfhörer in die Ohren und hörte die lauteste Musik, die es gab. Den ganzen Flug über verdrängte ich alle Gedanken an Mystic Falls. Als wir landeten, konzentrierte ich mich einzig und allein darauf, so schnell wie möglich den Flughafen zu verlassen und Klaus zu finden.



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