Verblüfft stand ich vor dem Kühlschrank. Wie konnte das sein? Ich hatte ihn vor einem vollen Tag aufgefüllt und es waren nur vier Blutbeutel weg. Zwei davon hatte ich genommen und zwei Stefan. Aber was war mit Sadie? Wo aß sie? Bei Klaus? "Was ist denn los, Bruder?", fragte Stefan hinter mir mit seiner neuen Stimmlage. Sie jagte mir jedes Mal wieder einen Schauer über den Rücken. Sie war kalt und herzlos. Die einzigen Momente, in denen sie warm und herzlich war, war, wenn er mit Sadie sprach. Gab er also nur vor keine Gefühle mehr zu haben? Ich konnte ihn schlecht einschätzen.
"Füllst du den Kühlschrank etwa auf?", fragte ich ihn mit zusammengekniffenen Augenbrauen. "Nein, wieso?", entgegnete er. "Weil nur vier Blutbeutel fehlen, die wir verbraucht haben. Aber wo bekommt Sadie dann ihr Blut her?", murmelte ich verwirrt. "Sie trinkt kein Menschenblut.", erklärte Stefan schulterzuckend. Mir klappte der Mund auf. Sie war gerade erst ein Vampir geworden und sie trank kein Menschenblut? "Sie hat sich von Anfang dafür entschieden kein Menschenblut zu trinken. Sie ist auch gerade im Wald und jagt.", fügte er noch hinzu und verließ die Küche. Ich war immer noch geschockt. Dann konnte es doch aber nicht bedeuten, dass sie ihre gesamte Menschlichkeit verloren hat. Wenn sie ihren Prinzipien treu bleibt und immer noch keinen Menschen schaden möchte, war sie nicht ganz verloren. Ich fasste wieder neuen Mut. Irgendwann lag sie wieder in meinen Armen und alles war wie vorher. Daran glaubte ich fest.
Ich nahm mir vor zu warten, bis sie zurückkam und dann mit ihr zu reden. Ich musste sie mit all dem konfrontieren, möglicherweise bewirkte es etwas. Ich wartete stundenlang, doch sie kam nicht zurück. Ich ging nach unten zu Stefan und fragte ihn. Er schüttelte nur grinsend den Kopf. "Sie ist dir wohl kaum eine Rechenschaft schuldig, wohin sie geht, oder?", fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich seufzte genervt. "Nein, schon klar. Aber ich muss mit ihr reden.", meinte ich eindringlich. "Wie du meinst, ist dein Leben. Sie ist bei Klaus.", antwortete er mir endlich. Ich verzog angewidert das Gesicht. Was wollte sie denn bei ihm? Wahrscheinlich eine Rechenschaftsablage, ob wir auch alle brav sind. Ich verdrehte die Augen und stieg in mein Auto. Auf dem Weg zu Klaus' Anwesen überlegte ich mir, was ich Sadie alles sagen wollte.
Auch wenn ich mir inzwischen nicht mehr so sicher war, ob es eine gute Idee ist, Sadie bei Klaus zur Rede zu stellen, stieg ich trotzdem aus und klingelte. Rebekkah öffnete mir die Tür. "Was willst du?", fragte sie gereizt. "Ich muss mit Sadie sprechen.", sagte ich bestimmt. "Ich weiß aber nicht, ob sie mit dir sprechen will.", gab sie zurück und wollte die Tür schließen, doch ich drückte sie wieder auf und huschte hinein. Ich folgte der Musik und fand mich vor einer großen Tür wieder. Rebekkah kam hinter mir her und zickte mich lauthals an, doch ich beachtete sie nicht. Ich öffnete die Tür und erstarrte. Sadie lag auf einer großen, roten Samtcouch und vor ihr tanzten zwei muskulöse Männer mit freiem Oberkörper. Sie strich dem einen zärtlich über die Brust und kicherte leise. Als sie mich bemerkte, grinste sie. Ich konnte nichts sagen. Die beiden Männer waren manipuliert und tanzten einfach weiter. Sie waren also nur zu ihrer reinen Belustigung da. Das Sadie einmal so werden würde, hätte ich nie gedacht. Sie war... wie ich damals. Ich hatte mich für sie geändert und jetzt war sie zu dem geworden, was ich gewesen war.
Ich hörte Klaus nicht hereinkommen, sah ihn aber an mir vorbei zu Sadie gehen. "Ts, Süße. Muss das sein?", fragte er gespielt tadelnd. "Sie sind so süß, ich kann nicht anders.", gab sie zu und grinste wie ein kleines Mädchen, das sich heimlich einen Schokoriegel genommen hatte. "Solange du dir bei ihnen nur Appetit holst...", sagte er und grinste frech. Er beugte sich zu ihr herunter und sie küssten sich. Ich riss meine Augen auf und war kurz davor das Gleichgewicht zu verlieren. Wie konnte er nur? Vor MEINEN Augen MEINE Freundin zu küssen?! Sadie legte ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herunter.
Ich rannte aus dem Zimmer nach draußen zu meinem Wagen. Ich stützte mich daran ab und versuchte Luft zu holen. Es fühlte sich an , als würde mich etwas von ihnen aussaugen, mir die Luft nehmen und mich wie ein kleines Häufchen Elend zurücklassen. Ich wusste, dass sie ihre Menschlichkeit abgestellt hatte, doch das? Hatte sie wirklich keine Liebe mehr für mich in ihr? Hatte ich sie vollkommen verloren? Ich stieg mit Mühe und Not in mein Auto und fuhr davon. Weg von ihr, weg von meinem alten Ich. Es war zu spät um jetzt noch etwas zu ändern.
Klaus' Sicht:
Sie zog mich zu sich herunter, so dass wir zusammen auf der engen Couch lagen. Ich ließ meine Hände über ihren Körper gleiten. "Ich liebe dich". Wir erstarrten beide. Zwischen zwei Küssen war mir dies herausgerutscht. Sie sah mich verstört an. Ja, es war schon länger so. Ich liebte Sadie. Sie konnte es ruhig wissen. Ihr geschockter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein Grinsen. Sie lachte. Lachte mich aus. Ich schob sie von mir und setzte mich aufrecht hin. Sie kicherte immer noch.
Das war der Nachteil, wenn man keine Gefühle mehr hatte. Ich war immer ein Vertreter dieser Devise gewesen. Keine Gefühle, kein Ärger. Doch noch nie in meinem jahrhundertelangem Leben wünschte ich mir mehr, Gefühle bei einer anderen Person auszulösen. Ich wollte, dass Sadie mich genauso liebt, wie ich sie auch. Ich wusste, dass sie mich liebte, ich konnte es in ihren Augen lesen. Doch der Schalter, den sie umgelegt hatte, blockierte ihre Liebe, ihre Leidenschaft, ihr Mitgefühl. All ihre Gefühle. Ich sollte die richtige Sadie zurückholen. Aber was, wenn sie Damon wählt? Wenn sie mich nicht liebt und zu ihm zurückgeht? Ich musste es dennoch riskieren. Lieber sollte ich Gewissheit haben und wissen, dass sie mich bei vollem Bewusstsein nicht will, anstatt hier zu sitzen und mich zu fragen, ob sie mich denn nicht vielleicht auch liebt.
Es klingelte. Wenn es wieder Damon war, würde er was zu hören bekommen. Ich stand auf und ging zur Tür. Es war Elena. "Oh, Elena, schön dich zu sehen.", meinte ich, doch wir wussten beide, dass es gelogen war. "Klaus, ich muss mit Ihnen reden.", verlangte sie. Ich überlegte kurz, ließ sie jedoch eintreten. "Können wir irgendwo ungestört reden?", fragte sie und blickte sich um. Ich wusste, dass nur Rebekkah und Sadie hier waren. Ich rief nach ihnen. Als Sadie kam, merkte ich Elenas Verlangen zu ihr zu gehen, doch sie hielt sich zurück. "Rebekkah, Liebes, geh doch mit Sadie in die Stadt und kauft euch was Schönes. Das habt ihr schon lange nicht mehr gemacht.", gab ich ihnen einen offensichtlichen Wink mit dem Zaunpfahl. Rebekkah verdrehte die Augen, zog Sadie aber trotzdem mit nach draußen. "Ciao, Elena.", sagte Sadie noch, bevor sie die Tür hinter sich schlossen und warf ihr einen Handkuss zu. Elena schauderte.
"Darüber wollte ich mit Ihnen reden. Viel mehr wollte ich Sie um etwas bitten.", begann sie. Ich bot ihr einen Sitzplatz an und sie setzte sich. "Klaus, ich weiß, dass Sie Sadie manipuliert haben, so dass sie ihre Gefühle abgestellt hat. Ich bitte Sie deshalb, machen Sie das wieder rückgängig. Ich vermisse meine beste Freundin. Wir alle vermissen sie und wir brauchen sie zurück. Ich flehe Sie an, ich tue alles, was sie wollen.", bettelte sie und sah mich mit ihren Rehaugen an. Ich hatte sowieso vorgehabt ihre Manipulation rückgängig zu machen, doch so konnte ich dafür sicher noch etwas herausschlagen.
"Weißt du, das berührt mich echt. Und ich bin kein Unmensch, Elena. Ich erfülle dir deinen Wunsch. Aber nur unter einer Bedingung.", verlangte ich. Sie nickte eifrig. "Du tust alles, was ich sage.". Sie blickte mich mit großen Augen an und überlegte. "Aber nur, wenn Sie mir versprechen meinen Freunden nichts zu tun und, wenn sie mich nicht dazu zwingen jemandem etwas anzutun.", verhandelte sie die Bedingungen. "Also gut.", gestand ich ihr zu und wir machten unsere Abmachung durch einen Handschlag gültig. "Und wann...heben Sie die Manipulation auf?", fragte sie vorsichtig. Ich lachte. "Da ist aber jemand ungeduldig. Sobald die beiden von ihrer Shoppingtour zurück sind.", versicherte ich. Sie nickte und ging zur Tür. Kurz bevor sie das Haus verließ, sagte sie noch "Danke" und blickte mich ehrlich dankbar an.
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Love Happens...
FanfictionSadie Gilbert, die Cousine von Elena und Jeremy, kommt nach Mystic Falls und sie ändert das Leben aller komplett. Schon fast die Hoffnung doch noch die wahre Liebe zu finden aufgegeben, verliebt sie sich Hals über Kopf. Und das gleich zweimal!