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"Oh mein Gott, ich glaub's nicht!", quiekte Caroline mir aufgeregt ins Ohr, während sie mich stürmisch umarmte. Ich konnte das Lachen, das aus meinem Mund kam, nicht unterdrücken. Es war zu schön, dass wir alle wieder vereint waren. Nun ja, fast alle. Auch wenn ich wusste, dass Elena sich freute, dass ich wieder hier war, konnte ich ihren Augen ansehen, was ich ihr angetan hatte. Zuerst verlor sie ihren Bruder Jeremy und dann ließ ich sie so einfach im Stich. Ich fragte mich, ob ich das je wieder gut machen konnte. "Wenn du das noch einmal machst, schwöre ich, dass ich dir sofort auf die andere Seite folgen werde und dich an deinen Haaren zurückzerren werde!", knurrte Bonnie, einerseits wirklich drohend, anderseits mit einem Lächeln auf den Lippen und Tränen in den Augen. "Besser ich als du.", gab ich nur als Antwort zurück. Sie drückte mich so fest, dass mir kurz die Luft wegblieb und ich spürte ihren Kopf, den sie vehement schüttelte. "Ich wusste, dass du zurückkommst. Wir sind in unserem Abschlussjahr, das kannst du nicht verpassen!", sagte Caroline grinsend. Schule hatte ich in all dem Chaos komplett vergessen.

"Was...was ist eigentlich mit den Menschen hier? Meint ihr, sie werden mich wieder erkennen oder denken sie immer noch ich bin Joy?", fragte ich schließlich in die Runde. Ahnungslose Gesichter starrten mir entgegen. "Wisst ihr was? Ich denke, dass könnten wir an Matt austesten. Er hielt Sadie für Joy oder wie auch immer. Ich rufe ihn an und lade ihn ein. Wenn er dich sieht, wird sich schon zeigen, ob alles wieder beim Alten ist.", schlug Elena vor und zückte schon ihr Smartphone. Ich nickte zustimmend.

Nach etwa einer Stunde klingelte es an der Haustür. "Bleib einfach hier sitzen.", meinte Elena und öffnete die Tür. "Hey, Matt. Komm doch rein.", begrüßte sie ihn. "Also, was gibt es so wichtiges?", fragte er sogleich. Elena zog ihn an der Hand in meine Richtung. Er sah sie verwirrt an, bis sein Blick auf mich fiel. Er blinzelte mindestens hundert Mal auf einmal und für den Moment hatte ich Angst, er würde umkippen. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder, doch keine Laute kamen heraus. Er trat einen Schritt näher und verzog ungläubig das Gesicht. "Sadie?", fragte er atemlos. Ich nickte ein wenig. "Aber, wie ist das möglich? Du warst tot und jetzt....jetzt...", er konnte es nicht fassen. "Ich weiß, es ist echt schräg, aber trotz allem bin ich hier.", versuchte ich es ihm häppchenweise beizubringen. Sein Gesicht verzog sich freudig und er stürmte auf mich zu. Er prallte so heftig gegen mich, dass wir beinahe umgefallen wären. Lachend drückte er mich an sich. Ich sog den vertrauten Matt-Duft ein und freute mich zum wiederholten Male, dass ich das Glück hatte, eine zweite Chance zu bekommen. "Würdest du mir das Ganze bitte mal erklären? Oder weißt du was, es ist mir egal. Es ist nur wichtig, dass du wieder da bist, wie, ist mir ganz egal.", meinte er und grinste über beide Ohren. Es war ansteckend, so dass ich gar nicht anders konnte, als zurückzugrinsen.

"Ich will nicht stören, aber, da ich Sadie kein einziges Mal, seit sie wieder hier ist, für mich allein hatte, bin ich jetzt so frei und fordere diese Zeit ein.", unterbrach Damon uns. Ich wollte tadelnd etwas erwidern, doch als ich seinen Blick sah, stoppte ich. Er hielt mir seine Hand hin und, obwohl er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, konnte ich sehen, wie verletzt er war und wie sehr es ihn schmerzen würde, wenn ich ihn jetzt zurückweisen würde. Ich nickte. "Tut mir leid, Leute. Wir holen das später nach, versprochen.", entschuldigte ich mich. Sie grinsten nur vielsagend. Ich legte meine Hand behutsam in Damons und wurde praktisch aus dem Haus gezerrt. "Wo willst du denn hin?", fragte ich atemlos, weil ich Schwierigkeiten hatte, mit ihm Fuß zu fassen. "Einfach nur weg.", war alles, was er preisgab. Wir stiegen in sein Auto und brausten davon. Die Bäume rasten an uns vorbei und es war stockfinster. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte Angst, dass ich in diesem Auto sterben würde. Solche Todesängste hatte ich schon lang nicht mehr gehabt. Das Vampir-Sein hatte mich ganz schön abgestumpft. Trotz dieser ganzen Körpertauschsache, die mich mehr als verwirrt hatte, musste ich ihr zutiefst dankbar sein. Sie hatte mir nicht nur ermöglicht meine Liebsten noch einmal zu sehen, sondern mich auch wieder menschlich werden lassen.

Nach einer schweigsamen Weile hielt Damon plötzlich am Seitenstreifen an. "Wow, romantisch hier.", gab ich sarkastisch zu. "Es ging mir nicht um Romantik, davon hatten wir immer genug. Ich wollte nur einen Moment mit dir ganz allein sein. Reden.", offenbarte er. Ich sah ihm an, dass er das Folgende am Liebsten nicht fragen würde. Ich schluckte, da ich wusste, was kommen würde. "Bevor du...naja du weißt schon, "gegangen bist", hast du dich für mich entschieden. Du hast Klaus endgültig weggeschickt und mich gewählt. Doch was ist jetzt? Haben wir wieder eine lange Zeit der Unentschlossenheit vor uns oder weißt du, was du willst?", fragte er geradeheraus. Mein Atem stockte. Wusste ich, was ich wollte?



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