"Wie sind Sie rausgekommen?", knurrte ich und drängte Silas, in Bonnies Gestalt, gegen die Wand. Ich legte meine Hände um seinen Hals und drückte. Er röchelte. "Sadie, nicht! Ich bin es, Bonnie!", versuchte er mich zu täuschen. "Hältst du mich für so bescheuert? Nochmal falle ich auf den Trick nicht herein.", schnaubte ich und drückte fester. Er legte seine Hände auf meine und versuchte sich daraus zu befreien. Ich fragte mich, wieso er jetzt so schwach war. "Sadie, hör auf! Das ist wirklich Bonnie, sie ist mit uns mitgekommen!", schrie Elena, die plötzlich neben mir auftauchte. Ich sah sie entgeistert an. Dann richtete ich meinen Blick auf Bonnie. Sie sah mich angsterfüllt an. Sofort nahm ich meine Hände weg.
"Oh mein Gott...Bonnie, es tut mir so leid. Ich dachte, du wärst Silas. Ich...es tut mir so furchtbar leid.", stammelte ich und wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Sie holte ein paar Mal tief Luft. "Ist schon gut. Es ist ja nichts passiert. Wir sollten vielleicht besser ein Code-Wort ausmachen, das nur wir kennen. So können wir feststellen, ob es Silas ist oder nicht.", schlug sie vor. Ich war immer noch wie erstarrt. Wie konnte ich einfach so auf sie losgehen, ohne sicherzugehen, ob es sich wirklich um Silas handelte? Damon spürte offenbar meine Schuldgefühle, denn er nahm meine Hand und zog mich zur Tür. "Komm. Wir müssen dringend mal hier raus." Ich sah ihn verwirrt an, doch er achtete nicht darauf.
Wir stiegen in sein Auto und fuhren aus der Stadt. "Was hast du vor?", fragte ich immer noch verständnislos. "Wirst du schon sehen.", war die einzige Antwort, die ich bekam. Ich ließ mich in meinen Sitz sinken und starrte aus dem Fenster. Die Gegend hatte ich noch nie gesehen und ich fragte mich langsam, ob ich mir Sorgen machen musste. Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt Damon am Straßenrand an. Neben uns lag ein Wald, der steil nach oben verlief. "Mach die Augen zu.", befahl Damon in sanftem Ton. Ich kniff skeptisch die Augen zusammen. Was plante er? "Vertrau mir.", bat er. Ich seufzte, tat aber, was er sagte. Ich spürte, dass er mich auf seine Arme nahm. Ein kühler Luftzug wehte über meinen Körper. Er rannte. Plötzlich stoppte er. "Du kannst deine Augen wieder aufmachen.", flüsterte er, während er mich absetzte.
Ich öffnete sie und staunte. Wir standen auf einem großen Berg, vor uns lag eine Schlucht. Man konnte ein Tal mit einem langen Fluss sehen. Es war wunderschön und friedlich. "Ich komme hier oft her, wenn ich Dampf ablassen muss.", erklärte er. Ja, Dampf ablassen sollte ich auch dringend. Ich genoss den Augenblick, verstand jedoch nicht, wie ihm das half seine angestaute Wut loszuwerden. "Schrei.", sagte er nach einigen Minuten unvermittelt. "Was?", fragte ich lachend. "Du musst schreien. Dadurch wirst du deine unterdrückten Emotionen los.", erklärte er. Ich stieß einen leisen, kehligen Schrei aus. Ich kam mir albern vor, deshalb klang es mehr wie ein Lachen. Damon verdrehte die Augen und schrie aus vollem Halse. Er brüllte keine Worte, es war nur ein Laut. Es war, als würde er seine ganzen Sorgen rausbrüllen. Als er geendet hatte, sah er mich erwartungsvoll an. Ich nahm tief Luft und schrie mir die Seele aus dem Leib. Fast 20 Sekunden hielt ich den Ton, bis ich aufhörte. Ich blickte zu Damon. Er grinste breit. Er hatte recht, es fühlte sich verdammt gut an.
Bevor ich erneut ansetzen konnte, nahm er meine Hand. Wie auf ein Kommando schrien wir gleichzeitig und ließen so unser gemeinsames Leid heraus. Es war, als würde er mir mit diesem einen Schrei alles sagen. Irgendwann verhallten sie und es blieben nur wir beide, Hand in Hand. "Danke, Damon. Das hat mir wirklich unbeschreiblich geholfen.", gab ich zu. Er lächelte und kam näher. Ich entfernte mich ein kleines Stück. Er schloss die Augen und nickte. "Ich verstehe schon.", sagte er verbittert. "Es tut mir leid. Ich...ich kann nicht.", flüsterte ich traurig. Ich drehte mich um und wollte zurück zum Auto gehen. Doch ich war nicht auf meine Gefühle vorbereitet. Damon hatte fast magische Kräfte auf mich, gegen die ich mich nicht wehren konnte. "Ach, scheiß drauf.", brummte ich, drehte mich zu ihm und küsste ihn. Für den ersten Moment war er überrumpelt, legte dann aber seine Arme auf meine Hüfte. In diesem Kuss lag so viel Sehnsucht und Verzweiflung. Wir liebten uns, aber war es genug, um Klaus gehen zu lassen? War Damon der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte? Und mein Leben war vermutlich ziemlich lang. Was war, wenn er doch Elena liebte? All das ging mir in den paar Sekunden des Kusses durch den Kopf. Wir sahen uns tief in die Augen. Ich konnte meine Entscheidung noch nicht treffen.
"Wir sollten zurückfahren.", flüsterte ich. Damon nickte. Er wusste, dass ich noch Zeit brauchte und er gab mir meinen Freiraum. Wir gingen nebeneinander her, ein gutes Stück zwischen uns. Die Heimfahrt verlief genauso schweigend. Keiner von uns traute sich etwas zu sagen. Als wir in die Einfahrt fuhren, wollte ich aussteigen, doch Damon hielt mich zurück. "Sadie, ich...ich liebe dich. Aber ich kann das bald nicht mehr. Ich weiß, dass es dir schwer fällt dich zu entscheiden, aber...ich halte das nicht mehr aus. Es ist mir lieber, du entscheidest dich gegen mich, als dieses ständige Bangen. Verstehst du das?", drängte er. Ich nickte. "Es tut mir leid. Ich weiß, dass ich egoistisch bin. Ich verspreche, dass...ihr bald eine Antwort bekommt.", schluchzte ich und stieg aus dem Wagen. "Sadie, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht drängen.", entschuldigte Damon sich und nahm mich in seine Arme. "Nein, du hast absolut recht. Das geht so nicht weiter.", entschied ich, dennoch konnte ich nicht aufhören zu weinen.
"Was hast du ihr getan?", fragte jemand knurrend hinter uns. Ich fuhr erschrocken herum. "Klaus, ich...", stammelte ich. Er kam auf mich zu und wischte meine Tränen weg. "Was ist los, Liebes?", fragte er besorgt. Ich schnappte nach Luft und versuchte etwas halbwegs Plausibles für mein Geheule zu finden, doch mein Mund blieb verschlossen. Klaus strich mir über die Wange. "Ich muss mit dir reden.", sagte er und sah mir tief in die Augen. Wollte er mir etwa auch noch Druck machen? Ich nickte und wir entfernten uns vom Haus. Ich wischte mir die Tränen weg und wappnete mich für seine Worte, was auch immer sie aussagten.
"Ich werde weggehen. Ich habe einige Sachen zu erledigen. Deshalb frage ich dich jetzt direkt. Willst du mich begleiten? Du weißt, dass ich dich liebe. Jetzt liegt es an dir. Nun musst du dich entscheiden.", erklärte er. Ich blinzelte. Das war jetzt also der Moment. Ich wusste nicht, wie es kam, es war keine rationale Entscheidung, aber mein Herz hatte jetzt endlich gewählt. Tränen liefen mir über die Wangen. "Es tut mir leid...ich kann nicht.", stotterte ich verzweifelt. Klaus sah zu Boden und nickte. "Es ist Damon.", sprach er aus, was ich nicht gekonnt hatte. Ich nickte. Lange standen wir nur da und schwiegen. "Irgendwie hatte ich es gewusst. Aber ich weiß, dass Damon irgendwann einen Fehler machen wird. Und dann werde ich zur Stelle sein. Ich weiß, dass die Zeit uns zusammenbringen wird.", hielt er an seinem Glauben fest. Ich sagte nichts. Er trat näher und küsste mich auf die Stirn. Ich schloss die Augen und ließ die Tränen ungehindert fließen. Als ich sie wieder öffnete, war Klaus verschwunden.
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Love Happens...
FanfictionSadie Gilbert, die Cousine von Elena und Jeremy, kommt nach Mystic Falls und sie ändert das Leben aller komplett. Schon fast die Hoffnung doch noch die wahre Liebe zu finden aufgegeben, verliebt sie sich Hals über Kopf. Und das gleich zweimal!