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Damons Sicht:

"Das ist ja wohl ein schlechter Witz.", wiederholte ich zum fünften Mal, weil ich es nicht begreifen konnte. Elena saß unbeteiligt auf dem Bett und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie war gegangen. Sadie war einfach gegangen und alles, was sie hier gelassen hatte, war ein schäbiger Zettel, auf dem eine knappe Erklärung stand.

"Damon, es tut mir leid, dass ich mich nicht persönlich verabschiede, aber ich brauche Abstand. Du und Klaus, ihr habt etwas Besseres verdient als mich. Ich möchte, dass du gut auf Elena aufpasst. Ich werde nach dem Heilmittel suchen und es euch zukommen lassen, falls ich es finde. Sadie".

Ich konnte es nicht fassen. Wie konnte sie glauben, dass SIE nicht gut genug für MICH war. Es war immer andersherum gewesen, wer konnte ihr nur so einen Schwachsinn eingeredet haben? Die Antwort saß neben mir und sah mich an. Elena stand auf und legte ihre Arme um meine Schultern. "Dann sind wir ab jetzt also ganz allein?", flüsterte sie in mein Ohr. Ich stieß sie von mir und sie fiel unsanft aufs Bett. Sie sah mich böse an und verließ das Zimmer. Ich hatte Sadie versucht zu erreichen, doch es ging immer nur die Mailbox ran. Ich hatte mir schon überlegt ihr Handy orten zu lassen, doch sie wollte offensichtlich nicht gefunden werden.

Mein Handy klingelte und ich sah aufgeregt aufs Display. Es war Stefan. Enttäuscht nahm ich ab. "Was gibt's, Brüderchen?", fragte ich genervt. "Sadie ist weg. Ich wollte nur wissen, ob du schon Bescheid weißt.", gab er, ruhig wie immer, zurück. Ich seufzte. "Sie hat mir einen überaus vielsagenden und überhaupt nicht verletzenden Zettel hier gelassen.", erklärte ich sarkastisch. "Hast du vor ihr zu folgen?", fragte er besorgt. "Ich hatte für einen kurzen Moment daran gedacht, aber selbst wenn ich sie finden würde, möchte sie mich nicht sehen. Es ist wohl besser, wenn wir getrennt nach den Heilmitteln suchen. Vielleicht kommt sie nach einer Weile zurück.", meinte ich hoffnungsvoll. Wir verabschiedeten uns und ich beschloss Elena zu suchen. Je eher wir das Heilmittel fanden, desto eher würde ich möglicherweise Sadie wiedersehen.

Gut ein Monat war vergangen, seit ich weggegangen war. Es war schwer gewesen, aber mittlerweile war ich ganz nah dran. Ich war auf dem Weg zu Kendra, sie sollte angeblich den genauen Standort des Heilmittels kennen. Mein Handy klingelte. Ich sah seufzend auf das Display. Bonnie. Es gab keinen von ihnen, der nicht versucht hatte mich zu erreichen. Jeden Tag versuchten sie es mehrmals, doch ich hatte bei keinem abgenommen. Ich konnte nicht mit ihnen sprechen, mir ihre Vorwürfe anhören, ihr Flehen, dass ich nach Hause kommen sollte. Ich wusste, dass das feige war, aber ich hatte im Moment anderes im Kopf.

Ich betrat die Bar, in der ich mich mit Kendra verabredet hatte. Sie war düster und schmuddelig. Trotz der Tatsache, dass es gerade mal vier Uhr nachmittags war, saßen einige Männer an der Bar, die schon ziemlich hinüber aussahen. Ganz hinten im Eck konnte ich eine Frau erkennen, die so kalt und gefühllos wirkte, dass sie nur ein Vampir sein konnte. Ich ging zielstrebig auf sie zu und setzte mich ihr gegenüber. "Kendra?", fragte ich ruhig. Ihre roten Lippen umspielte ein Lächeln und sie sah mich prüfend an. "Und du bist dann wohl Sadie? Klaus hat mir schon viel von dir erzählt.", meinte sie grinsend.

Sie hatte Kontakt zu Klaus? "Sie mich nicht so an. Er hat nur gesagt, dass ich dir vertrauen kann und das Heilmittel bei dir in guten Händen ist.", erklärte sie. Was? Meinte Klaus etwa, ich würde das Heilmittel für ihn suchen? "Wenn das so ist, komme ich gleich zur Sache. Wo ist es?", fragte ich kühl. Sie lachte leise. "Du bist wohl kein Freund von großen Reden, was? Ich schreibe dir die Adresse auf. Es ist irgendwo in diesem Haus versteckt, wo genau, weiß ich leider auch nicht.", sagte sie und überreichte mir den Zettel. "Danke.", antwortete ich knapp und stand auf. "Warte. Klaus sagte, wenn ich es dir sagen würde, wäre meine Schuld bei ihm beglichen. Ist das so?", fragte sie vorsichtig. Ich blinzelte. Warum half er mir so sehr? Erwartete er wirklich, dass ich es ihm aushändige? "Ja, deine Schuld bei ihm ist beglichen.", sagte ich und lächelte. Sie wirkte erleichtert und ich verließ die Bar.

Ich stieg in meinen Mietwagen und beschloss die Adresse gleich aufzusuchen. Je eher ich das Heilmittel hatte, desto besser. Davor angekommen, war ich sehr erstaunt. Es war ein einfaches Wohnhaus, in dem man nie so etwas wie das Heilmittel gegen den Vampirfluch vermuten würde. Ich stieg aus und betrachtete es. Manche Leute haben wirklich einen komischen Humor. Ich stieg die kleine Verandatreppe hinauf und klingelte. Ich lugte auf das Klingelschild, dass mir verriet, dass sie Richmond hieß. Nach ein paar Sekunden öffnete eine alte Dame. Sie lächelte mich nett an und fragte, was ich wollte. Ich schnupperte an ihr und konnte keinerlei Eisenkraut riechen. Aber wer sollte so nachlässig sein?

"Guten Tag, Mrs. Richmond. Dürfte ich mir bitte kurz ihr Haus ansehen?", verlangte ich und sah ihr tief in die Augen. "Nein, tut mir leid. Das geht nicht.", sagte sie bestimmt. Meine Manipulation hatte also nicht funktioniert. Was sollte ich jetzt tun? Wenn ich sie umbringe und es wohnen noch mehr Menschen in diesem Haus, die manipuliert, aber nicht zu Hause sind, würde ich nicht ins Haus gelangen. Töte ich sie nicht, lässt sie mich nicht herein. Aber ich konnte sie doch nicht einfach umbringen? In meinem ganzen Vampirleben, hatte ich nicht einem Menschen das Leben genommen. Sie war alt, vermutlich schon über 80, sie hatte kein allzu langes Leben mehr vor sich. Trotzdem konnte ich das nicht tun. Es musste noch eine andere Möglichkeit geben, um in das Haus zu gelangen.

"Wohnt noch jemand außer Ihnen in dem Haus?", fragte ich lächelnd. "Nein, ich bin hier ganz allein.", erklärte sie etwas traurig. "Wissen Sie, ich bin vom städtischen Ordnungsamt und ich müsste mir ihre Besitzurkunde mal ansehen, würden Sie sie mir holen?", fragte ich sie zuckersüß. "Ja, natürlich.", stimmte sie zu und verschwand im Haus. Wenige Augenblicke später stand sie mit der Urkunde vor mir. "Sehr schön, danke.", sagte ich und nahm ihr die Urkunde aus der Hand. "Wissen Sie, meine Liebe, ich denke es ist eine gute Idee, wenn Sie mir das Haus überschreiben würden. Nur für eine kurze Weile.", manipulierte ich sie und hoffte, dass es funktionieren würde. Sie blinzelte.

"Ja, das ist eine hervorragende Idee. Ich werde gleich meinen Makler anrufen.", rief sie erfreut und verschwand erneut. Ich seufzte erleichtert. Sie war augenscheinlich eine nette Frau und ich wollte ihr nichts tun. Nach ein paar Minuten kam sie zurück und verkündete enttäuscht, dass er erst morgen Nachmittag kommen könnte. "Das ist schon in Ordnung. Dann werde ich morgen wieder kommen. Ach, und eins noch. Ich bin Ihre Enkeltochter Sadie Gilbert und Sie wollen mir das Haus überschreiben, bevor sie sterben.", bläute ich ihr ein. Sie wiederholte meine Worte und ich verließ sie.

Ich stieg in mein Auto und fuhr zu meinem Hotel zurück. Ich hoffte wirklich, dass alles gut gehen würde. Elena brauchte das Heilmittel so schnell wie möglich.



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