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Joys Sicht:

Ich war jetzt seit gut einem halben Jahr hier und es war so, als hätte ich nie woanders gelebt. Elena, Bonnie und Caroline waren meine besten Freundinnen, wir konnten uns blind vertrauen. Mit Stefan und Tyler verstand ich mich ganz gut, allerdings wollte ich nicht so viel Nähe zu ihnen, da sie beide Freundinnen hatten. Das würde nur Stress geben. Matt und ich waren ein Herz und eine Seele. Er hatte mir kein einziges Mal gesagt, dass ich wie Sadie aussah. Ich hatte einmal "rein zufällig" ein Gespräch zwischen ihm und Elena belauscht.

"Matt, stört dich nichts, wenn du Joy ansiehst?", fragte sie ihn leise. Ich wollte zu ihnen, versteckte mich aber hinter einer Ecke, als ich meinen Namen hörte. "Wieso, was soll mit ihr sein?", fragte er misstrauisch. "Das musst du doch sehen! Sie sieht ganz genauso aus wie Sadie!", rief Elena aus, als wäre er blind. "Was? Nein, das ist doch Quatsch. Sie haben kaum Ähnlichkeit.", nuschelte er verständnislos. "Kaum Ähnlichkeit?! Sie sehen aus, wie ein und dieselbe Person?! Das kann dir doch nicht entgehen!", knurrte sie verzweifelt. Matt sah sie nur kopfschüttelnd an. Elena öffnete verwirrt den Mund und schloss ihn dann wieder. Offenbar wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Sie fuhr sich mit der Hand entnervt durch die Haare und ließ Matt stehen.

Es verwirrte mich also umso mehr, dass jeder meiner Freunde meinte, ich sehe aus wie sie, nur Matt nicht. Oft schon hatte ich nach meiner vermeintlichen Doppelgängerin gefragt, doch keiner wollte mir so recht Auskunft geben. Ich schluckte meine Selbstzweifel und Neugier herunter und beließ es dabei.

Und dann war da noch Damon. Ich hatte keine Ahnung wieso, aber irgendwas war zwischen uns, dem sich keiner von uns beiden entziehen konnte. Er war charmant, gut aussehend, witzig, geheimnisvoll. Und ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wieso er sich für ein Mädchen wie mich interessierte. Allerdings konnte es auch gut sein, dass ich mir das nur einbildete, schließlich hatte er mich noch nie nach einem Date gefragt. Oder war das heute eins? Ich hatte leider nicht allzu viel Erfahrung, was diese Themen anging. Konnte man von einer Amnesie-Kranken aber auch nicht erwarten. Nur wusste das hier noch niemand. Das war mein gut behütetes Geheimnis.

Ich sollte eine Geschichtshausarbeit über Mystic Falls im 19. Jahrhundert schreiben und Damon schien offenbar Experte darin zu sein. Er lud mich zu sich ein und versprach mir zu erzählen, was er wusste. So saß ich also auf seiner Couch und hörte mir wilde Vorträge über das damalige Leben an. "Woher nimmst du nur diese Fantasie, um dir die Dinge so vorzustellen?", fragte ich lachend dazwischen. Er unterdrückte ein Grinsen. Ich kam mir vor, als hätte ich einen Witz nicht verstanden. "Ich habe mich eben sehr lange Zeit damit beschäftigt. Aber jetzt habe ich dir so viel erzählt, im Gegenzug verlange ich auch ein paar Antworten von dir.", befahl er. Ich konnte nicht widersprechen, also nickte ich. "Eigentlich weiß ich so ziemlich alles über dich, daher bleibt mir nur eine Frage. Wieso seid ihr umgezogen?", stellte er die Frage, vor der ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte. Ich wollte nicht bemitleidet werden, nicht die komischen Blicke ertragen müssen. "Weil meine Mom hier einen neuen Job gekriegt hat, das habe ich doch schon erklärt.", versuchte ich ihn zu überzeugen. "Das nehme ich dir aber nicht ab. Da gibt es noch mehr.", hakte er nach. Ich wich seinem eindringlichen Blick aus und versuchte ruhig zu bleiben. Er rutschte immer näher, bis er nur noch ein paar Zentimeter von mir entfernt war. "Was verbirgst du?", flüsterte er mit rauer Stimme. Auch wenn ich wollte, ich konnte diesen Augen nichts verschweigen.

"Du musst mir aber versprechen, dass du mich danach nicht anders behandelst, als jetzt, klar?", stellte ich meine Bedingungen auf. Er sah mich amüsiert an. "Wieso sollte ich? Hast du etwa Jemanden umgebracht?", fragte er schief grinsend. "Nein, natürlich nicht!", rief ich pikiert aus. Er legte seinen Kopf schief und sah mich abwartend an. "Schon vor einigen Monaten, noch bevor wir hierher gezogen sind, ist etwas passiert. Ich kann mich nicht erinnern, ich weiß es nur aus Erzählungen. Meine Familie und ich hatten einen Autounfall und ich lag lange Zeit im Koma. Als ich aufwachte, konnte ich mich an nichts erinnern, was vorher passiert war. Nicht mal an meinen Namen, meine Eltern oder meine Schwester. Ich wusste nichts, sie mussten mir alles erklären. Es war eine Qual in die Schule zu gehen, weil dort alle von mir erwarteten, dass ich mich wie immer benahm. Doch ich wusste nicht, wie das war. Daher war ich mehr als froh, als wir umzogen.", erklärte ich mit gesenktem Blick. Ich wartete auf die Mitleidsbekundungen, doch sie blieben aus. Stattdessen hörte ich, wie Damon die Luft entweichen ließ. "Das nenn' ich mal ein Geheimnis. Und wann genau, bist du aus dem Koma erwacht?", war das Einzige, was er fragte. Ich überlegte. "Es müssten jetzt genau 10 Monate sein."



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