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"Ich bin schwanger.", sprach sie aus, was ich schön befürchtet hatte. Seit wir angekommen waren, hatte die Wölfin ihre Hände sorgfältig an ihrem Bauch liegen und achtete darauf, dass ihr keiner zu nahe kam. Klaus neben mir schien zu erstarren. Ich schloss die Augen. Bitte, bitte lieber Gott, lass es nicht wahr sein. Lass mich aus meinem Traum aufwachen. "Du bist der Vater.", schmetterte sie uns die Worte entgegen. Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch mein Atem beschleunigte sich unwillkürlich. "Was hast du für Beweise?", fragte Klaus scharf. Sie sah ihn verletzt an. "Du bist der Einzige, mit dem ich seit einer Ewigkeit geschlafen habe. Nur du kannst es sein.", offenbarte sie.

Ich hielt es nicht mehr aus. So schnell ich konnte, verschwand ich aus dieser Höhle und fand mich schließlich am Hafen wieder. Ich setzte mich auf eine Bank und legte meinen Kopf auf meine Knie. Gab es denn keine treuen Männer mehr? Warum war ich keinem Mann genug, warum mussten sie mich alle betrügen? Ich schniefte und unterdrückte die Tränen, die sich in meine Augen drängten. Plötzlich stand Klaus vor mir. "Sadie, bitte lass es mich dir erklären.", begann er flehend. Ich sagte nichts und sah zu Boden. "Ich habe dich nicht betrogen. Wir waren nicht zusammen, als das passiert ist. Ich war so frustriert, weil du dich für Damon entschieden hast und dann...brauchte ich Ablenkung. Es tut mir leid.", erklärte er. Rational gesehen hatte ich absolut kein Recht sauer auf ihn zu sein, schließlich hatte ich ihn verlassen. Er war ein freier, ungebundener Mann gewesen. Doch jetzt bekam er ein Kind mit einer Anderen. Konnte ich das ertragen? "Ich...ich kann dir nichts vorwerfen. Wenn es nach unserer Trennung passiert ist, hast du mich nicht betrogen. Aber ich brauche trotzdem etwas Zeit für mich. Verstehst du das?", fragte ich hoffend. Er nickte nur. "Ich gehe zurück ins Hotel.", verkündete ich und stand auf. "Rufst du mich an?", fragte er unsicher. Ich sah ihn lange an, seufzte, nickte dann aber. Er sah erleichtert aus. Ich drehte mich einfach um und lief in Richtung unseres Hotels. Jedenfalls hoffte ich, dass es die richtige Richtung war. Nach ein paar Querstraßen, schaltete ich das Navi meines Handys ein und fand das Hotel nach zwanzig Minuten des Suchens.

In unserem Zimmer angekommen, warf ich mich ins Bett und zog die Decke bis unter mein Kinn. Ich winkelte die Beine an und legte meinen Kopf auf meine Knie. Die ganze Zeit hatte ich meine Tränen unterdrückt, doch jetzt liefen sie stumm über meine Wangen. Ich hatte es selbst verbockt. Ich dachte, es würde gut gehen, sich nach genügend Bedenkzeit für einen zu entscheiden, aber das war egoistisch gewesen. Sie waren beide Männer, die was Besseres als mich verdient hatten. Ich hatte sie hingehalten, hatte zwischen ihnen hin und her gewechselt. Elena hatte recht mit ihrer Aussage. Wieso hatte ich es nicht gleich verstanden? Ich wischte mir die Tränen weg, stand auf und schnappte mir meinen Koffer. Ich packte alles ein, was ich mithatte und schrieb Damon und Elena eine Nachricht.

Ich verließ das Zimmer und fuhr mit dem Taxi zum Hafen. Dort hatte ich Klaus hinbestellt um mich von ihm zu verabschieden. Er saß schon auf der Bank und drehte sich um, als er mich kommen hörte. Ich setzte mich neben ihn, ohne ihn anzusehen. Ich spürte seinen fragenden Blick auf mir. Schließlich begann ich: "Ich werde für einige Zeit weggehen.", ließ ich die Bombe platzen. Er sah mich verwirrt an. "Brauchst du Abstand? Ich dachte, du wärst nicht sauer. Ich werde sie das Baby nicht bekommen lassen. Wir können danach genauso weitermachen, wie bisher.", erklärte er. Ich sah ihn geschockt an. "Du wirst sie das Baby gebären lassen und du wirst ihm ein guter Vater sein. Ich weiß, wie es ist ohne richtige Eltern aufzuwachsen, das wirst du ihm nicht antun. Du wirst ein guter Vater sein und es liebevoll großziehen.", befahl ich. Er blinzelte. "Aber...", wollte er mir widersprechen. "Bitte, tu es für mich.", flehte ich. Er sah mir fest in die Augen und nickte dann. "Und warum gehst du weg?", fragte er verletzt. "Ich habe Einiges zu erledigen.", sagte ich knapp. "Dann komme ich mit.", sagte er sofort, doch ich schüttelte den Kopf. "Nein, das muss ich allein machen. Und ich denke...es ist das Beste, wenn wir erstmal eine Pause einlegen.", sprach ich es aus. Er sah mich mit großen Augen an. "Ich muss mich auf meine Erledigungen konzentrieren und du auf dein Kind. Außerdem werde ich ziemlich lang weg sein. Das ist das Beste.", erklärte ich. Er kniff die Augen zusammen. Ich gab ihn einen Kuss auf die Wange und erhob mich. "Mach deine Sache gut.", verlangte ich und verschwand ohne ein weiteres Wort. Ich wusste, dass er es nicht verstand, aber ich hoffte, dass er mich einfach gehen ließ.

Ich fuhr mit dem Taxi zu einem Mietwagenhändler. Ich mietete mir einen Wagen auf unbegrenzte Zeit und fuhr zurück nach Mystic Falls. Dort packte ich meine restlichen Sachen zusammen und hinterlegte jedem einen Brief, in dem ich erklärte, warum ich wegging. Ich wusste, dass es feige war, aber ich konnte mich nicht von ihnen verabschieden, das hielt ich nicht aus. Stefan war der Letzte, dem ich den Brief auf den Schreibtisch legte. Doch gerade, als ich zur Tür hinaus wollte, stand er hinter mir.

"Sadie, bist du zurück?", fragte er überrascht. Mist. Ich wollte ihm auf keinen Fall erklären müssen, warum ich ging. Er würde es mir nur ausreden oder vermutlich mitkommen. "Was ist los?", fragte er alarmiert. Ich blickte zu Boden. "Es liegt ein Brief auf deinem Schreibtisch, in dem ich dir das alles erkläre. Ich muss los.", sagte ich schnell und wollte durch die Tür verschwinden, doch Stefan hielt sie zu. "Was heißt das? Was meinst du damit?", fragte er verwirrt. Ich seufzte. "Ich werde für einige Zeit die Stadt verlassen. Es ist so...ich muss einfach mal allein sein. Ich mache mich auf die Suche nach dem Heilmittel für Elena.", erklärte ich knapp. "Und wie lange wirst du weg sein?", fragte er. Schulterzuckend sah ich ihn an. "Solange bis ich das Heilmittel gefunden habe. Und vielleicht noch länger.", fügte ich leiser hinzu. "Soll das heißen, du kehrst vielleicht gar nicht mehr zurück?", rief er aufgebracht. Wieder zuckte ich mit den Schultern. "Aber das ist deine Heimat. Dein Zuhause. Willst du das alles hinter dir lassen nur wegen Damon und Klaus?", fragte er zweifelnd. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich jetzt erstmal hier raus muss. Weg von allem und allein sein.", erklärte ich. "Das heißt, du möchtest nicht, dass ich mitkomme?", fragte er, doch er wusste die Antwort schon. Ich schüttelte den Kopf. Er zog mich in seine Arme und ich schloss die Augen. "Ruf mich an, wann immer du mich brauchst.", sagte er.

Lächelnd stieg ich zurück in mein Auto. Ich ließ Mystic Falls hinter mir und fuhr auf den Highway. Tief durchatmend schob ich alles beiseite und freute mich auf das Neue und Unbekannte.



Love Happens...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt