Nervös starrte ich auf meine Hände, die mir mittlerweile wieder entbunden waren. Die Hitze, die den kleinen Verhörraum erdrückte, machte mir zu schaffen. Das grelle Licht brachte mich zum Schwitzen. Oder war es doch Officer Browns stechender Blick?
Mit seinen schwarzen Augen starrte er mich an und studierte jede einzelner meiner Bewegungen. Ich schluckte.
Ich wusste gar nicht, wie lange ich hier schon saß. Die Zeit schien immer langsamer zu vergehen. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde es unerträglicher.
»Schweigen bringt dir nichts«, meinte der Polizist schließlich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seit Minuten hatte ich kein Wort mehr von mir gegeben, weil Officer Brown mir einfach nicht glauben wollte. Er war fest davon überzeugt, dass ich eine Mörderin und Diebin sei. Allein der Gedanke war absurd. So absurd, dass ich auf einen Anwalt verzichtet hatte und er mich direkt in den Verhör genommen hatte.
Ich gab zu, in der Grundschule habe ich meiner blöden Sitznachbarin ihren Lieblingsstift geklaut, aber sonst habe ich noch nie in meinem Leben nur daran gedacht, etwas mitgehen zu lassen! Noch dazu war ich ganz bestimmt keine Mörderin! Das hörte sich ja so an, als wäre ich noch ein viel schlimmerer Mensch als mein Vater gewesen, was in meinen Augen eine unglaubliche Beleidigung war.
Officer Brown war da ganz anderer Meinung. Vor mir lag das Foto eines 200 Karat schweren Diamanten, den ich angeblich aus einem Juwelier entwendet haben sollte. Er wurde bei den Löscharbeiten in unserem Garten in einer der Vasen gefunden. Wie er dahin gekommen war, war mir ein Rätsel. Aber ich verwettete meine Seele darauf, dass der Brandstifter etwas damit zu tun hatte!
Bei meinem angeblichen Raubzug am Mittwoch, den 4. Oktober - also vor drei Tagen - sollte ich einen der Angestellten ermordet haben. Mit einer Schusswaffe. Das war doch verrückt! Ich war siebzehn! Ich besaß keine Schusswaffe!
Und noch dazu: Wozu sollte ich einen teuren Edelstein klauen, wenn meine Mutter schon genug Geld verdiente und wir förmlich in Geld schwammen (Naja, jetzt nicht mehr. Aber bis gestern war das ja der Fall). Officer Brown konnte und wollte mich nicht verstehen.
Ich atmete tief ein und aus. »Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?«, fragte ich gereizt, »Ich bin keine Mörderin und ich habe damit.« Ich deutete auf das Foto. »Nichts zu tun!«
Er blieb unbeeindruckt. Ein Teil von mir konnte sein Misstrauen gegenüber Verdächtigen verstehen, der andere Teil würde am liebsten losschreien.
Die ganze Zeit redete ich mir ein, dass ich mich nur in einem merkwürdigen Albtraum befand. Aber egal, wie oft ich mich zwickte, ich wachte einfach nicht auf.
Mein Kopf bestand mittlerweile nur noch aus Matsch. Es war so warm in diesem Raum. Die Luft war stickig und es roch verschimmelt. Mit war übel. Alles schien sich ein wenig zu drehen.
Plötzlich musste ich grinsen. Jetzt wusste ich, was hier los war! Hier war irgendwo eine versteckte Kamera installiert und es handelte sich lediglich um einen miesen Streich. Jayden nahm bestimmt für die Wasserattacke Rache. Eigentlich wusste ich ganz genau, dass das alles der totale Ernst war, aber einige meiner Gehirnzellen wollte das einfach nicht wahrhaben.
Officer Brown zog die Augenbrauen zusammen. »Was ist so lustig?« , knurrte er erzürnt und erhob sich von seinem Stuhl. Sofort stützte er die Arme auf den Tisch und beugte sich zu mit herunter. Sein Gesichtsausdruck schien nicht so, als würde er Späße verstehen.
Mein Grinsen verstarb. Ich spürte, wie jede einzelne Faser meines Körpers sich anspannte. »N-nichts!«, stammelte ich und blieb stocksteif auf meinem Stuhl sitzen.
Der Polizist schien die Nase voll zu haben. Er drehte die Lampe so, dass ich vor Helligkeit fast erblindete. Schützend schirmte ich die Augen mit der Hand ab. »Du sagst mir jetzt sofort die Wahrheit!«, fauchte er und haute wütend auf den Tisch.
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Underrated
Mystery / ThrillerABGESCHLOSSEN ✓ Allyson Parkers Leben ähnelt einer rasanten Achterbahnfahrt - bloß ohne Anschnallgurt. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass die eigene Mutter wegen Mordes festgenommen wird. Die 17-jährige Highschoolerin ist sich sicher: Jem...