Kapitel 65 - Blumen für die Dame

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Am nächsten Tag in der Schule musste ich mit Enttäuschung leider feststellen, dass Collin krank war. Stöhnend öffnete ich meinen Spind, woraufhin mir ein paar Rosen entgegenkamen. Verwundert nahm ich den Strauß in die Hand und betrachtete die dunkelroten Blätter. Wunderschön.

Aber war steckte Blumen in mein Schließlich? Ich entdeckte eine Karte:

>> Es tut mir leid! - Jayden <<

Ich ließ den Kopf sinken. Ein paar duftender Rosen, die noch dazu wunderschön waren, konnten doch nicht gut machen, was Jayden mir angetan hatte... oder etwa doch?

Verbittert biss ich mir auf die Unterlippe. Nein. Ich durfte jetzt nicht einknicken. Jayden hatte es nicht anders verdient.

Schweren Herzens warf ich die Blumen in die nächste Mülltonne.

Dann machte ich mich auf dem Weg in mein Klassenzimmer. Nachdem ich gestern weinend zu Hause angekommen war, hatte Onkel Harry sofort gefragt, was los sei. Da mir keine gescheite Lüge eingefallen war, hatte ich ihm einfach erzählt, dass Jayden mit mir Schluss gemacht hätte.

Mein Onkel hatte ja bis zu dem Zeitpunkt gedacht, dass wir ein Paar wären. Zumindest war ich damit endlich diese riesige Lüge los. Wenn es etwas auf der Welt gab, was ich verabscheute, dann waren es Lügen. Noch ein Grund mehr, weshalb ich Jayden nicht einfach so verzeihen konnte.

Leider kam ich in meinem Frust gestern nicht mehr dazu, meine Mutter im Gefängnis zu besuchen. Ich fühlte mich unglaublich schlecht dafür. Was mich aber noch mehr fertig machte, war, dass Max andauernd nach Mom fragte. Kein Tag verging, an dem er nicht fragte, wo sie steckte oder wann sie endlich wieder nach Hause kam.

Mir zerbrach es das Herz immer wieder in diese großen, blauen Augen zu schauen und ihm dann sagen zu müssen, dass Mom arbeiten war. Ja, ich hatte ihn angelogen. Aber wie sollte man einem sechsjährigem Kind vermitteln, dass seine Mutter hinter Gittern saß, ohne dabei seine Gefühle zu verletzen?

Niedergeschlagen betrat ich die Klasse und ließ ich mich auf meinen Platz sinken. Unser Lehrer kam wenige Momente später in den Klassenraum. »So, ich hoffe, dass ihr euch gut vorbereitet habt!«, posaunte Mr. Miller und fing an, Zettel zu verteilen. So gut wie der ganze Kurs fing an zu stöhnen.

Ich nahm den Zettel in die Hand und musste mit Entsetzen feststellen, dass es sich dabei um einen Test handelte. Wann zum Teufel wurde der denn angekündigt?

»Miss Parker, gibt es ein Problem?«, fragte Mr. Miller und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Nein, alles in Ordnung«, stammelte ich und deutete auf den Zettel, »Ich weiss alles über die Pro... tein-bio... ähm... synthese!« Durch ein viel zu heftiges Nicken unterstreichte ich meine Lüge. Dann starrte ich mit großen Augen wieder auf mein Blatt. Was war denn eine Proteinbiosynthese?!

Ich hatte gar keine Ahnung! In letzter Zeit passte ich im Unterricht nämlich gar nicht mehr auf. Meine Gedanken drehten sich immer nur um meine Mutter, die Drohungen und meinen Verfolger. Da blieb keine Zeit, um den Lehrern zuzuhören.

Ich schüttelte den Kopf und drehte den Zettel um. Anstatt mich mit meinem Test zu beschäftigen, fing ich an, alles aufzuschreiben, was ich über meinen Verfolger wusste. Auf die Idee hätte ich früher kommen sollen.

Nach einer Minute hatte ich alles aufgeschrieben, was ich wusste - also so gut wie gar nichts.

Ich starrte auf mein Blatt.

- Mann

- Braune Haare

- Schwarzer Van

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