Am nächsten Tag fühlte ich mich wieder bereit aus dem Haus zu gehen. Nachdem Josh gestern seine dumme Vermutung geäußert hatte, war ich schlecht gelaunt. Wie konnte er nur meinen Onkel verdächtigen? Klar, er hatte genauso wie der Verfolger braune Haare. Aber das war doch kein Beweis! Es gab Milliarden Menschen mit braunem Haar!
Mein Onkel besaß nicht einmal einen schwarzen Van! Wie zum Teufel sollte er für diese Taten verantwortlich gewesen sein? Außerdem hasste er es Auto zu fahren! Sein blauer Mustang stand bestimmt Jahrzehnte unberührt in der Garage, bevor ich ihn vor Wochen wieder auf Vordermann gebracht hatte. Josh suchte doch nur verzweifelt nach einer Ausrede, um die Drogengeschichte von sich wegzulenken.
Ich schüttelte den Kopf und lief weiter Richtung Innenstadt. Ich hatte noch etwas zu erledigen, und zwar war mir Jayden noch so einige Fragen und Erklärungen schuldig.
Nach zehn Minuten stand ich vor seiner Haustür. Mehrmals klingelte ich an und machte dann einen Schritt zurück. Als die Tür aufging, kam direkt Jayden zum Vorschein. Sein Kinn zierte immer noch ein großer blauer Fleck. Mittlerweile hatte er sich an einigen Stellen gelbgrün gefärbt.
»Allyson!«, rief Jayden mit überraschter Miene, »Endlich! Ich habe mir ja solche Sorgen gemacht!«
Er wollte mich umarmen, aber ich drückte ihn weg. Seine Berührungen lösten längst keine Wärme mehr aus, sondern nur pure Kälte.
Jayden sah mich verletzt an. »Was ist los?«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und betrat das Haus, aber nur weil niemand mitbekommen sollte, um was es hier ging.
Jayden schloss die Tür. Ich musterte ihn von unten bis oben. Er sah zur Abwechslung mal furchtbar aus. Augenringe und zerzaustes Haar.
Ich lehnte mich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum hast du mich angelogen?«
Sichtlich irritiert legte Jayden die Stirn in Falten.
Also kam ich direkt auf den Punkt: »Warum hast du mir nicht die Wahrheit erzählt, als ich dich gefragt hatte, was nach der Party passiert ist?«
Auch wenn ich eigentlich keine Schwäche zeigen wollte, klang meine Stimme verletzt.
Jayden kratzte sich nervös am Hinterkopf. »Du kannst dich wieder erinnern...?«
Ich nickte langsam.
Seine grünen Augen blitzten auf. »Ich wollte es dir sagen, ehrlich! Aber i-ich... konnte nicht!«
Ich schüttelte verbittert den Kopf. »Was bedeutet du konntest nicht?! Du hast meinen Verfolger gesehen und kein Wort zu mir gesagt! Jayden, ich habe dir vertraut!«
Verzweifelt fuhr er sich durchs Haar. »Ich... ich habe ihn nicht gesehen!«, behauptete er nervös, »...er hat mich sofort zu Boden geschlagen! Ich hatte gar keine Möglichkeit gehabt, sein Gesicht zu erkennen!«
Misstrauisch musterte ich ihn.
»Alles ging so schnell, Allyson!«, fügte er hinzu, »Deshalb habe ich dir nichts erzählt! Es hätte nichts gebracht und dir nur noch mehr Angst eingejagt! Und das wollte ich nicht! Du musst mir glauben!« Jayden sah mich flehend an.
»Du hättest mir trotzdem davon erzählen müssen!«
Dann hätte ich von Anfang an gewusst, dass ich in größeren Schwierigkeiten steckte und jemand mich ernsthaft verletzen - nein, sogar umbringen - wollte. Ich konnte nicht fassen, dass Jayden mir etwas so Wichtiges einfach verschwiegen hatte.
»Das ist der Grund, warum du dich mit Josh angelegt hast, oder? Du dachtest, er wäre es gewesen?« Meine Stimme bebte. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, ich stand kurz davor, wieder anzufangen zu weinen. Es verletzte mich, dass Jayden mich belogen hatte.
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Underrated
غموض / إثارةABGESCHLOSSEN ✓ Allyson Parkers Leben ähnelt einer rasanten Achterbahnfahrt - bloß ohne Anschnallgurt. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass die eigene Mutter wegen Mordes festgenommen wird. Die 17-jährige Highschoolerin ist sich sicher: Jem...