Kapitel 48 - Gewinner und Verlierer

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Hastig dribbelte ich den Ball Richtung Korb. Josh war mir dicht auf dem Fersen. Doch als er mich erreicht hatte, warf ich den Ball auch schon im hohen Bogen durch die Luft. Erleichtert atmete ich aus und strich mir die Schweißperlen aus dem Gesicht, als der Ball einen Treffer erzielte.

Josh wischte sich durch die verschwitzten Haare. »Saubere Leistung, Parker! Hätte ich wirklich nicht erwartet.«

Ich musste lächeln. Denn es stand tatsächlich 18:18. Unentschieden.

Josh hatte mich so wütend gemacht, dass ich über meine Grenzen geschritten war. Seine provozierenden Sprüche waren ein richtiger Ansporn gewesen, bloß nicht zu verlieren. Josh durfte auf keinen Fall gewinnen. Deshalb konnte ich nicht anders, als alles zu geben.

Er nahm den Ball in die Hand und begann zu dribbeln. Hastig lief ich auf ihn zu und versuchte ihm den Ball wegzuschnappen. Doch er wich meinen Bewegungen immer wieder aus.

Ich durfte nicht verlieren, spornte ich mich weiter an.

Plötzlich schubste er mich aber mit so einer Kraft zur Seite, dass ich unsanft auf dem Boden landete. Keine drei Sekunden später hörte ich, wie der Ball im Korb landete.

»Hey!«, schrie ich, »Das war ein klares Foul!«

Josh nahm den Ball an sich und kam wieder auf mich zu. Seine Lippen umspielte ein Grinsen. »Das war kein Foul.«

Ich richtete mich auf und wischte mir den Dreck von der Hose. »Natürlich war das ein Foul! Du hast mich geschubst!«

Josh zog die Augenbrauen hoch. »Hab ich das?«

Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten. »Ja, hast du!«, schrie ich ihm entgegen, »Und ich kann dir auch sagen, warum! Weil du Angst hast gegen mich zu verlieren!«

Josh fing an zu lachen. »Okay, das können wir ruhig wiederholen« , grinste er, »Aber Angst zu verlieren, habe ich garantiert nicht. Ich werde gewinnen!«

Ich hasste es, wenn er sich über mich lustig machte.

»Aber wenn du eine Wiederholung willst, musst du dir den Ball schon selbst holen«, meinte er schadenfroh.

Plötzlich hielt er den Ball mit der rechten Hand so hoch, dass ich nicht herankam. Ich streckte die Hand und sprang hoch, wofür er ihn nur noch höher weg hielt. Idiot. Josh war eindeutig zu groß und genau das nutzte er jetzt schamlos aus.

Als ich spürte, wie er seine andere Hand auf meine Taille legte, zog ich die Luft ein. Ich starrte in seine dunklen Augen, die auf einmal so nah zu sein schienen. Zu nah.

Sofort machte ich einen Satz nach hinten. »Fass mich nicht an«, meckerte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, »Ich weiß doch, was du versuchst! Du willst mich ablenken!«

Josh lachte nur und warf mir den Ball zu. Zähneknirschend nahm ich ihn an. Noch zwölf Punkte zum Sieg. Die würde ich mir holen, und zwar nicht nur wegen den Fragen, sondern auch, um Josh dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht zu radieren.

* * *

Mit meiner letzten Kraft schnappte ich Josh den Ball weg und dribbelte so schnell ich konnte in Richtung Korb. Kaum zu fassen, aber das war der Matchball. Wenn ich jetzt traf, hatte ich gewonnen. Aber dasselbe galt auch für Josh. Denn es stand erneut unentschieden. 28:28. Der nächste Korb führte zum Sieg.

Kurz bevor ich den Korb erreichen konnte, kam mir Josh wieder in Quere. Geschickt dribbelte ich den Ball in Sekundenschnelle um meinen Körper herum und zwischen meine Beine hindurch.

Dann holte ich aus und warf.

Der Ball flog im hohen Bogen auf den Korb zu.

Gespannt beobachteten Josh und ich ihn.

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