Kapitel 70 - Auf laufendem Band

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Danny tippte mehrmals auf das Mauspad und war damit beschäftigt das Band auf den passenden Zeitpunkt zurückzuspulen. Nervös starrte ich auf den Bildschirm. Ich konnte nicht glauben, dass er ihn wirklich auf Band hatte.

Danny spulte so schnell zurück, dass man sehen konnte, wie sich jeder einzelne Tag abspielte. Von Morgens bis Abends. Von Abends bis Morgens. Tausende von Menschen waren zu sehen und wirkten fast schon wie kleine Ameisen.

Er stoppte. »Hier fängt's an!«

Ich beugte mich vor und schaute ihm über die Schulter. Gerade sah man, wie ich mit Onkel Harrys blauen Mustang auf den Parkplatz fuhr. Man konnte aufgrund der Dunkelheit nur schwach meine Silhouette erkennen. Einige Momente war ich im Wagen sitzengeblieben und hatte geweint.

Danny wandte den Kopf in meine Richtung. »Warum hast du geweint?«

»Spielt keine Rolle«, erwiderte ich gereizt und sah mir weiter das Video an.

Unzufrieden mit meiner Antwort seufzte Danny auf und folgte ebenfalls dem Band weiter.

Dann kam die Stelle, wo sich plötzlich eine Person von hinten an meinen Wagen schlich.

Ich hielt den Atem an.

Das war ja wirklich nicht Collin!

Es war eindeutig ein Mann. Mein Verfolger. Und er trug wieder diese schwarze Bollmütze, die er ganz tief ins Gesicht gezogen hatte. Ich versuchte die ihn zu identifizieren, aber anscheinend hatte er ganz genau gewusst, wo die Kamera stand. Denn er sah kein einziges Mal in ihre Richtung und verweigerte somit einen direkten Blick auf sein Gesicht.

Als er die Windschutzscheibe mit der roten Farbe vollschmierte, stoppte Danny das Video und zoomte heran. Aber aufgrund der Dunkelheit und der schlechten Qualität war ich nicht in der Lage zu erkennen, um wen es sich handelte. Man konnte nur schätzen. »Er ist groß, circa 1,80 - 1,90 cm...«, führte Danny meine Gedanken aus, »...und hat eine etwas breitere Statur... außerdem ist er Rechtshänder...und... mehr kann man leider nicht sagen.«

Ich stieß einen enttäuschten Seufzer aus. Das ganze hatte also nichts gebracht. Es könnte nach wie vor jeder sein und meinen Vater konnte ich auch nicht glasklar identifizieren. Niedergeschlagen wandte ich den Kopf ab.

Danny stoppte das Video und sah mich nachdenklich an. »Allyson, wer ist dieser Mann?«, fragte er schließlich, »Lauert er dir auf?«

Ich wich seinem Blick aus. Ich hatte nämlich keine Nerven, um mit ihm darüber zu reden.

Aber er ließ natürlich nicht locker. »Warst du deshalb so fertig, als du zum ersten Mal in unserem Café warst?« Seine braunen Augen funkelten mich erwartungsvoll an.

Ich stieß einen Seufzer aus. »Ich will wirklich nicht darüber reden, Danny!« Demonstrativ hängte ich mir meine Schultasche um.

Danny erhob sich von seinem Stuhl. »Dann kann ich wohl nicht viel machen...«, seufzte er, »...außer das hier.« Er griff in seine Hosentasche und holte sein Handy hervor.

Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Wen rufst du an?«

Danny wählte eine bekannte Nummer. »Die Polizei«, antwortete er prompt.

Ich riss ihm das Handy aus den Händen. »Bist du verrückt?«, schrie ich, »Du kannst doch nicht einfach die Polizei rufen! Du darfst es nicht tun, weil...« Ich stockte.

Danny zog die Augenbrauen hoch. »Weil...?«

Ich umklammerte sein Handy fester. »Weil... darum!« Ich hielt mir sein Handy hinter den Rücken.

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