Wie angewurzelt starrte ich Jayden an, der den Kopf schüttelte und sich schließlich von mir abwandte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Jayden wollte mich schon seit Monaten erobern, aber die ganze Zeit hatte ich angenommen, dass das alles für ihn nur ein Spiel war. Andauernd hatte er mit anderen Mädchen geflirtet. Jedes Mal hatte er eine Neue. Ich hatte das immer als seine Masche angesehen. Mir war dabei jedoch niemals in den Sinn gekommen, dass er tatsächlich etwas für mich empfand. Verwirrte sah ich ihm nach. Er liebte mich?
Den ganzen Tag konnte ich an nichts Anderes mehr denken. Ich saß im Unterricht und dachte ununterbrochen an Jaydens Worte. Nichts konnte mich ablenken. Nicht einmal das Gelächter über das Video von Collin und mir. Letztendlich kam ich zu dem Entschluss, dass Jayden ein richtiger Vollidiot war. Er konnte doch nicht mit tausend Mädchen rummachen und dann plötzlich bei mir ankommen und erzählen, er würde mich lieben!
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Hatten ihn meine Worte von Montag etwa verletzt? War ich zu hart gewesen? Hat er mir deshalb seine Liebe gestanden? Oder war das alles nur ein mieser Trick?
Nein, das konnte es auch nicht sein. Er hätte Collin umgebracht, wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre.
Ich stieß einen endlosen Seufzer aus. Das war alles so kompliziert. Wie sollte ich mich denn jetzt ihm gegenüber verhalten? Was war morgen mit der Party? Ich konnte unmöglich so tun, als wäre nichts passiert.
Das Klingeln der Schulglocke riss mich aus meinen Gedanken. Während alle Schüler und unser Lehrer aus dem Raum schnellten, blieb ich auf meinem Platz sitzen. Angespannt blickte ich aus dem Fenster und versuchte in den Massen, die nach draußen stürmten, Jayden ausfindig zu machen. Er musste doch irgendwo sein.
»Allyson!«, hörte ich plötzlich eine Stimme sagen. Ich versuchte möglichst gefasst zu bleiben, als ich merkte, dass es Jayden war. Ich war doch noch gar nicht bereit, um mit ihm über seine Worte von vorhin zu sprechen. Unsicher strich ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und drehte mich zu ihm um.
Er stand im Türrahmen, seinen Rucksack in der Hand haltend. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht. »Ich werde morgen von ein Paar Freunden zur Party gebracht«, erzählte er plötzlich, »Du musst sehen, wie du da alleine hinkommst!«
Ich runzelte die Stirn.
»Oh, und zieh dir etwas Knappes an!«, zwinkerte er mir noch zu und war so schnell gegangen, wie er aufgetaucht war.
Irritiert sah ich ihm nach. Was war das denn gewesen?
Jayden wirkte auf einmal so, als wäre das von heute morgen niemals passiert. Völlig aus der Bahn gebracht, starrte ich auf die Tür, durch die er soeben gelaufen war. Anscheinend hatte ich mir doch zu viel auf seine Worte eingebildet. Jayden spielte mit mir genauso, wie er es mit jedem anderen Mädchen tat.
Nachdem ich bei einem Secondhand-Laden war, um schweren Herzens meine Tasche zu verkaufen, machte ich mich auf dem Weg nach Hause. Für die Tasche konnte ich 50 Dollar kassieren, was hieß, dass ich bald Jayden nur noch einen Hunderter schulden würde.
Ich war immer noch ein wenig verwundert über sein Verhalten, aber eigentlich führte sich Jayden schon immer so auf. Seitdem ich ihn kannte. Schon immer war er ein Herzensbrecher gewesen und so würde es wahrscheinlich auch immer bleiben.
Bei jedem Schritt, den ich tat, schmerzte jeder einzelne meiner Muskeln. Und damit kamen wir zum nächsten Vollidioten. Josh. Dem würde ich heute noch eine ordentliche Lektion erteilen! Ich hatte seine fiese Aktion von gestern noch nicht vergessen. Gleich würde er sein wahres Wunder erleben!
Als Onkel Harrys Haus in Sicht war, ging ich nicht dorthin, sondern steuerte direkt auf Joshs Haustür zu. Onkel Harry würde wahrscheinlich einen Anfall kriegen, wenn er das hier sehen würde, aber ich konnte nicht anders. Josh verdiente eine Strafe.
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Underrated
Mystery / ThrillerABGESCHLOSSEN ✓ Allyson Parkers Leben ähnelt einer rasanten Achterbahnfahrt - bloß ohne Anschnallgurt. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass die eigene Mutter wegen Mordes festgenommen wird. Die 17-jährige Highschoolerin ist sich sicher: Jem...