Kapitel 80 - Ausgerissene Flügel

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Unzufrieden schlürfte ich an meinem Latte und ignorierte Dannys Blicke. Musste es ausgerechnet dieses Café sein?

»Der ist schon süß«, meinte Meggie und grinste Danny an, der gerade damit beschäftigt war, den Tresen zu wischen.Ich zuckte mit den Schultern, da mich seine Blicke nicht interessierten.

»Also, ich finde ihn ganz schon aufdringlich und nervtötend!«, meinte Jayden und verdrehte die Augen.

Zumindest war ich für den Moment abgelenkt, dachte ich und trank noch einen Schluck von meinem Heißgetränk, das meinen Hals noch mehr zum Brennen brachte und die Schmerzen kurzzeitig betäubte.

Jayden wandte sich mir zu. »Willst du mir jetzt sagen, was los ist?«

Ich sah ihn tonlos an. Warum verstand er nicht, dass ich nicht mit ihm darüber reden wollte?

Meggie legte schützend den Arm um mich. »Sie hat ihre Tage!«, sagte sie plötzlich, »Deshalb verhält sie sich so merkwürdig! Du weißt schon. Hormone und so!«

Ich war Meggie für ihre Lüge echt dankbar, aber sie hätte sich echt etwas Besseres einfallen lassen sollen.

»Achso«, meinte Jayden und kratzte sich am Hinterkopf.

Ich schüttelte den Kopf und tadelte Meggie mit einem bösen Blick. Um die Lüge zumindest etwas glaubwürdiger erscheinen zu lassen, erhob ich mich von meinem Platz und marschierte Richtung Toiletten.

Als ich vor dem Waschbecken stand, betrachtete ich mich lustlos. Ich sah aus wie eine Leiche. Einfach nur am Ende mit den Nerven. Ich spülte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, um wieder etwas frischer zu wirken. Doch das brachte nichts. Ich sah genauso schlecht aus wie vorher.

Erschöpft stützte ich mich am Waschbecken ab. Ich wollte es ignorieren, aber meine Gedanken kreisten immer noch um meinen Vater. Ich konnte an nichts Anderes mehr denken. Er war da, obwohl er nicht anwesend war. Immer und überall.

Als ich die Toiletten verließ, kam Danny mir entgegen. »Du siehst furchtbar aus«, stellte er fest und balancierte ein Tablett mit Kaffeetassen.

»Sag mir etwas, was ich noch nicht weiß«, entgegnete ich trocken.

Er stellte das Tablett ab. »Was ist los, Allyson?«, fragte er besorgt und zog seine Schürze fester.

Mir fiel Jaydens eindringlicher Blick auf. Er starrte direkt in unsere Richtung. Seine Miene war alles andere als erfreut.

»Ich bin nur krank«, antwortete ich heiser, »Aber das geht dich sowieso nichts an. Kunden soll man keine persönlichen Fragen stellen.«

»Ist es so schlimm?«, erwiderte Danny.

Ich seufzte auf. »Ja, es ist schlimm. Aber das ist ja bei mir nichts Neues. Würdest du mich jetzt entschuldigen...« Ich ging an ihm vorbei.

Als ich an unserem Tisch ankam, schien Jayden immer noch wütend zu sein. Meggie sah mich neugierig an. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Ich verstand gar nicht, was los war. Hatte ich was falsch gemacht?

Erst als Jayden mir mein Handy vor die Nase hielt, verstand ich. »Was ist das?«, er betonte jede einzelne Silbe.

Entsetzt starrte auf das Foto von Josh und mir.

»Wieso küsst der Typ dich?«, knurrte Jayden. Sein Kiefer spannte sich an. Seine Augen leuchteten nur so vor Hass.

Eine unangenehme Röte stieg mir ins Gesicht stieg. »I-ich wollte das nicht!«, stammelte ich, »Er...hat es einfach getan!«

Jayden zog die Augenbrauen hoch. »Ach, ja? Ich bezweifle, dass er plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht ist«, spottete er, »Gib's zu, du hast dich mit ihm getroffen! Er ist gefährlich, Allyson! Er ist-«

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