Kapitel 54 - Mysteriöse Gestalten

5.6K 412 20
                                    

Das Licht ging wieder an. Alle sahen sich verwirrt um.

Ich starrte zur Bühne, wo plötzlich jemand stand. Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch, als ich eine silberne Ritterrüstung zu Gesicht bekam.

Der edle Ritter.

Alle fingen an, über seinen spektakulären Auftritt zu klatschen. Das Licht der Scheinwerfer verlieh dem Metall seiner Rüstung einen besonderen Glanz.

Er nahm ein Mikrophon in die Hand. »Guten Abend allerseits!«, schrie er euphorisch.

Die Menge begann zu jubeln.

»Heute ist es endlich wieder soweit! Halloween, der beste Tag im ganzen Jahr steht endlich wieder vor der Tür!«, er steckte alle mit seiner guten Laune an, »Ich verspreche euch, dass diese Party die des Jahres - nein, des Jahrtausends - wird! Genießt es!«

Er warf die Hände in die Luft. Zeitgleich begann die Musik wieder den Raum zu erfüllen. Sofort brachen alle in freudiges Gejubel aus.

Ich seufzte. Das klang ja alles schön und gut, aber ich könnte die Party wohl oder übel nicht richtig genießen. Ich hatte eine Mission. Mein Ziel war Melissa. Ich musste sie ausfindig machen und herausfinden, was sie plante. Sie wollte sich hier mit jemanden treffen, der ihr das Zeug - was auch immer das war - besorgen wollte. Sie inmitten von hundert Jugendlichen zu finden, hatte ich mir jedoch etwas leichter vorgestellt.

Überfordert starrte ich auf die tanzende Menge. Alle waren verkleidet. Gespenster. Vampire. Zombies. Werwölfe. Hexen. Magier. Mumien. Skelette. Superhelden. Kobolde. Feen. Piraten. Clowns. Prinzessinnen. Und noch so viele andere Gestalten liefen hier herum. Wie zum Teufel sollte ich Melissa finden?

Ich strich mir die braunen Locken zurecht und zog das Schnürband der Maske fester. Dann begab ich mich auf die Suche. Ich erkannte viele Gesichter aus der Schule wieder. Vielleicht machte das die ganze Sache leichter?

Mein Blick blieb an einer Person hängen. Ein Mädchen mit blonden Haaren. Genauso wie ich trug sie eine Maske auf dem Gesicht. Ihr kurzes, weißes Kleid betonte ihre langen Beine. Ihre Engelsflügel waren mit Glitter verziert. Sie sah atemberaubend aus, aber das war nicht der Grund, warum ich sie ansah.

Sie starrte mich an, niemanden anderes. Nur mich.

Ich versuchte aus der Entfernung zu erkennen, wer sich hinter der Maske versteckte, aber mir fiel niemand ein, der zu der Person passen könnte. Melissa war ein Stückchen größer und hatte braune Haare. Sie konnte es nicht sein. Irgendwie war es gruselig, wie das Mädchen mich beobachtete. Sofort wandte ich mich ab und ging weiter.

Kurz warf ich einen Blick in die Küche, wo die ersten sich schon am Alkohol vergriffen. Dann trottete ich weiter an der tanzenden Menge vorbei. Die dröhnende Musik brachte die ganze Bude zum Beben.

Plötzlich spürte ich eine Hand, die sich von hinten auf meine Schulter legte. »Hallo, Schönheit«, raunte mir jemand von hinten zu.

Ich wirbelte herum. Doch als ich sah, wer vor mir stand, hätte ich mich am liebsten übergeben.

Scott grinste mich an und scannte meinen Körper von unten bis oben ab. Er trug eine orangen Gefängnisoverall, der meiner Meinung nach wie die Faust aufs Auge passte. Ich hatte seinen Wutausbruch und Angriff auf den armen Louis längst nicht vergessen. Vielleicht sollte man Scott wirklich in den Knast stecken?

Zum Glück wusste er nicht, dass ich mich hinter dieser Maske steckte, sonst würde er mich zu Hackfleisch verarbeiten.

»Lust zu tanzen?«, fragte er mit diesem gierigen Blick in den Augen.

UnderratedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt