Kapitel 31 - Ungebetener Gast

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Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte ich mich zu Danny um. Heute trug er eine weiße Jeans und ein rot-schwarz-kariertes Hemd, das perfekt an seinem dünnen Körper anlag. Die Sneakers rundeten das Outfit ab. Mit den durchgewuschelten Haaren und dem Ring am Ohr ging er jetzt schon als Rockstar durch. Fehlte nur noch seine Gitarre.

»Hey!«, schrie ich über die Musik hinweg.

»Ich hatte schon Angst, du kommst nicht mehr«, gestand er mir.

Mein Grinsen wurde breiter. Er hatte mich also auf keinen Fall vergessen.

»Komm, ich stell dir meine Bandmitglieder vor!«, schlug er vor, »Wir haben in einer halben Stunde unseren Auftritt.«

Ich wollte zu gerne sofort mit ihm mitgehen, aber Jayden durfte keinen Verdacht schöpfen. Also brauchte ich schleunigst eine Ausrede, um etwas Zeit zu schinden. »Ich muss kurz für kleine Mädchen!«, log ich, »Bin gleich wieder da!«

Danny nickte. »Du findest mich im Raum hinter der Bühne!«

Ich nickte und starrte auf die gemeinte Tür. Backstage. In meinem Kopf stellte ich mir den coolsten Raum vor, wo sich alle VIPs sammelten und die Bands hinter den Kulissen kennen lernten. Wahrscheinlich war es nur ein kleines Zimmer mit all den benötigten Instrumenten und Musikanlagen und ich schwelgte bereits im Himmel der Sternchen und Stars.

Gerade als ich gehen wollte, fasste Danny mich plötzlich am Handgelenk und zog mich zurück.

Überrascht blickte ich in seine Augen, die nur wenige Zentimeter von meinen entfernt waren. »Du siehst toll aus!«, grinste er. Grübchen bildeten sich in seinem Gesicht.

Ich schmolz dahin. Das hatte ich mit Ablenkung gemeint. Jemand, der mir Komplimente machte und mich nicht wie eine Serienmörderin behandelte. Jemand, der mich trotz der Sache mit Mom normal behandelte.

»Danke!«, lächelte ich mit leicht geröteten Wangen und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Dann bahnte ich mir mit klopfenden Herzen den Weg durch die tanzenden Menschenmengen, um meine Lüge nicht auffliegen zu lassen.

Ich lief zur Bar, wo Jayden bereits mit zwei Getränken auf mich wartete.

»Wo warst du?«, fragte er stirnrunzelnd, »Ich hatte schon Angst, dass irgendwelche Typen dich mir geklaut haben!«

Ich lachte auf. Gleichzeitig rutschte mir fast mein Herz in die Hose. Oh, wenn er wüsste.

»Keine Sorge, Jayden«, ich bemühte mich meine Unsicherheit zu überspielen, »Ich bin kein Model. Für mich interessiert sich sowieso niemand.«

Er drückte mir meinen Cocktail in die Hand und sah mich schief grinsend an. »Für mich bist du sogar schöner als ein Model.«

Der Ernst, mit dem er diese Worte aussprach, ließ mich erröten. Was war denn mit Jayden plötzlich los? Er machte mir Komplimente, schaute keinem anderen Weib hinterher und hatte nur Augen für mich?

Ich nippte an meinem Getränk. Waren Jaydens Worte gestern vielleicht doch ernst gemeint? Wollte er sich extra für mich ändern?

Ehe ich mir weiter Gedanken darüber machen konnte, kam eine aufgestylte Blondine in unsere Richtung stolziert. Ihr Ausschnitt war so tief, dass alle Jungs nur auf ihren Busen starrten. Sie warf ihre Haare über die Schulter und schob mich zur Seite. Ich fiel fast um.

Empört starrte ich sie an. Doch als sie ein Gespräch mit Jayden anfing, war ich erleichtert. Hastig nutzte ich meine Chance und lief wieder Richtung Bühne. In diesem Moment war ich doch glücklich, dass ich keine Schuhe mit Absatz trug. Dieses ganze Hin- und Herlaufen machte mir nämlich jetzt schon zu schaffen.

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