Kapitel 10 - Heiß, aber gefährlich

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»Da scheint dich jemand echt zu hassen«, stellte Josh fest.

Mir wich die Farbe aus dem Gesicht. Jemand wollte mich definitiv aus dem Weg räumen. Aber warum? Was hatte ich getan, dass jemand es auf mich abgesehen hatte?

»Du hast du aber echt Glück gehabt«, seufzte Josh und ließ das Bremskabel zurückfallen, »Du hättest dir etwas Brechen können.«

Glück? Jemand wollte, dass ich mich ernsthaft verletzte. Von Glück war ich also weit entfernt.

Ich ballte die Hände zu Fäusten. War Moms Verhaftung nicht schon leid genug?

Josh Mundwinkel zuckten nach oben. Das war das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah. Ich musste zugeben, dass dieses Lächeln ihm stand.

Aber es verwirrte mich. »Was ist so lustig?«

Josh Grinsen wurde breiter. »Du solltest mal dein Gesicht sehen.«

Mir klappte der Mund auf. Das war jetzt ein Scherz, oder? Mein schockierter Gesichtsausdruck war doch mehr als angebracht. »Jemand will, dass ich mich verletze! Daran ist überhaupt nichts lustig«, herrschte ich ihn an.

Josh schmunzelte: »Entspann dich. Da hat sich doch jemand nur einen kleinen Spaß erlaubt. Niemand hätte wissen können, dass dieser LKW dir zur Last fallen würde.«

Meine Kieferpartie sank weiter hinab. Ich hätte mir meine Knochen brechen können. Oder mir hätte sonst was passieren können. Das war eindeutig kein Spaß!

Die Wut, die sich die letzten Tage aufgestaut hatte, suchte ihren Weg nach draußen. Ich kochte. »Erst ein Haus abbrennen und hoffen, dass ich abfackele, ist kein Spaß«, fauchte ich Josh an, »Und dann mein Fahrrad sabotieren? Das geht eindeutig zu weit!«

Plötzlich verging Josh das Lachen.

Er zog die Augenbrauen hoch, schwieg einige Momente und dann schien es ihm wie Schuppen von den Augen zu fallen. »Du bist die Tochter von dieser Mörderin, die Don's Juwelier ausgeraubt hat!«, staunte er.

Ich neigte den Kopf zu Seite. Das hatte er gerade nicht tatsächlich gesagt. Ich war empört. »Meine Mutter ist keine Mörderin!«, schrie ich ihn an. Erst Miss Snow und dann das hier. Diese falschen Anschuldigungen machten mich krank.

»Menschen sind immer anders als man denkt«, entgegnete Josh trocken und steckte die Hände in die Hosentaschen. Die Art, wie er diese Worte aussprach, regte mich auf. Er tat so, als wäre meine Mom wirklich eine Mörderin.

Abweisend verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Vielleicht hast du Recht.« Ich setzte ein falsches Lächeln auf die Lippen. »Du bist doch nicht so nett, wie ich dachte, sondern ein totales Arschloch!«, ich betonte jede einzelne Silbe.

Momentan ging mir jeder auf die Nerven, der den Quatsch in der Zeitung glaubte. Auch wenn ich nicht wusste, was Mom an jenem Abend getan hatte, ich war mir ganz sicher, dass sie mit dem Mord nichts zu tun hatte.

Erst schien Josh von meinem Wutausbruch überrascht zu sein, doch dann verfinsterte sich seine Miene schlagartig. Ein Schatten legte sich über seine markanten Gesichtszüge.

Plötzlich stand er direkt vor mir. »Das Arschloch hat sich gerade um deine Verletzungen gekümmert«, knurrte er, »Also halt deine kleine, vorlaute Klappe anstatt mich zu beleidigen.«

Mein Magen verkrampfte sich. Joshs Augen waren direkt über mir, blickten auf mich herab, wütend, bohrend, bedrohlich.

Ich hielt seinem hasserfüllten Blick stand, auch wenn ich mir eingestehen musste, dass das nicht gerade leicht war.

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