Kapitel 50 - Fiese Spielchen

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Müde betrat ich das Schulgebäude. Ich fühlte mich grausam. Als hätte mich soeben ein Lastwagen überfahren. Die Albträume ließen mir überhaupt keine Ruhe mehr. Und ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. Das brachte mich vollkommen zur Verzweiflung.

Gähnend lief ich auf mein Schließfach zu, um noch einmal einen Blick in den Spiegel zu riskieren. Heute morgen hatte ich mich das nämlich nicht getraut. Ich sah wahrscheinlich furchtbar aus.

Doch dann bemerkte ich Bree, die einige Meter weiter entfernt stand und Bücher aus ihrem Spind holte. Sie war bestimmt leichter als Melissa auszufragen. Deshalb beschloss ich kurzerhand, auf sie zuzugehen.

Als ich sie erreichte, schlug ich ihr ohne zu zögern die Schließfachtür vor der Nase zu. Ein lauter Knall ertönte und sie zuckte erschrocken zusammen. »Allyson? Was tust du denn hier?«, quickte sie nervös und presste ihre Bücher fest an sich.

»Hallo, Bree«, grinste ich, »Warum so nervös?«

Bree strich sich unsicher das Haar hinter die Ohren. »Ich bin nicht nervös!«, stammelte sie und lief rot an. Ihre blauen Augen wichen immer wieder meinen aus.

Ich zog die Augenbrauen hoch. »Doch du bist nervös! Und ich weiß auch warum!«

Bree weitete die Augen. »Du...du weißt es?«

Ich nickte. »Du und Melissa plant etwas«, erwiderte ich. Ich trat einen Schritt auf sie zu. »Sag mir sofort, was Melissa vorhat«, forderte ich sie auf und fasste ihr am Handgelenk, woraufhin sie sofort nach hinten zuckte.

»Ich... ich kann nicht!«, gestand sie, »Ich hab's Melissa versprochen!«

Kaum hatten diese Worte ihre Lippen verlassen, eilte sie davon. Meine Mitschüler starrten mich so an, als hätte ich sie soeben mit einem Messer bedroht.

»Ganz toll«, brummte ich und drehte mich um. Ich sah wie Jayden das Schulgebäude betrat.

Sofort ging ich auf ihn zu. Ich musste ihm erzählen, was Collin herausgefunden hatte. Gestern hatte ich ihn doch nicht mehr besucht, da ich einfach nur am Ende mit den Nerven gewesen war.

Jayden grinste, als er mich in der Menge erblickte. Doch mit jeden Schritt, mit dem ich mich ihm näherte, wurde sein Grinsen schwächer und verschwand schließlich ganz. »Ach, du scheiße, siehst du schlimm aus!«, war das Erste, das er sagte, als er schließlich vor mir stand.

Ich schnaubte auf. »Danke, genau das wollte ich hören.«

Er schüttelte den Kopf und zog mich mit besorgter Miene an sich heran. »So war das doch gar nicht gemeint«, flüsterte er und musterte mich genauestens, »Du hattest wieder Albträume, nicht wahr?«

Ich nickte und hoffte inständig, dass er keine weiteren Fragen stellen würde.

»Sicher, dass du nicht darüber sprechen willst?«, fragte er vorsichtig.

Einen Moment sah ich ihn einfach nur an. Ich wollte ihm am liebsten davon erzählen, aber es tat einfach viel zu sehr weh. Ich konnte es nicht tun. Zumindest noch nicht.

»Ja... ich bin mir ganz sicher...«, murmelte ich.

»Sieht nicht so aus!«, erwiderte er gereizt, »Allyson, ich will dir helfen, aber dazu muss ich wissen, was das Problem ist.«

Ich zog ihn näher an mich heran. »Umarme mich einfach, ja?«, fragte ich und blickte in seine olivgrünen Augen. Man sah ihm deutlich an, dass er wissen wollte, was los war. Trotzdem nickte er und nahm mich einfach nur in den Arm. Eine angenehme Wärme machte sich in mir breit und für einen Moment war ich einfach froh, dass er mein Schweigen akzeptierte.

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