Kapitel 86 - Der nächste Tag

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schienen mir die warmen Sonnenstrahlen direkt ins Gesicht und kitzelten meine Nase. Ich drehte mich zur Seite und erblickte Josh, der neben mir schlief. Erst dann bemerkte ich, dass wir gar nicht mehr auf der Coach, sondern in seinem Bett lagen. Irritiert rieb ich mir die Augen. Er hatte mich nach oben getragen? Wann war ich überhaupt eingeschlafen? Wie spät war es eigentlich?

Ich wollte aufstehen, doch etwas hinderte mich daran. Ich schlug die Decke weg und starrte auf Joshs kräftigen Arm, der sich um meine Taille geschlungen hatte.

Ich spürte, wie mir augenblicklich das Blut in die Wangen stieg. Wann war das denn passiert?

Mit einem merkwürdigen Gefühl im Magen blickte ich Josh an, der noch immer schlief. Regelmäßig atmete er ein und aus. Seine Gesichtszüge waren zwar entspannt, aber trotzdem sah er vollkommen ernst aus. Unfassbar.

Seufzend lehnte ich mich zurück und schloss die Augen. Ich glaubte es einfach nicht. Ich hatte ihm wirklich alles erzählt.

Zum ersten Mal hatte ich mit jemanden anderen als Mom darüber gesprochen. Der Gedanke war beängstigend und befreiend zugleich.

Ich nahm wahr, wie Josh sich bewegte. Er gähnte. Die Matratze knarzte unter seinen Bewegungen.

Er nahm seinen Arm von mir. Dort, wo er mich berührt hatte, blieb nur noch Kälte.

Als ich die Augen öffnete, stand er neben dem Bett und rieb sich verschlafen die Augen. Seine Haare standen wirr in alle Richtungen ab.

»Du bist wach?«, fragte er, als er meinen Blick bemerkte.

Langsam nickte ich und sah ihm dabei zu, wie er das Fenster öffnete und die kalte Luft hereinließ. Der frische Zug ließ mich frösteln. Ich zog die Decke fester an mich.

Josh ging auf seinen Schrank zu und kramte ein schwarzes T-Shirt und eine Jeans heraus.

»Sag mal, wann bin ich eingeschlafen?«, wollte ich wissen, da ich mich wirklich nicht mehr dran erinnern konnte.

»Sofort. Du bist einfach weggepennt.« Er drehte sich zu mir um und zog sein Oberteil aus. Es landete auf dem Boden.

Sofort war mein Blick an seinen nackten Oberkörper gefesselt, der unfassbar definiert war. Muskeln überall. Mann, war er durchtrainiert.

»U-und wieso hast du mich nicht aufgeweckt?« Ich wandte den Blick ab und versuchte mich zu konzentrieren.

Josh grinste. »Schlafende Katzen soll man nicht wecken.«

»Das heißt: Schlafende Hunde soll man nicht wecken«, korrigierte ich ihn. Dann verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Was hast du dir dabei gedacht, mich einfach in dein Bett zu legen?«

Irgendwie war mir die Frage unangenehm, aber ich wollte es wissen. Warum hatte er mich nicht einfach wieder auf der Coach schlafen lassen?

Josh kam auf mich zu. »Was ist denn daran so schlimm, mit mir ein Bett zu teilen?«, seine Lache war rau, »Hast du etwa Angst, dass dein Onkel wieder auf falsche Gedanken kommt?«

»Nein, natürlich nicht«, erwiderte ich mit hochrotem Kopf.

Die Tatsache, dass Josh nur in Boxershorts vor mir stand, machte mich nervös.

Er lachte nur und zog sich sein frisches T-Shirt über. »Hast du heute schon etwas vor?«

»Nein, eigentlich nicht...«, antwortete ich zögernd.

»Gut«, meinte Josh plötzlich, »Denn heute kommst du mit mir mit.«

Ich runzelte die Stirn. »Wohin?«

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