Kapitel 59 - Das Todesurteil

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»Hallöchen, Schönheit!«, grinste Scott mich an und trat aus der Dunkelheit. In der linken Hand hielt er eine leere Flasche Vodka. Seine Schritte waren wackelig. Ein starker Geruch erfüllte den Raum.

Angewidert verzog ich das Gesicht. Wie viel hatte er bitte getrunken? Definitiv zu viel!

Hastig zog ich das Band meiner Maske fester und wollte schleunigst weg hier.

Doch als ich die Hand auf die Türklinke legte, packte Scott mich plötzlich am Handgelenk. »Wo hin so eilig?«, grinste er beschwipst und zog mich zurück.

Das fing ja super an. Genervt seufzte ich auf und zog vorsichtig meine Hand zurück, da ich ihn auf keinen Fall aggressiv machen wollte. Wenn jemand wusste, wie schnell das ging, dann ich.

»Tut mir Leid, Scott«, entschuldigte ich mich bei ihm, »Ich muss dringend zu einer Freundin.«

Er versperrte mir den Ausgang. »Woher kennst du meinen Namen?«, fragte er mit einem überraschten Lächeln und kam auf mich zu.

Ich biss die Zähne aufeinander und wich einen Schritt zurück. Hatte ich ihn gerade wirklich Scott genannt? »Wer kennt dich nicht?«, lachte ich nervös.

Scotts blauen Augen leuchteten auf. »Wer bist du?«, er scannte meinen Körper von unten bis oben ab. Sein Blick blieb an meinem Dekolletee hängen. Ekelhaft.

»Sophie!«, benutzte ich meinen Decknamen von vorhin, »Ich muss jetzt aber wirklich gehen.«

Hastig drängelte ich mich an ihm vorbei. Schnell weg hier! Scott war betrunken und fand mich offensichtlich... attraktiv? Das konnte nur schlecht enden.

Ehe ich die Tür aufreißen konnte, spürte ich seine Hand in meinem Nacken. Erschrocken wirbelte ich um meine eigene Achse. »Was soll das?«, fuhr ich ihn an.

Ehe ich mich versah, hatte er mich gegen die Tür gepresst. Seine rechte Hand umfasste fest meine Taille. Entsetzt starrte ich in seine blauen Augen, die gierig aufblitzten. »Ich habe gedacht, wir könnten ein wenig Spaß haben.«

Seine Worte ließen mich erschaudern. »Ich verzichte«, erwiderte ich gepresst.

Er wollte aber nicht hören und presste mich einfach wieder zurück. Wütend schnaubte ich auf. Dann eben auf die harte Tour.

Mit voller Wucht trat ich ihm gegen das Schienbein, woraufhin er schmerzhaft aufjolte. Sofort riss ich mich von ihm los.

Doch das geschah so heftig, dass mir meine Maske vom Gesicht rutschte. Mit einem Krachen landete sie auf dem Boden.

Ich erstarrte, als Scott mich eindringlich musterte. Auf einen Schlag verfinsterte sich seine Miene. »Du!«, zischte er und riss mir ohne zu zögern die Perücke vom Kopf.

Verdammt. Ich war aufgeflogen. Schon wieder.

Ich brachte ein verzweifeltes Grinsen zustande und wollte so schnell wie möglich aus dem Raum fliehen.

Ausgerechnet Scott hatte mich erkannt! Er war bestimmt immer noch wütend wegen dem Vorfall letzte Woche!

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich plötzlich etwas in Sekundenschnelle in meine Richtung bewegte. Erschrocken machte ich einen Satz zur Seite und hielt mir schützend den Arm vor das Gesicht. Scotts leere Flasche zersprang neben mir an der Wand und fiel in tausend kleine Splitter.

Entsetzt starrte ich ihn an. Er hatte einfach seine Flasche nach mir geworfen! »Sag mal, bist du jetzt völlig verrückt geworden?«, rief ich schockiert.

Doch Scott ging nicht auf meine Worte ein. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu und packte mich am Hals. Heftig stieß er mich gegen die Wand hinter mir. Meiner Kehle entwich ein erstickter Schrei.

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