Kapitel 55 - Bekannte Gesichter

5.8K 406 62
                                    

Plötzlich begann das Mädchen zu kichern. Der Klang kam mir irgendwie vertraut vor. Der Engel griff lachend nach seiner Maske und streifte sie sich vom Gesicht.

Ungläubig starrte ich die falsche Blondine an. »Meggie!«, keuchte ich und musste augenblicklich schmunzeln, »Du hast mir aber einen Schrecken eingejagt!«

Sie grinste mich an. »Ich dachte echt, dass du es früher merkst!«

Ich spürte, wie ich mich wieder beruhigte. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück. »Woher wusstest du, dass ich es bin?«

Meggies braunen Augen leuchteten auf. »Ich habe gesehen, wie eine hübsche Unbekannte mit deinem Onkel und Max aus dem Wald gegangen bist. Da war mir sofort klar, dass nur du das sein kannst.«

Meine Finger verkrampften sich. »Das bedeutet ja, dass noch mehr Leute mich gesehen haben könnten!«

Meggie schüttelte den Kopf. »Ich habe mich sofort umgesehen, aber da war niemand! Alles ist sicher, keine Sorge!«

Erleichtert atmete ich aus.

»Was willst du von Melissa?«, fragte meine beste Freundin direkt, »Ich habe auf dich geachtet und gemerkt, dass du ihr irgendwie nachspionierst!«

Sofort erzählte ich ihr, dass ich vermutete, dass Melissa und Bree etwas planten. Dass George Haal Melissas Onkel war und dass der Teddybär-Typ irgendein Zeug besorgen sollte. Mehr konnte ich jedoch nicht sagen, da die Wahrsagerin plötzlich in unsere Unterhaltung platzte.

Meggie setzte sich in Sekundenschnelle ihre Maske wieder auf das Gesicht.

»So, ihr zwei!«, grinste uns die alte Dame mit dem zerzausten grauen Haar an, »Wer will zuerst seine Zukunft sehen?«

Ich sah zu Meggie, die nur den Kopf schüttelte.

»Ich schätze ich«, ich zuckte mit den Schultern.

Meggie stellte sich hinter mich und die Wahrsagerin nahm stattdessen auf dem Stuhl gegenüber von mir Platz.

Die alte Frau sah mich eindringlich durch die Maske hindurch an und starrte dann auf ihre lila funkelnde Kugel. Sie zog merkwürdige Grimassen, sprach Worte in einer anderen Sprache und staunte. Ich glaubte nicht an Wahrsagerei. Das ganze war doch lächerlich. Alles nur Trickserei, um den abergläubischen Menschen Angst einzujagen. Trotzdem interessierte mich, was die Dame vielleicht zu sagen haben könnte.

Die Frau weitete die Augen, als ihr scheinbar etwas Erschreckendes auffiel.

»Was sehen Sie?«, fragte ich stirnrunzelnd.

Ihre Augen waren mit Angst erfüllt. »Ich sehe Grausames! Du musst besser aufpassen, Kind!«, ihre Stimme war warnend, »Du vertauschst Gut mit Böse. Es ist nicht immer, alles so wie es scheint!«

Plötzlich war ich doch ganz nervös. Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz herum. »Was raten Sie mir also?«

Die Frau sah erneut in die Kugel und machte hektische Handbewegungen. »Du musst aufmerksamer sein. Das Böse lauert hinter jeder Ecke!«, sie beugte sich vor, sodass ihre eisblauen Augen direkt vor meinen waren, »Wenn du nicht mehr Acht gibst, wird deine Schwester darunter leiden!«

Auf der Stelle prusteten Meggie und ich los. Wie ich schon gesagt hatte: Wahrsagerei war nur purer Aberglaube!

Lachend verließen Meg und ich das Zelt. Wir konnten uns gar nicht mehr einkriegen vor Lachen.

Doch dann baute sich plötzlich eine schwarzer Ritter vor uns auf. Jayden.

Ich schnappte nach Luft und schlug Meggie meinen Ellbogen in die Seite. Sofort verstummte sie.

UnderratedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt