Teil 8 - Babysitten mit Vorstellung

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„Gut, dann fahre ich jetzt mal. Ihr wisst ja wo alles ist. Wenn was ist, ruft mich einfach an.", sagte Gemma nervös. Harry schob sie zur Tür und nickte bei ihren Floskeln.
„Ja, Gemma. Mach dir keine Sorgen, Luke ist noch nicht so schwer zu sitten, wie ich es damals war."
„Oh, bei Weitem nicht. Bis später.", sagte sie und verließ endlich das Haus. Harry schloss hinter ihr die Tür, seufzte und kam dann zurück zu mir ins Wohnzimmer. Luke lag bereits in seinem Bett, redete aber noch mit sich selbst. Interessant, worüber Vierjährige sich so Gedanken machten.
„Endlich ist sie weg.", seufzte Harry und ließ sich mit ausgestreckten Armen neben mir auf die Couch fallen. Ich schaltete den Fernseher an und zappte durch Kanäle.
„Ich mag deine Schwester.", sagte ich zu Harry. Er sah mich an und schmunzelte.
„Sie dich auch. Vorhin meinte sie, dass sie sich deutlich sicherer fühlt, weil du hier mit mir bist und nicht ich alleine." Ich begann zu lachen und drückte Harrys Hand, weil ich etwas Mitleid mit ihm hatte.
„Du hättest das sicher auch alleine geschafft. Da bin ich mir sicher.", sagte ich. Harry lächelte mich an und legte seinen Arm um meine Schulter. Er drückte mich leicht zu sich, sodass mein Kopf auf seiner Schulter ruhte und ich mich etwas an ihn kuschelte. Wir schauten irgendeinen Film, den ich zwar sah, aber nicht wirklich mitbekam, was darin passierte. Tatsächlich genoss ich eher die Situation und das Leben, wie Harry es mir empfohlen hatte.
„Hast du Hunger?", fragte er plötzlich. Ich setzte mich etwas auf und nickte, denn mein Magen fühlte sich tatsächlich etwas leer an.
„Chips oder etwas richtiges?"
„Chips." Ich lächelte, während Harry kurz aus dem Raum ging und gleich darauf mit einer Schale Chips zurück kam.
„Danke.", sagte ich und lehnte mich wieder an ihn, als er seinen Arm um mich legte. Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander, sagen den Film und aßen Chips. Leben kam zurück in die Situation, als wir gleichzeitig nach einem großen Chip griffen. Augenblicklich sahen wir uns an. Harr verengte seine Augen und ich tat es ihm gleich. Ich schmunzelte provokant und drückte seine Hand beiseite. Er ließ nicht locker, als änderte ich meine Taktik. Ich sah ihn liebevoll und sanft an, während ich ihm langsam näher kam. Harry sah mich erst überrascht und dann verwirrt an, als ich mich ihm mit meinem Gesicht näher kam. Ich sah auf seine Lippen und zurück in seine grünen Augen. Harry hatte schöne Augen. Sie leichteren sanft, wie das Grün eines Smaragdes oder der sanfte Ton einer jungen Pflanze. Weiter und weiter näherte ich mich ihm und vergaß dabei glatt, dass ich dies nur tat, um an den Chip zu gelangen. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten, kehrte mein Kopf zurück in die Realität. Ich begann zu grinsen, zog Harry den Chip aus der Hand und versenkte ihn in meinem Mund. Harrys Mund klappte auf und er sah mich schockiert an.
„Das war fies, Mary. Selbst für dich.", sagte er und stellte die Chipsschale auf den Couchtisch.
„Was machst du?", fragte ich verwirrt.
„Dir das geben, was du verdienst,", entgegnete Harry und kam mit ausgestreckten Finger auf mich zu. Sie erreichten meine Hüfte, wo er mich kitzelte. Ich fing an zu lachen und zu betteln, dass er aufhörte, doch Harry gab nicht nach. Er kritzelten mich weiter, fand meine Schwachstellen und führte es soweit, dass ich lachend nach hinten fiel und er auf mich. Plötzlich hörte er auf. Seine Hände lagen noch immer an meinem Körper, sein Kopf befand sich knapp über meinem und auf seinem Gesicht lag ein zufriedenes Grinsen. Außer Atem sah ich auf meine Hände, die auf seiner Brust lagen und ihn von mir drückten. Ich verringerte den Druck und sah zu Harrys Gesicht auf. Inzwischen sah er mich sanft an.
„War das wirklich nötig?", fragte ich noch immer schwer atmend. Harry nickte lächelnd und wischte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich nahm seine Hand und legte sie mit meiner zur Seite. Harrys Blick wanderte von meinem Gesicht zu unseren Händen, über meinen Oberkörper und zurück zu meine Augen. Dieses Mal war er derjenige, der sich mit näherte. Still blieb ich liegen und wartete ab, was er tun würde. War es Taktik, wie bei mir eben oder hatte er tatsächlich vor, die Distanz zwischen uns zu überwinden und mich zu küssen? Kurz bevor seine Lippen die meinen berührten, piepte das Babyfon auf und man hörte Luke, wie er nach seinem Onkel rief. Harry seufzte, ließ den Kopf hängen und stand dann auf, um zu seinem Neffen zu gehen. Ich setzte mich auf und merkte erst da, dass mein Atem schwer ging. Während Harry weg war, ging mir die Frage durch den Kopf, ob Harry mich tatsächlich geküsst hätte, oder nicht. Ich lauschte, als aus dem Babyfon leise Musik drang. Als ich realisierte, dass Harry Luke etwas vor sang, hörte ich genauer hin und stellte die Lautstärke hoch.
"We used to say that we were brother and sister. We used to think nothing was ever bitter.
Today I break my promises to stay out of the emptiness. Today let's make our promises for tomorrow. " Ich schloss meine Augen und lächelte, als ich das Lied erkannte. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ich es genau erkannte, doch dann sang ich in Gedanken mit.

"We used to play all the games where no one's the winner. We used to laugh and make life some live in better. Today I break my promises to stay out of the emptiness. Today let's make our promises for tomorrow." Harrys Stimme war sanft und rief eine Gänsehaut bei mir hervor. Ich hatte ihn lange nicht singen hören und war von der Sanftheit etwas überrascht.

"We used to swear that we were Brother and sister. We always leave but you we'll take me out there. Today I break, my promises to stay out of the emptiness. Today let's make our promises for tomorrow." Harrys Stimme wurde leiser, verklang und kurz darauf hörte ich Schritte hinter mir. Ich stellte das Babyfon wieder beiseite und lächelte Harry an, als er den Raum betrat.

"Was ist?", fragte er ahnungslos und setzte sich wieder zu mir auf die Couch.
"Nichts. LOL ist übrigens mein Lieblingsfilm." Harry lächelte peinlich berührt, zog mich an sich und küsste mich auf den Kopf.

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt