Teil 73 - Hemmungslos

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„Dürfen wir hier einfach so rein?", fragte ich, als wir Hans Büro betraten. Unsicher sah ich mich in den Raum um, in dem ich meinen ersten Vertrag unterschrieben hatte. Hier hatte ich jedes meiner Bücher abgegeben und veröffentlicht. Hier hatte meine Karriere begonnen.

„Ja klar, Hank ist in New York. Mal wieder. Du musst mir versprechen, dass du mich mitnimmst, falls es dich beruflich mal dorthin verschlägt."
„Klar, das lässt sich sicher einrichten.", sagte ich und lächelte Haley an. Wir setzten uns an den Tisch in der Ecke und lasen in meinen bisherigen Entwürfen. Es war noch immer erfrischend, mit Haley an meinen Entwürfen zu arbeiten. Sie war nicht so erfahren und daher offener für neue Ideen. Es war wirklich inspirierend. Wir saßen mehrere Stunden in Hanks Büro und arbeiteten.
„In Ordnung, dann entlasse ich dich nun in deinen verdienten Feierabend. Meld dich einfach, wenn du wieder was fertig hast oder Inspiration brauchst.", sagte Haley. Ich drückte sie und verließ dann das Büro. Nach diesen fleißigen Stunden war ich etwas erschöpft, doch viel wichtiger war, dass ich tiefen enspannt war.
Auf dem Weg nach Hause schrieb ich Lya wegen heute Abend. Denn einen Mädelsabend hatten wir beide nötig und schon lange mal wieder vorgehabt.
Kurze Zeit später kam ich beim Appartement an. Im Flur entledigte ich mich meiner Sachen und ging dann ins Wohnzimmer. Von dort aus hörte ich, dass Harry in der Küche war. Ich folgte den Klang und fand meinen Freund das Essen vorbereitend.
„Da bin ich wieder.", sagte ich und küsste ihn auf die Wange. Grade wollte ich ansetzen und über meinen erfolgreichen Tag erzählen, da sah ich seinen Blick. Wenn Harry so drein blickte, hieß das nie etwas Gutes.
„Schatz, alles ok?" Harry schnitt die Möhre zu Ende und knallte dann das Messer aus das Brett. Schnaubend drehte er sich um.
„Nein, es ist nicht alles ok. Wie kannst du so tun, als wäre nichts gewesen?", rief er. Erschrocken wich ich zurück. Was war denn jetzt los?
„Mache ich nicht."
„Doch, tust du! Du trällerst mit Lya, fährst zu Haley und lässt mich hier alleine.", sagte Harry.
„Aber du wärst doch selber nicht da! Lässt du die Musik liegen?", entgegnete ich. Falsche Vorwürfe ließ ich nicht auf mir sitzen.
„Das ist doch was ganz anderes."
„Inwiefern?", fragte ich. Harry seufzte und fuhr sich durch die Haare.
„Weil mich die Musik ablenkt."
„Ach, und mich das Schreiben nicht? Glaubst du echt, ich könnte das alles einfach so vergessen? Du bist so selbstgerecht!", rief ich und verließ die Küche. Im Schlafzimmer nahm ich mir Zeit durchzuatmen. Dann schrieb ich Lya, dass wir ruhig früher los konnten.
Aufgewühlt suchte ich mir Sachen raus und zog mich um. Ich machte mir etwas Musik an und ging dann ins Bad.
Innerhalb weniger Minuten war ich fertig und ging zurück ins Schlafzimmer. Überraschenderweise saß dort Harry auf dem Bett. Er sah aus dem Fenster und hatte die Hände gefaltet. Erst bemerkte er mich nicht, doch dann fiel mir auf, wie er mich durch die Spiegelung im Fenster betrachtete.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien. Es ist ja nicht deine Schuld.", sagte er leise. Ich seufze und legte meine Tasche auf das Bett.
„Mir tut es auch leid. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich bin jetzt weg.", sagte ich. Harry nickte und stand auf. Ich ergriff meine Tasche und wollte das Zimmer verlassen.
„Mary?" Ich drehte mich um und lächelte leicht. Selbst wenn ich wütend auf ihn war konnte ich Harry nicht lange böse sein.
„Ich liebe dich.", sagte er.
„Ich liebe dich auch." Dann verließ ich das Zimmer. Im Flur schlüpfte ich in meine Heels und fuhr damit runter. Unten angekommen rief ich mir ein Taxi. Sitzend dachte ich über eben nach und entschied, dass diese kleine Auseinandersetzung wohl kaum der Rede wert war. Immerhin liebten wir uns. Es würde sicher nicht bei diesem einen Mal bleiben...
„Cherie!", rief Lya, als sie einstieg. Sie küsste mich auf die Wange und schloss die Tür.
„Was ziehst du denn für ein Gesicht?", fragte sie. Ich lachte und lehnte mich an sie.
„Stress mit Harry, aber das wird schon wieder. Lass uns einfach nicht dran denken.", sagte ich. Lya stimmte mir zu und schwärmte von Alkohol, der uns erwartete. Das Taxi fuhr uns bis vor die Tür des Clubs. Vorm Haus war es wie meist leer. Wir betraten das große Haus und nahmen den direkten Weg zur Bar, wo Scott uns die ersten Drinks servierte.
„Prost, auf einen guten, entspannten Abend ohne Jungs!", rief Lya. Ich lachte, als ich Scotts Blick sah und wie er mit den Augen rollte, dann stieß ich mit meiner Freundin an.
„Runter damit und lass uns tanzen!" Meine verrückte beste Freundin zog mich auf die Tanzfläche und legte los. Manchmal beneidete ich sie um ihre hemmungslose Art. Zum Glück steckte sie mich nur allzu gerne damit an. Der Alkohol trug zusätzlich dazu bei, dass meine Anspannung fiel.
„Hör auf an ihn zu denken! Heute bist du nicht Mary, Harrys Freundin, sondern Mary, die einfach nur hier ist, um Spaß zu haben.", sagte Lya.
„Lass das ja nicht deinen eifersüchtigen Freund hören." Die dunkle Stimme kam von hinter mir und erschreckte nicht nur mich. Als ich mich umdrehte, blickte ich in ein verschmitzt grinsendes Gesicht.
„Mary, schön dich zu sehen."
„Das beruht nicht ganz auf Gegenseitigkeit.", sagte ich, ergriff Lyas Hand und zog sie zur Bar.
„Noch einen Drink bitte.", sagte ich zu Scott.
„Was will der denn hier?", fragte Lya. Ich kippte den Drink runter und schüttelt mich.
„Keine Ahnung. Aber egal wo Tomlinson auftaucht, er macht nur Schwierigkeiten.", entgegnete ich. Lya sah mich besorgt an und zog mich dann zu einem Tisch nahe der Bar.
„Hoffentlich lässt der uns in Ruhe.", sagte ich mehr zu mir selbst. Scott stellte uns weitere Drinks hin, was keinen Sinn machte, da mein Glas noch fast ganz voll war. Genau wie Lyas.
„Ist von den beiden.", sagte er murrend und deutete auf Louis und seinen Freund, die uns daraufhin zuprosteten.

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt