Teil 43 - Öffentlich

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Morgens war ich ziemlich müde, als ich aus dem Haus ging und zum Krankenhaus fuhr. Gute Laune hatte ich trotz allem. Das Grinsen auf meinem Gesicht sprach wohl mehr als Bände. Ich betrat die Kinderstation, begrüßte die Schwestern und ging dann zu dem Raum, in dem die Kinder auf mich warteten. Alles war wie immer.
Doch wo war Lilly? Normalerweise begrüßte sie mich schon an der Tür zur Station, doch heute fehlte sie. Auch unter den wartenden Kindern entdeckte ich sie nicht, also wandte ich mich an Schwester Lucy.
„Sag mal, wo ist Lilly?", fragte ich. Sie sah zu mir auf und ihr Gesichtsausdruck änderte sich von freundlich zu traurig. Erschrocken sah ich sie an. Mir klappte der Mund auf und ich war kurz davor zu weinen.
„Nein, das is nicht wahr, oder?", fragte ich den Tränen nahe.
„Sie, nein sie ist nicht tot, aber... Ihr Zustand hat sich letzte Woche dramatisch verschlechtert und deshalb mussten wir sie auf die Intensivstation verlegen.", sagte Schwester Lucy traurig. Ich schniefte und beschloss, mich zusammen zu reißen.
„Dann werde ich sie später besuchen.", beschloss ich und ging zu den anderen Kindern zurück. Ohne Lilly machte das ganze viel weniger Spaß. Niemand spielte mit meinen Haaren, während er auf meinem Schoß saß oder stellte süße Fragen zu den Büchern. Die Stunde zog sich total, sodass ich sehr froh was, als sie endlich endete. Ich verabschiedete mich von den Kindern und machte mich auf den Weg zu Lilly. Schwester Lucy hatte mir gesagt, wo sie lag. Ich fand ihr Zimmer und klopfte leise. Ein raues herein erklang, also betrat ich den Raum. Mit dem Rücken zu mir saß eine Frau mit ebenso blonden Haaren, wie Lilly sie hatte. Das musste wohl ihre Mutter sein.
„Hallo, Sie sind wohl Lillys Mutter. Ich bin Mary-Jane.", sagte ich und reichte ihr die Hand. Sie lächelte mich schwach an und schüttelte sie.
„Schön, Sie kennen zu lernen. Ich bin Holly." Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihr und sah zu dem kleinen Mädchen, das selig schlief. Ihre Mutter hielt ihre Hand dabei.
„Sie sieht so gesund aus, wenn sie schläft.", flüsterte ich. Ihre Mutter nickte und wandte sich mir zu.
„Ich weiß nicht, was Sie über ihren Zustand wissen, aber es sieht nicht allzu gut aus. Dass wir jetzt schon hier sind kommt sehr überraschend."
„So jung und schon so eine Riesen Last zu tragen.", sagte ich. Lillys Mutter schniefte.
„Wenigstens muss sie diese Last bald nicht mehr tragen." Überrascht sah ich die junge Frau an. Sie war nicht viel älter als ich, wenn überhaupt.
„Die Ärzte geben ihr noch ein bis zwei Monate.", sagte sie.
„Ich weiß nicht einmal, wie ich die Arztrechnungen bezahlen soll." Sie begann zu weinen. Ich nahm sie in den Arm und sah zu Lilly. In den wenigen Monaten, die ich sie kannte, war sie mir mehr ans Herz gewachsen, als jedes andere Kind zuvor. Das Leid ihrer Mutter ging mir nahe. Ich wollte nur das beste für Lilly und das war eben auch keine Verzweiflung bei ihrer Mutter in ihren letzten Tagen.
„Ich würde Ihnen sehr gerne dabei behilflich sein. Ich weiß, ich kenne Lilly noch nicht allzu lange, doch ich möchte, dass sie ihre letzten Wochen genießen kann. Wenn Sie mich lassen, übernehme ich sämtliche Arztkosten und auch die Bestattung." Holly richtete sich auf, sah mich erst erschrocken und dann dankbar an.
„Das würde Sie tun? Nein, das kann ich nicht annehmen.", sagte sie. Ich ergriff ihre Hand.
„Nehmen Sie es für Lilly." Sie nickte. Kurz darauf verabschiedete ich mich mit einem Gruß an Lilly und gab der Mutter meine Handynummer. Was war schon etwas Geld für einen harmonischen Abgang aus dieser grausamen Welt?
An der Rezeption hinterließ ich meine Daten, damit das Finanzielle geregelt war und verließ dann das Krankenhaus. Dieser Job verlangte mir echt einiges ab. Aber das war es wert.
Ich fuhr nach Hause, um vergangene Stunden zu verarbeiten und mich damit abzufinden, Lilly bald nicht mehr zu sehen. Auch, wenn es schrecklich war.
„Mary?", rief Harry, als ich das Appartement betrat.
„Ja?" Er kam aus dem Wohnzimmer zu mir und lächelte. Kurz vor mir blieb er stehen. Ich ging zu ihm, legte meine Hände auf seine Brust und küsste ihn. Langsam und genüsslich.
„Daran könnte ich mich gewöhnen.", sagte er lächelnd und ergriff meine Hand. Ich kicherte und leckte mir über die Lippen.
„Hast du Lust, Shoppen zu gehen?", fragte er. Eigentlich war ich eher erschöpft und wollte mich ausruhen, doch seine Augen glitzerten so freudig, dass ich seinen Wunsch nicht abschlagen konnte.
„Können wir gerne machen." Harry zog sich an und wir verließen das Haus. Direkt vor der Tür ergriff er meine Hand. Er ließ sie auch nicht los, als ein paar Paparazzi uns fotografierten, sondern drückte sie noch fester. Ich lächelte unentwegt und genoss das Kribbeln in meinem Bauch.
Wir gingen ein paar Minuten und hielten schließlich vor einem Autohaus.
„Das verstehst du unter shoppen?", fragte ich lachend. Harry zuckte mit den Schultern und legte seinen Arm um mich.
„Ich dachte, es wäre Zeit für einen neuen Wagen und du kannst auch endlich einen vertragen.", sagte er und küsste mich auf den Kopf. Dann nahm er meine Hand und wir betraten den Laden. Es waren schöne aber auch teure Autos. Und Harry war hier bereits bekannt.
„Guten Tag, Mr. Styles. Was kann ich für Sie und Ihre reizende Begleitung tun?", fragte ein gut gekleideter Mann.
„Hallo, Lance. Ich kenne mich hier ja bereits aus und werde mich mal bei den Neuheiten umsehen. Würden Sie sich um meine Freundin kümmern und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen?", fragte er und lächelte. Lance nahm sich meiner an und Harry ließ uns alleine. Er fragte mich nach meinen Wünschen, zeigte mir zahlreiche Autos und war sehr charmant dabei. Mir entging nicht, dass Harry mich eben das erste mal seine Freundin gennant hatte und dass er mich von Weitem beobachtete. Als ich grade dabei war, den Kaufvertrag zu unterschreiben, trat er neben mich und küsste meine Wange.

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt