Teil 61 - Gute oder schlechte Aussichten

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Überrascht sah Harry zu Zayn und wendete dann den Blick ab.
"Was ändert das schon?", fragte er leise und traurig und ließ meine Hand los. Er spazierte aus dem Gebäude und ließ mich und Zayn hier stehen.
"Sorry.", rief ich Zayn zu und lief Harry hinterher.
"Harry!" Ich rief seinen Namen immer und immer wieder, doch er reagierte nicht. Kurz bevor er am Auto ankam, erreichte ich seinen Arm und hielt ihn fest. Langsam drehte er sich zu mir um. Sein Blick zeigte keine Emotionen.
"Was wird das?", fragte ich, doch erhielt keine Antwort.
"Du kannst doch nicht immer davor wegrennen! Wie soll sich das ganze klären, wenn du nicht mit ihm redest! Natürlich ist das nicht einfach, aber wenn du es nicht versuchst, wird es auch nicht leichter!" Ich schrie fast und atmete schwer, dank des Rennens eben. Harry blickte zwischen meinen Augen hin und her.
"Ich - du verstehst das nicht.", sagte er und wendete seinen Blick ab. Ich seufzte vor Verzweiflung, nahm sein Gesicht in meine Hände und zwang ihn mich anzusehen. Dabei bemühte ich mich, ruhig und behutsam mit ihm zu sprechen.
"Ich verstehe dich, auch wenn ich nicht in deiner Situation bin. Und ich glaube nicht, dass ein Gespräch mit Zayn sehr viel anders laufen wird, als mit Niall oder Liam. Danach wird es euch beiden besser gehen.", sagte ich leise. Harry reagierte nicht wirklich, doch langsam sah ich seine Fassade bröckeln.
"Vertraust du mir?" Ich streichelte ihm sanft über die Wange und lächelte vorsichtig.
"Schatz?" Harry seufzte und rollte mit den Augen, doch dann erhielt ich endlich eine Antwort.
"Ja, natürlich vertraue ich dir."
"Gut, dann gehen wir jetzt zurück und sehen, was das ganze bringt.", sagte ich und ergriff Harrys Hand. Widerwillig ließ er sich hinter mir her ziehen. Glücklicherweise trafen wir Zayn vor dem Haus an, als er sich grade eine Zigarette anzündete.
"Zayn? Hi, ich bin Mary. Sorry, dass wir eben so schnell weg sind.", sagte ich und gab ihm die Hand. Er sah uns überrascht an und zog an seiner Zigarette.
"Wenn er nicht mit mir reden will, was soll das ganze dann bringen?", fragte er. Innerlich war ich kurz vor dem Verzweifeln. Was hatten diese Jungs nur alle gemein, dass sie einander meiden und hassen mussten, obwohl sie sich liebten?
"Harry?", murrte ich und zog an seiner Hand. Er kam neben mich getrottet und verschränkte dann die Arme. Ich schubste ihn leicht mit meiner Schulter, Harry seufzte.
"Hey.", sagte er. Ich rollte mit den Augen und spürte wie mein Geduldsfaden riss.
"In Ordnung. Ihr wollt nicht miteinander reden? Fein! Aber ich mache da nicht mit! Entweder ihr redet miteinander oder ihr lasst es eben. Ist mir doch egal. Aber sucht die Schuld nicht bei anderen. Die einzigen, die an dem ganzen Schlamassel Schuld sind, seid ihr!", rief ich und warf die Hände in die Luft. Ich drehte mich auf dem Fuß um und ging. Sollten die beiden doch bleiben, wo der Pfeffer wächst.
Mit verschränkte Armen lehnte ich mich an das Auto und wartete. Trotz meiner Rede eben hoffte ich, dass die beiden miteinander reden würden. Das ließ ich mir natürlich nicht anmerken, als Harry nach ein paar Minuten zu mir kam. Ich ging um den Wagen herum und setzte mich hinein. Harry tat es mir gleich und während er mich ansah, hielt ich meine Arme verschränkt und meinen Blick nach vorne gerichtet.
„Wir gehen morgen was trinken, bist du jetzt zufrieden?", fragte er. Ich reagierte nicht.
„Babe? Ich weiß, dass es dich freut also tu nicht so." Jetzt konnte ich mir das Lächeln leider nicht mehr verkneifen.
„Erwischt.", sagte Harry und startete den Wagen. Ich sah zu ihm und erwischte ihn grinsen. Es war mir egal, ob es wegen Zayn oder mir war. Ich hatte bekommen, was ich wollte und Harry war glücklich. Das war das einzige, was zählte.
Wir fuhren nach Hause und ich war heilfroh, dass wir uns auf einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher einigen konnten. Harry lag in der Sofaecke und ich hatte mich an ihn gekuschelt. Schneller als gedacht wurde es dunkel und wir wurden müde. Da ich morgen mal wieder ins Krankenhaus fahren wollte, ging ich sehr früh ins Bett und Harry folgte mir willig. Obwohl mein Freund vor mir einschlief, war ich diejenige, die morgens als erstes wach war. Ich blinzelte aufgrund der Sonne, die ausnahmsweise mal in das Zimmer schien und mich blendete. Plötzlich spürte ich einen Druck in meinem Bauch und fokussierte mich darauf. Keine drei Sekunden später sprang ich auf und lief ins Bad. Ich übergab mich und als ich mir danach den Mund ab- und auswusch, betrachtete ich mein Spiegelbild und seufzte.
Meine vermeintlich größeren Brüste, Übelkeit am Morgen... konnte es sein, dass? Nein. Ich schüttelte den Kopf und trocknete meine Hände. Ich konnte nicht schwanger sein. Meine Tage hatte ich das letzte mal-
Wann hatte ich sie das letzte mal gehabt? Erschrocken warf ich einen letzten Blick in den Spiegel und ging dann in die Küche. Auf diesen Schreck brauchte ich erst mal einen Kaffee. Harry kam hineingeschlurft, umarmte mich von hinten und küsste meinen Nacken.
„Morgen, Babe.", raunte er und nahm sich ebenfalls einen Kaffee. Während er dann die Zeitung las und sich dabei von mir beobachten ließ, beschloss ich vorsichtshalber einen Schwangerschaftstest zu machen. Man konnte ja nie sicher genug sein. Denn auch, wenn 25 ein normales alter für das erste Kind war, war ich zur Zeit nicht bereit dafür.
„Alles gut, Honey?", fragte Harry und legte die Zeitung weg. Ich mühte mir ein Lächeln ab und kuschelte mich an ihn.
„Ja. Ich gehe mich eben anziehen.", sagte ich und küsste Harry.
Gänzlich in meinen Gedanken versunken zog ich willkürlich Anziehsachen aus dem Schrank und zog sie an.
Ich hatte nicht oft über Kinder nachgedacht. Bei meiner gut laufenden Karriere hatte ich es nicht in Betracht gezogen. Außerdem hatte ich nie an Kinder mit Lucas gedacht. Ich wollte Kinder, irgendwann. Doch wollte ich auch Kinder mit Harry? Kleine, blonde oder auch braunhaarige Knirpse, die lächelnd und mit Grübchen durch das Appartement liefen und nach ihrem Dada riefen...
Keine allzu schlechten Aussichten.

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt