Teil 62 - Überwindung

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Nach dem Krankenhaus hatte ich mir eine entspannte Wanne verdient. Während Harry einkaufen ging, ließ ich mir ein Schaumbad ein und genoss die Wärme. Als Harry wieder kam, hörte ich, wie er die Lebensmittel wegräumte. Dann kam er zu mir und setzte sich neben die Wanne.
„Ich glaube, ich mache den Job im Krankenhaus nicht mehr so lange.", sagte ich.
„Wieso das?", fragte Harry. Ich seufzte und pustete etwas Schaum weg.
„Ich mag die Kinder wirklich, aber es ist so anstrengend und ich habe das Gefühl, es saugt mich aus." Harry lächelte mich und küsste meine Stirn.
„Das verstehe ich und sicher tun sie es auch. Hast du schon neue Ideen, für ein Buch?", änderte Harry das Thema und tat damit genau das, was ich brauchte.
„Vielleicht.", sagte ich und küsste Harry.
„Musst du dich nicht langsam fertig machen?" Harry murrte und erhob sich doch. Lachend sah ich ihm hinterher und ließ dann das Wasser ablaufen. Ich trocknete mich ab und ging dann in ein Handtuch gewickelt ins Schlafzimmer, wo Harry grade dabei war, sein Hemd zu zu Knöpfen. Er hatte dabei nur leichte Schwierigkeiten. Lächelnd nahm ich ihm die Knöpfe aus den Händen und schloss sie bis oben hin. Harry nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich leidenschaftlich.
„Danke, Babe. Für alles." Ich seufzte und drückte mich an ihn. Dann schubste ich ihn aus dem Schlafzimmer in Richtung Flur.
„So, ich wünsche dir ganz viel Spaß und sprecht euch aus, bitte. Ich möchte dich nicht vor 23 Uhr hier wieder sehen.", sagte ich und küsste Harry. Er rollte mit den Augen und schnappte sich seinen Schlüssel.
„Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch.", rief ich, bevor er die Tür hinter sich zu zog. Lächelnd und zufrieden mit meinem Werk ging ich mir eine Jogginghose und eines von Harrys T-Shirts anziehen. Dann kuschelte ich mich mit einer Tasse Tee und ein paar Keksen auf die Couch. Sammy gesellte sich zu mir und wir sahen etwas fern. Endlich hatte ich mal wieder Zeit, meinen Lieblingsfilm zu sehen. Nach etwa einer halben Stunde drückte meine Blase und ich stand auf, um auf die Toilette zu gehen. Bevor ich das Bad erreichte, hörte ich einen Schlüssel, der sich im Schloss drehte und blieb nicht weit der Tür stehen. Mit verschränkten Armen beobachtete ich, wie Harry sich hinein schlich. Als er mich entdeckte, zuckte er vor Schreck zusammen.
„Hast du mich erschreckt.", sagte er.
„Was machst du hier? Es ist grade mal halb 10." Harry seufzte und ging an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich setzte mich zu ihm auf die Couch und sah ihn abwartend an. Das wirkte, denn er begann kurz darauf zu erklären.
„Ich war da und ich habe es wirklich versucht, glaub mir. Doch Zayn war nicht alleine da. Wäre es Liam oder Niall gewesen, wäre alles gut gewesen, doch es war keiner der beiden." Ich seufzte und ergriff seine Hand. Ich wusste, was damals geschehen war, doch wieso so viel zwischen Harry und Louis stand, wusste ich nicht.
„Zayn meinte nur, dass ich ja auch einiges mit Louis zu klären hatte...", seufzte Harry.
„Ich hole mir eben etwas zu trinken." Ich nickte und sah ihm hinterher, als er plötzlich an der Tür klingelte. Ich hielt die Klinke in der Hand, als Harry laut rief, dass ich die Tür nicht öffnen sollte, doch es war zu spät. Ich drehte mich um und sah direkt in Zayns braune Augen.
„Hallo, Mary. Tut mir leid, dass ich störe aber-„
„Was willst du?", rief Harry hinter mir. Ich ließ Zayn eintreten und schloss die Tür hinter ihm.
„Komm mal runter, Harry. Ich bin alleine, ok?", sagte Zayn. Harry schien das nicht zu interessieren. Er drehte sich auf dem Fuß um und schmiss die Schlafzimmertür zu.
„Möchtest du etwas trinken?", fragte ich an Zayn gewandt. Er nickte und folgte mir in die Küche. Ich reichte ihm sein Wasser und wartete, ob er anfangen würde zu reden.
„Danke, dass du es wenigstens versuchst.", sagte er nach ein paar Minuten des Schweigens.
„Nichts zu danken."
„Doch, wir alle haben dir zu danken. Du scheinst zu schaffen, was keiner von uns seit Jahren geschafft hat.", sagte Zayn und sah mich an. Ich wartete auf seine Erklärung.
„Du kommst an Harry ran. Das haben wir alle versucht, vor allem Louis und ich. Vielleicht ist genau das das Problem in der ganzen Sache. Vielleicht sollten wir einfach alle damit abschließen und unserer Wege gehen." Es stimmte mich traurig, dass Zayn so dachte, doch auf eine verquerte Art und  Weise konnte ich es nachvollziehen.
„Meinst du wirklich, es wäre einfacher, damit abzuschließen und seiner Wege zu gehen?", harkte ich nach.
„Ich weiß es nicht, Mary. Nur wenn es so schwer ist, zueinander zu finden, was macht es dann für einen Sinn?" Traurig nickte ich und trank etwas Wasser.
„Ich gehe mal nach Harry schauen.", sagte ich. Zayn nickte und lächelte mich vorsichtig an. Ich ging nach hinten und klopfte leicht an die Tür. Harry reagierte nicht, also trat ich nach wenigen Sekunden einfach ein. Er saß mit dem Rücken zu mir. Als ich die Tür leise hinter mir geschlossen hatte, sah ich, dass er mich über das Fenster beobachtete. Ich ging zu Harry und setzte mich neben ihn. Er ergriff meine Hand und drückte sie. Ich sah auf unsere Hände und seufzte leise.
„Ich würde ja mit ihm reden, aber ich kann nicht.", sagte Harry leise. Ich blickte zu ihm auf und wartete.
„Wir standen uns so nah und grade bei Zayn war der Schmerz so groß. Das kann ich nicht noch einmal. Verstehst du?" Harry hatte den Blick gesenkt. Ich hoffte nur, dass er nicht weinte.
„Oh, tut mir leid. Ich wollte nur sagen, dass ich jetzt gehe." Ich drehte mich um und sah grade noch, wie Zayn die Tür hinter sich wieder zuziehen wollte. Harry und mein Blick trafen sich und wir sahen uns einige Momente tief in die Augen, bis er mich küsste und schließlich aufsprang.
„Zayn, warte.", rief er. Ich blieb auf dem Bett sitzen und sah aus dem Fenster. Sollten sie erst mal unter sich sein.

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt