In den nächsten Wochen kam, was ich schon lange erwartet hatte; der Alltag.
Während ich mich mit Haley traf, um neue Ideen zu besprechen oder im Arbeitszimmer saß und schrieb, war Harry fast nur noch auf Achse und produzierte neue Musik.
Das Wort Alltag klang vielleicht etwas zu negativ, für die entspannte Ausübung unserer Berufe. Meist war es so, dass wir gemeinsam frühstückten und den Morgen miteinander verbrachten. Harry kam dann nachmittags oder auch erst abends wieder. Doch es funktionierte. Und wir beide waren zufrieden damit.
Über die anderen Jungs sprachen wir den einen Morgen, als ich einen Artikel über Niall in der Zeitung sah und ihn las. Das weckte meine Neugierde erneut. Denn während ich wusste, was zwischen den Jungs vorgefallen war, fragte ich mich, wieso Harry grade bei Louis so viele Probleme mit der Versöhnung hatte. Eigentlich hatte ich nicht vor gehabt, uns den Morgen zu verderben, doch ich musste Harry einfach danach fragen.
„Ich weiß wir haben schon sehr viel über die anderen Jungs redet, doch darauf ich dir noch eine Frage dazu stellen?" Harry senkte seine Tasse und nahm die Zeitung etwas runter, bevor er mich ansah und lächelnd nickte.
„Aber natürlich, Babe." Ich schluckte. Harry war sicher nicht bewusst, dass meine Frage von Louis handeln würde. Doch ich musste es riskieren.
„Wieso fällt es dir so schwer, Louis zu verzeihen?", fragte ich. Harrys Blick veränderte sich und er wendete ihn ab. Geduldig wartete ich auf meine Antwort. Ich wollte Harry nicht drängen, auch wenn die Neugierde es in mir tat.
„Zwischen Louis und mir sind Dinge passiert, die sich niemand vorstellen kann.", sagte Harry und sah wieder zu mir. Mir lief es kalt den Rücken runter, als er so sprach. Harry seufzte und hielt seinen Kopf gesenkt.
„Es fing an, als wir noch in der Band waren. Damals war ich, naja sagen wir nicht sehr nett. Ich hatte viele Mädchen und war nicht sehr wählerisch. So geschah es eines Tages, dass ich mit Louis' Freundin schlief.", gestand Harry. Ich versuchte den Schock nicht in meinen Blick zu lassen und mich zu fokussieren. Das war immerhin ein anderer Harry gewesen.
„Welche?" Ich räusperte mich, da meine Stimme sehr kratzig war.
„Die Mutter seines ersten Sohnes, Freddie." Harrys Blick bohrte sich in meinen. Ich wollte ihn nicht verurteilen, das war nichts, was mir lag. Es war nicht einfach, doch irgendwie schaffte ich es, den Harry von damals als andere Person, ein früheres Ich seinerseits zu sehen.
„Wie es kommen musste, tat Louis es mir gleich, indem er mit einem Mädchen schlief, welches mir sehr wichtig gewesen ist zu der Zeit."
„Aber dann seid ihr doch jetzt irgendwie quitt, oder nicht?", mischte ich mich ein. Harry lachte bitter und faltete die Zeitung vor sich.
„Das wären wir gewesen, hätte sich dieses Mädchen damals nicht wegen ihrer Schuldgefühle und ihren Gefühlen für mich das Leben genommen." Harry schwieg und sah mich einfach nur an. Ich wusste nicht, welche Reaktion er von mir erwartete. Ich wusste ja selber nicht mal, wie ich darauf reagieren sollte. Schweigend saß ich dort und sah den Mann vor mir an. Harrys Geheimnisse legten so viel von seiner Vergangenheit offen und begründeten, wieso ich ihn so kennengelernt hatte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und wie ich Harry zeigen sollte, was ich grade empfand.
Also sagte ich nichts, stand auf und ging zu ihm. Überrascht sah Harry mich an und rutschte dann etwas von Tisch ab. Ich setzte mich auf seinen Schoß, ergriff seine Hände und hielt sie, während ich leise mit ihm sprach.
„Das ist eine sehr sehr traurige Geschichte, doch sie gehört der Vergangenheit an. Du solltest sie nie vergessen, doch erlaube dir, damit leben zu können. Sonst sind euer beider Leben verschwendet." Harry sah zwischen meinen Augen hin und her. Dabei floss eine Träne aus den seinen.
„Ich liebe dich so sehr.", sagte er und küsste mich.
„Ich liebe dich auch, so wie du bist." Harry seufzte und drückte mich an sich. Ich wischte die Spur der Träne von seiner Wange und küsste ihn kurz, bevor ich aufstand und mein Frühstück fortsetzte.
„Darf ich dich im Gegenzug auch etwas fragen?" Überrascht nickte ich und spülte das Essen in meinem Mund mit einem großen Schluck Tee runter.
„Wie hast du Lya kennengelernt?", fragte Harry. Ich begann zu grinsen, bevor ich erzählte.
„Als ich nach London gezogen bin, kannte ich nicht sehr viele Menschen. Und ich war noch nicht so erfolgreich mit meinen Büchern, also habe ich in einem Café gearbeitet und zu der Zeit hat auch Lya dort angefangen. Wir haben so gut funktioniert, dass wir bald stets die gleichen Schichten hatten und so haven wir uns angefreundet. Nichts besonders."
„Dafür seid ihr aber sehr gut befreundet.", sagte Harry.
„Manchmal passt es eben einfach." Harry nickte lächelnd und legte die Zeitung beiseite.
„Ich habe mir früher auch immer gewünscht, so gute Freunde zu haben. Zwar hatte ich die Jungs, doch wenn man 24/7 zusammen ist ist das nicht mehr so einfach.", sagte er und lächelte traurig.
„Das glaube ich. Liam hat uns übrigens zu seinem Geburtstag eingeladen."
„Woher weißt du das?", fragte Harry verwirrt.
„Weil ich die Post auch mal öffne, Dussel.", entgegnete ich. Harry lachte.
„Am 29.?" Ich nickte und fing an den Tisch abzuräumen.
„Meinst du, die anderen kommen auch?" Ich brauchte ihre Namen nicht aussprechen, Harry wusste, wen ich meinte.
„Kannst du von ausgehen. Liam war schon immer ein Mensch, der Harmonie liebte.", murrte Harry. Ich grinste und schloss den Kühlschrank.
„Als ob du die Harmonie nicht auch gerne hast.", sagte ich und legte meine Hände auf seine Brust. Harry zog mich an sich und küsste meinen Hals.
„Doch, aber nur wenn sie mit dir ist.", raunte er. Ich kicherte und drückte mich etwas von ihm weg.
„Nur im Bett nicht."
„Nur im Bett nicht.", bestätigte Harry mich.
„Apropos Bett..." Harry ließ seine Augenbrauen spielen, was mich zum lachen brachte.
„Vergiss es, ich muss mich fertig machen. Hast du heute keinen Termin?", fragte ich. Harry seufzte und folgte mir ins Schlafzimmer, wo ich mir etwas frisches zum Anziehen raussuchte.
„Doch aber erst heute Mittag."
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Roses (II)
FanficEs ist nicht so, dass ich Angst davor habe, nicht genug für sie zu sein. Es ist nicht so, dass ich die Worte nicht finde. Aber wenn sie mit ihm zusammen ist, wirkt sie glücklicher. Und das möchte ich nicht zerstören. Ich muss dir nur sagen, dass ich...