Teil 68 - Loana

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"Es war anders, als ich gedacht hätte.", sagte Harry. Er legte seine Arme hinter seinem Kopf zusammen und sah an die Decke, während er mir vom gestrigen Abend berichtete. Ich war sehr neugierig, wie es mit ihm und den Jungs gelaufen war.
"Inwiefern anders?", fragte ich auf meinen Ellenbogen gelehnt.
"Es waren viele Leute da, die meisten kannte ich. Doch sie waren weder aufdringlich, noch nervig. Sie haben mich weder nach der Band, noch nach den anderen gefragt und Louis hat mich kein einziges Mal angesprochen. Ich habe wirklich sehr freundliche Konversationen geführt und mich gut amüsiert."
"Aber das ist doch schön.", sagte ich.
"Ja, das ist es. Trotzdem traue ich dem ganzen nicht..." Schmunzelnd rückte ich noch etwas näher zu Harry und küsste ihn auf die Wange.
"Wie lief es denn mit den Jungs?", harkte ich nach.
"Gut, denke ich. Ich habe Liam gratuliert und mit ihm über neue Musik geredet. Er meinte, dass es sehr gut ist mit Cam ein Duett aufzunehmen. Niall hat mir erzählt, dass er in Irland wohltätigen Zwecken dienen wird und Zayn hat mich gefragt, wo ich denn meine bessere Hälfte gelassen hätte." Schmunzelnd hob ich eine Augenbraue. Harry rollte mit den Augen und legte seinen Arm um mich.
"Es war wirklich schade, dass du nicht dabei warst.", sagte er.
"Nächstes Mal komme ich wieder mit." Harry drehte sich zu mir und küsste mich sanft.
"Wie geht es dir denn jetzt?", fragte er.
"Ganz ehrlich? Mir ist immer noch schwindelig, aber es geht mir schon besser als gestern." Harry seufzte und legte seine Hand auf meinen unteren Bauch. Dort verweilte er auch mit seinem Blick für wenige Minuten.
"Ich fahre später mit Lya zum Arzt.", sagte ich. Harry blickte zu mir auf und nickte.
"Ich hätte dich auch begleitet."
"Das weiß ich.", sagte ich, während ich meine Hand auf Harrys legte.
"Es wird sich einiges ändern. wenn du schwanger bist." Ich nickte und wandte meinen Blick aus dem Fenster.
"Loana", flüsterte ich. Dieser Name geisterte in meinem Kopf seit der letzten Nacht umher. Harry sah mich fragend an.
"Das war der Name unserer Tochter. Ich habe letzte Nacht geträumt, dass wir eine Tochter haben." Harry wendete sich von mir ab und strich gedankenverloren über meinen Bauch.
"Loana, meine kleine Tochter." Er sprach es ganz leise aus, als würde es sich verflüchtigen, wenn er es zu laut aussprach.
"Der Name ist wunderschön." Harry sah zu mir auf und legte seine Hand an mein Gesicht. Ich dachte zurück an meinen Traum und wie schön es wäre, würde er Realität werden. Doch dann kam die wirkliche Realität zurück.
"Wir wissen noch nicht, ob ich schwanger bin." Harry blickte mir in die Augen und nickte traurig.
"Das weiß ich. Irgendwann wirst du es sein. Egal ob jetzt oder in ein paar Jahren. Und dann werden wir bereit sein.", sagte Harry leise. Er lächelte mich an und küsste mich sanft.
"Ich komme dann nach dem Termin noch mal nach Hause und dann können wir gemeinsam zu deiner Schwester fahren." Harry nickte.
"Sehr gut. Ich muss mich jetzt fertig machen. Cam kommt heute ins Tonstudio und wir sprechen über erste Ideen für das Duett.", sagte er. Dann stand er auf und verließ das Schlafzimmer. Ich hörte ihn duschen und verfolgte ihn mit meinem Blick, als er in lediglich ein Handtuch gewickelt aus dem Bad kam. Harry grinste und zog sich an, um kurz darauf das Appartement zu verlassen. Ein paar Minuten blieb ich noch auf dem Bett liegen, doch dann erhob auch ich mich, um zu duschen.
Sauber und angezogen trank ich dann noch einen Tee, bis Lya vor der Tür stand.
„Bist du schon aufgeregt?", fragte sie.
„Nein, wieso sollte ich?", entgegnete ich ironisch. Lya rollte mit den Augen und lächelte dann.
„Ich glaube, ich würde durchdrehen. Was macht Harry jetzt? Wollte er nicht mitkommen?"
„Ich bin auch kurz vorm Durchdrehen. Harry ist im Tonstudio. Er wollte mitkommen, aber ich wollte es nicht.", sagte ich.
„Schon schlimm genug, dass ich dort überhaupt hin muss." Lya folgte mir in den Flur. Wir fuhren hinab in die Parkgarage und dann mit meinem Wagen zu der Gynäkologin.
Je näher wir der Ärztin kamen, desto nervöser wurde ich. Ich hatte wieder dieses komische Grummeln im Bauch und ein ungutes Gefühl. Deuten konnte ich dies nicht, da ich selber nicht wusste, welchen Ausgang ich mir für diesen Tag wünschte. Wollte ich ein Baby? Wollte ich jetzt ein Baby?
„Mary?", fragte Lya. Ich drehte mich zu meiner Freundin und mühte mir ein Lächeln ab.
„Alles ok?" Ich nickte und seufzte. Dann sah ich zu dem Haus, in dem ich meine Antwort bekommen würde.
„Eigentlich ist nichts ok, aber das wird schon.", sagte ich. Lya drückte meine Hand und dann stiegen wir aus. Vor der Rezeption stoppte ich und wartete, bis ich an der Reihe war. Mein Puls raste und meine Gedanken kreisten um das Thema Baby und meine Beziehung.
„Der nächste bitte."
„Hallo. Mary-Jane Hensley. Ich habe um 16 Uhr den Termin.", sagte ich. Die Empfangsdame lächelte mich an und sagte, dass ich ins Wartezimmer gehen sollte. Ich setzte mich neben meine Freundin und wir griffen uns beide eine Zeitschrift. Während Lya mir hin und wieder Artikel zeigte und versuchte, mir die Angst zu nehmen, blätterte ich durch die Seiten und las nicht mal, was dort stand.
Ich dachte zurück an den Traum, wo ich von unserer Zukunft geträumt hatte. Von Harry und mir und Loana. Vom Traumhaus und der Traumfamilie, die ich mir immer gewünscht hatte. Dabei fragte ich mich, ob ich für das alles schon bereit war. Ich war 25 Jahre alt, hatte den Job meiner Träume und einen wundervollen Mann an meiner Seite. Doch wie sicher war ich mir, dass all dies halten würde?
„Mrs. Hensley?", wurde mein Name aufgerufen. Nervös legte ich die Zeitschrift beiseite und stand auf.
„Ich warte hier.", sagte Lya. Ich nickte und folgte der Ärztin in das Behandlungszimmer. Dort setzte ich mich auf einen Stuhl und wartete, bis sie die Tür geschlossen hatte.
„Was kann ich für Sie tun?" Noch bevor sie ihren Stift gezückt und sich bereit gemacht hatte, sprudelte es aus mir heraus.
„Ich bin schwanger."

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt