Mrs. Peterson lächelte mich traurig an und legte ihre Hand auf meine.
„Ich habe von deinem Vater gehört. Es tut mir sehr leid, dass es so gekommen ist. Du weißt, dass ich nicht mehr die Jüngste bin, aber ich werde mein bestes geben. Damals, als mein Herbert gestorben ist, war ich ganz alleine mit meinen Gefühlen. Das wünsche ich niemandem. Hast du jemanden, der sich um dich sorgt?", fragte sie. Ich sah aus dem Fenster und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
„Ja, ich habe jemanden." Ich sah zurück zu meiner alten Lehrerin und entdeckte sie lächelnd.
„Es muss jemand sehr besonderes sein, wenn du in so einer aussichtslosen Situation lächelnd an ihn denkst.", sagte sie.
„Er ist der wundervollste Mensch den ich je kennengelernt habe."
„Solche Menschen findet man nicht häufig, glaub mir. Halt ihn fest, solange es geht.", sagte sie. Ich nickte.
„Das werde ich. Ich danke Ihnen für Ihre Zeit und Unterstützung, aber ich muss jetzt los zu meiner Mutter.", sagte ich und stand auf.
„Nichts zu danken, Kindchen. Ich freue mich, wenn ich helfen kann." Sie brachte mich zur Tür und drückte mich zum Abschied.
Mit einem guten Gefühl fuhr ich zum Krankenhaus. Es tat unheimlich gut zu wissen, dass meine Mum und ich auf die Unterstützung anderer setzen konnten.
Im Krankenhaus fand ich meine Mum am Bett meines Vaters. Sie sah aus dem Fenster.
„Hey.", sagte ich und stellte mich zu ihr. Sie mühte sich ein müdes Lächeln ab und drehte sich zu mir.
„Hallo, mein Schatz. Wie geht es dir?"
„Gut, ich war heute mit Harry an der Küste. Dort wo Dad immer mit mir war.", sagte ich und setzte mich neben sie.
„Wie geht es dir und Dad?", fragte ich.
„Ich bin etwas müde aber ansonsten gut. Bei deinem Vater hat sich nichts verändert. Keine Besserung." Ich drückte die Hand meiner Mutter und sah zu meinem Dad.
„Ich war eben bei Mrs. Peterson." Meine Mum sah mich überrascht an.
„Wie geht es ihr?", fragte sie dann.
„Gut, denke ich. Sie wusste das von Dad schon.", sagte ich. Dann schwiegen wir uns an. Für mehrere Minuten sagte keiner von uns etwas und es fühlte sich nicht gut an. Ich musste es endlich ansprechen um Klarheit zu bekommen.
„Mum? Was machen wir, wenn, du weißt schon, das hier vorbei ist?", fragte ich.
„Du meinst, wenn dein Vater tot ist?" Sie sah mich traurig an und seufzte dann. Ihr Körper sackte in sich zusammen. Ich legte meine Arme um sie und drückte sie, als sie zu schluchzen begann.
„Ich möchte nicht daran denken. Doch mich weniger möchte ich dich zwingen, zu mir nach London zu ziehen oder mich, hierher zurück zu kommen." Meine Mum setzte sich auf und sah mich verweint an.
„Ich würde dich nie zu so einer Entscheidung zwingen, Spatz. Ich komme alleine zurecht.", sagte sie.
„ich bezweifle nicht, dass du das kannst. Aber du brauchst jemanden, an den du dich wenden kannst. Ich kann von London aus nicht ununterbrochen für dich da sein."
„Das musst du auch nicht. Ich habe auch Freunde hier.", wandte sie ein.
„Mum... ich möchte dir nichts vorschreiben oder aufzwingen. Du sollst hier wohnen und leben, wie du es möchtest. Ich habe lediglich Mrs. Peterson mit ins Boot geholt. Sie ist für dich da, wenn du jemanden brauchst.", sagte ich. Meine Mum sah mich an und nickte. Eine weitere Träne lief ihre Wange hinunter.
„Niemand wird je deinem Vater ersetzen können.", seufzte sie. Ich nahm sie in den Arm und sah zu ihm.
„Nein, das wird niemand. Aber wir hatten eine wundervolle Zeit mit ihm und sollten sie niemals vergessen.", sagte sie. Das Klingeln meines Handys unterbrach uns.
„Dauert nicht lange.", sagte ich und verließ den Raum. Dann nahm ich den Anruf an.
„Du suchst dir auch immer die besten Momente aus, um anzurufen.", sagte ich.
„Ich würde ja sagen, dass es mir leid tut, aber wenn du mich nicht anrufst, muss ich es eben. Wie geht es dir, Süße?", fragte Lya.
„Ich bin erschöpft, aber sonst geht es. Und dir?"
„Hier ist alles beim Alten. Haley fragt mich oft nach dir, wann schreibst du ihr endlich?", fragte sie. Ich seufzte und ließ den Kopf hingen.
„Ich weiß, dass ich ihr schreiben muss, aber ich habe so viel im Kopf. Du ahnst ja gar nicht, um wie viel Kram man sich kümmern muss..." Ich hörte Lya seufzen.
„Gut, ich sage ihr, dass du dich meldest, sobald du Zeit hast. Wie geht es deinem Dad?", fragte sie.
„Unverändert." Ich sah auf und entdeckte den Arzt meines Vaters vor mir.
„Lya? Ich rufe dich heute Abend oder morgen zurück.", sagte ich und legte auf, während sie sich darüber beschwerte.
„Dr. Robinson."
„Hallo, Mrs. Hensley. Wie geht es Ihnen?", fragte er.
„Den Umständen entsprechend.", sagte ich.
„Natürlich. Ich muss heute noch einige Tests bei Ihren Vater machen, doch wie es aussieht, haben sich seine Werte etwas verschlechtert." Ich versuchte mich zusammen zu reißen indem ich tief durchatmete.
„Was bedeutet das?", fragte ich, auch wenn ich es insgeheim wusste. Mein Dad würde sterben. Anscheinend früher als wir alle vermutet hatten.
„Wenn sich sein Zustand weiter verschlechtert, werden seine Organe absterben. Sein Körper würde sich selber vergiften und dann würde er sterben."
„Können wir dagegen etwas machen?", fragte ich. Der Blick des Arztes zeigte mir, dass ich meine Antwort selber kannte. Ich sackte zusammen und schloss meine Augen. Sollte der Tod noch schneller kommen, als wir es gedacht hatten?
„Ich möchte Sie nicht unter Druck setzen, doch sie sollten mit Ihrer Mutter reden.", sagte er leise. Ich blickte auf und nickte.
„Danke, ich werde es so schnell wie möglich machen." Dr. Robinson nickte und ging dann. Erschöpft nahm ich mein Handy wieder hervor und rief Harry an. Ich sagte ihm, was der Arzt mir eben mitgeteilt hatte und dass ich möglichst bald mit meiner Mum nach Hause kommen würde. Dann ging ich zurück in das Zimmer meines Vaters.
„Mum?", flüsterte ich, doch sie reagierte nicht. Sie war mit dem Kopf auf den Arm meines Vater eingeschlafen.

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Roses (II)
FanfictionEs ist nicht so, dass ich Angst davor habe, nicht genug für sie zu sein. Es ist nicht so, dass ich die Worte nicht finde. Aber wenn sie mit ihm zusammen ist, wirkt sie glücklicher. Und das möchte ich nicht zerstören. Ich muss dir nur sagen, dass ich...