Teil 69 - Neuigkeiten

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Die Ärztin sah mich überrascht an und begann dann zu lächeln.
„Zumindest denke ich, dass ich schwanger bin."
„In Ordnung. Ich denke, Sie würden gerne zuallererst erfahren, ob Sie schwanger sind.", sagte sie.
„Ja, das wäre schön." Nickend bat die Ärztin mich auf den Behandlungsstuhl und zog das Ultraschallgerät heran.
„Das könnte jetzt etwas kalt werden.", sagte sie und drückte das kalte Gel auf meinen Bauch. Ich zuckte leicht zusammen und lächelte nervös, als die Ärztin mich ansah. Sie guckte auf den Monitor und ich beobachtete sie dabei. Ihre Mine war kaum zu deuten. Nach wenigen Minuten drehte sie den Bildschirm zu mir und zeigte mir das schwarz-weiße Bild meiner Organe.
„So, hier sehen Sie Ihre Blase, leicht gefüllt. Dort sehen wir Ihren linken und hier Ihren rechten Eileiter. Und hier haben wir Ihre Gebärmutter." Sie stoppte das Bild und sah mich an.
„Ich weiß nicht, was Sie sich gewünscht haben, aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie nicht schwanger sind.", sagte sie. Ich sah sie weiterhin an und schluckte.
Vorbei war das Träumen von der Zukunft mit Kind und das Fragen über meinen Zustand. Weg waren das Kinderlachen, das gemeinsame Haus und Loana. Alles war weg.
Einerseits fühlte ich mich erleichtert. Ich war nicht gezwungen, mit diesem Kind zu leben. Andererseits war ich traurig. Ein Kind mit Harry wäre bei weitem keine Schande gewesen.
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?", fragte die Ärztin und zog ihre Handschuhe aus. Ich zog mich an und schüttelte den Kopf.
„Nein, danke. Ich muss das nur erst mal verdauen.", sagte ich.
„In Ordnung. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag."
„Gleichfalls.", sagte ich und verließ das Zimmer. Mit zitternden Knien ging ich den Flur entlang, hielt vor dem Wartezimmer und sah zu meiner besten Freundin. Sie blickte nach wenigen Sekunden auf und hielt inne.
„Oh, ich komme.", sagte sie und sprang auf. Wir verließen die Praxis und gingen zum Auto. Kaum saßen wir, fragte Lya mich nach dem Ergebnis.
„Ich bin nicht schwanger.", sagte ich. Lya sah mich nur an und nahm mich dann in den Arm.
„Es tut mir leid. Ich weiß, du hast mit diesem Baby nicht gerechnet, aber es muss trotzdem sehr schwer für dich sein." Als sie mich losließ, wischte ich eine Träne von meiner Wange.
„Ich weiß nicht, was ich wollte, doch irgendwie ist es trotzdem traurig."
„Maus... dass du jetzt nicht schwanger bist, heißt nicht, dass du niemals Kinder bekommen wirst. Wenn ihr dafür bereit seid, könnt ihr es versuchen und dann wird es sicher funktionieren.", sagte sie. Ich nickte und schniefte. Tatsächlich bekam ich sogar ein Lächeln zustande.
„Ich bringe dich jetzt nach Hause und dann sage ich es Harry." Lya nickte. Ich setzte sie Zuhause ab und sie winkte mir zum Abschied. Ihr Zuspruch gab mir Mut und Zuversicht, dass auch Harry die Nachricht gut vertragen würde. Gemeinsam würden wir alles schaffen.
Guten Mutes parkte ich das Auto in der Parkgarage und fuhr mit dem Lift nach oben. Das Essen bei Gemma sollte in einer Stunde stattfinden, das hieß ich hatte noch genug Zeit zu duschen und in Ruhe mit Harry zu reden. Eifrig zückte ich meinen Schlüssel und schloss die Tür auf.
„Harry?", rief ich und lief durch den Flur.
„Schatz, ich bin wieder da und ich bin nicht-„
„Mary, da bist du ja endlich.", unterbrach Harry mich. Er kam auf mich zu, küsste mich und zog mich näher zu sich, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.
„Sag jetzt bloß nichts Falsches. Wir haben das Essen hier her verlegt. Meine Mum steht in der Küche und die anderen kommen auch gleich." Ich nickte und seufzte. Wann und wie sollte ich es ihm denn nun sagen?
„In Ordnung. Ich sage eben hallo und gehe dann duschen. Wir müssen reden.", sagte ich. Harry nickte. In der Küche begrüßte ich kurz Anne, die beim zubereiten des Essens war und verschwand dann ins Schlafzimmer. Dort zog ich mich schnell aus und lief ins Bad. Grade hatte ich die Tür geschlossen, wurde die Klinke von außen wieder runter gedrückt und Harry betrat den Raum.
„Und?", fragte er. Ich suchte mir ein Handtuch heraus und drehte mich dann wieder zu ihm.
„Ich bin nicht schwanger." Harry sah mich überrascht an. Anscheinend hatte er sich genauso in Gedanken an ein Baby gewöhnt, wie ich es hatte.
„Oh, ok. Dann lasse ich dich erst mal duschen und dann reden wir nach dem Essen, ja?" Er küsste mich und verließ dann das Bad. Ich hatte mit vielen Reaktionen gerechnet, aber so kurz abgespeist zu werden fand ich nicht sehr taktvoll. Immerhin fühlte es sich für uns beide grade an, als hätten wir ein Baby verloren. Ich hoffte auf etwas Entspannung unter der Dusche, doch mit der Aussicht auf das bevorstehende Essen, oder eher die Party fiel es mir besonders schwer, herunter zu kommen.
Nach der Dusche föhnte ich meine Haare und legte tatsächlich etwas Make-Up auf, um von meiner Laune abzulenken. Dann ging ich ins Schlafzimmer, zog mir etwas Ansehnliches an und atmete mit der Türklinke in der Hand tief durch. So schlimm konnte es ja nicht werden.
„Mary, da bist du ja endlich. Könntest du mir helfen, den Tisch zu decken? Harry holt grade Gemma und die anderen ab."
„Natürlich.", sagte ich zu Anne und folgte ihr in die Küche.
„Ist alles gut, Schätzchen? Du siehst etwas blass aus um die Nase herum."
„Ich bin nur etwas erschöpft, sonst nichts.", bestätigte ich ihr und machte mich ans Falten der Servierten. Zum Glück kam kurz darauf Harry zurück.
„Ich helfe dir.", sagte er und setzte sich zu mir.
„Deine Mum hat mich jetzt schon gefragt, ob mit mir alles in Ordnung ist." Harry sah mich besorgt an.
„Wenn es dir nicht gut geht, kannst du dich auch hinlegen.", sagte er.
„Nein, schon gut. Für diesen einen Abend schaffe ich das schon. So schlimm wird es schon nicht werden."
„Mary, wie geht es dir?", begrüßte mich Gemma. Ich sah Harry neben mir schmunzeln, während seine Schwester mich über jegliche Aktivitäten der letzten Wochen ausfragte.
Kurz darauf saßen wir alle am Esstisch und warteten auf die Verkündung des Grundes dieses Abends.
„Ich bin etwas aufgeregt, aber es wird Zeit. Im Zusammensein der Familie können wir es nun endlich verkünden. Luke, möchtest du anfangen?", fragte Gemma ihren Sohn. Der Kleine nickte stolz und setzte sich etwas auf.

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt