Teil 56 - Paul oder Peter?

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Mit Harry an meiner Hand schlich ich durch den Bücherladen und suchte nach neuen Inspirationen.
Zwar war es noch immer nicht lange her, dass ich meine letzten Bücher veröffentlich hatte, doch nach Neuen Ideen zu suchen konnte ja nicht falsch sein.
„Guck mal hier.", sagte ich zu Harry, der grade ein kleines grünes Buch in der Hand hielt.
„Ich hab eben eins von deinen Büchern gesehen und-„
„Mary-Jane?", wurde Harry unsanft unterbrochen. Ich drehte mich um und sah, wer mich angesprochen hatte.
„Paul? Hey, wie geht es dir?", fragte ich und nahm ihn in den Arm.
„Gut und selber?"
„Sehr gut. Harry, das ist Paul. Er hat mit mir letztes Jahr die Reise nach Italien gebucht. Paul, das ist Harry, mein Freund.", stellte ich vor. Harry wollte ihm die Hand geben, doch Paul schien das nicht gesehen zu haben, da er einfach weiter sprach.
„Ich warte seit langem vergebens auf ein weiteres Werk von dir. Was ist da los?", fragte er.
„Du hast vielleicht gehört, dass ich eine Biografie geschrieben habe und nach der Beendigung der letzten beiden Bücher mache ich zur Zeit eine kreative Pause, um neue Inspirationen zu sammeln.", erklärte ich. Dabei spürte ich, wie sich Harrys Druck um meine Hand erhöhte. Ich sah zu ihm auf, während Paul mit mir sprach, was ich jedoch kaum wahrnahm, da ich nur Harrys genervten und vielleicht auch wütenden Blick sah.
„Du bist doch nicht etwa schwanger?", fragte Paul. Schockiert sah ich ihn an und begann dann zu lachen. Harry neben mir schien das nicht so amüsant zu finden, wie ich.
„Nein, keine Sorge. Damit lassen wir uns noch etwas Zeit.", sagte ich und erschrak, als Harry fest an meiner Hand zog.
„Wir sollten jetzt gehen.", sagte er und zog mich in Richtung Ausgang. Ich konnte Paul grade noch so zum Abschied winken, als Harry mich danach draußen zog und erst ein paar Meter weiter stehen blieb. Wütend sah ich ihn an und wartete auf eine Erklärung.
„Was ist?", fragte Harry scheinheilig. Ich verschränkte die Arme und fuhr mit meiner Zunge über meine Zähne. Harry seufzte, kam zu mir und versuchte meine Arme zu lösen. Ohne Erfolg.
„Was sollte das?", schnauzte ich ihn an und ging an ihm vorbei in Richtung Auto. Harry seufzte und folgte mir mit schnellen Schritt.
„Ich, es tut mir leid. Aber dieser Paul, er hat dich so angesehen und die ganze Zeit über mit dir geflirtet und als er dann noch das mit der Schwangerschaft gesagt hat, sind mir einfach die Sicherungen durchgebrannt.", erklärte er. Ich blieb stehen und seufzte. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass Harry eifersüchtig war, auch wenn er es bis jetzt fast nie gezeigt hatte.
„Es ist doch nur ein Bekannter, Harry. Wir haben uns ganz normal unterhalten. Wieso konntest du diese 5 Minuten nicht mal aushalten?", fragte ich ernst und ließ meine Arme sinken. Harry nutzte diese Chance, indem er meine Hände ergriff und zu mir aufsah.  Die Wut war verblasst, stattdessen zeigte sein Blick nun Liebe.
„Weil du mir gehörst, so wie ich dir gehöre.", flüsterte er. Ich seufzte und versuchte meinen beschleunigten Herzschlag zu ignorieren. Ich zog Harry näher zu mir und lächelte.
„Ich liebe dich, Harry. Nur dich und daran wird auch niemand etwas ändern,", sagte ich und küsste ihn sanft. Harry legte seine Stirn an meine.
„Und ich liebe dich, mehr als alles andere."
Wir gingen weiter in Richtung Auto, als mir einfiel, dass ich noch mit Lya verabredet war.  
„Würdest du mich bei Lya rausschmeißen? Dann muss ich nicht so weit laufen.", sagte ich und stieg ein.
„Alles was du möchtest, mein Engel." Harry lächelte mich an und startete den Wagen. Vergessen war das Eifersuchtsdrama von eben. Verträumt sah ich aus dem Fenster und freute mich. Zwar war das Drama unnötig, doch dass Harry mich so sehr liebte, machte alles wett.
„Da wären wir."
„Dankeschön. Dann bis heute Abend, Schatz.", sagte ich und lehnte mich zu Harry vor.
„Bis heute Abend, Babe. Liebe Grüße an Lya.", entgegnete Harry und küsste mich zum Abschied. Ich stieg lächelnd aus und winkte ihm noch, als er weg fuhr. Dann ging ich zur Eingangstür und klingelte. Es dauerte wie immer kurz, bis meine Freundin die Tür öffnete.
„Hallöchen.", sagte ich und drückte sie.
„Herein spaziert." Lya schloss die Tür hinter mir und ging dann voraus ins Wohnzimmer.
„Wie gehts dir?", fragte ich meine Freundin.
„Gut soweit, Scott nervt nur zur Zeit etwas. Sei froh, dass du noch deine eigenen vier Wände hast.", seufzte sie.
Dass ich bei Harry wohnte hatte ich Lya noch nicht erzählt, weil ich es ihr persönlich hatte sagen wollen. Das Grinsen auf meinem Gesicht ließ sie misstrauisch reagieren.
„Was ist? Nein, oder? Das hast du nicht gemacht...", sagte sie und legte ihre Arme um ihre Beine. Ich grinste sie weiter an und nickte schließlich. Lya begann zu quieken und drückte meine Hand.
„Seit wann wohnst du bei ihm?"
„Erst ein paar Tage. Ist ja nicht so, als wäre ich nicht eh jede freie Minuten bei ihm im Appartement gewesen. Wir mussten nur noch darüber diskutieren, dass ich das Gästezimmer als Arbeitszimmer bekomme, aber auch das haben wir geklärt.", sagte ich. Lya lächelte mich an, sie schien sich mit mir zu freuen, dass es so gut mit Harry lief. In den nächsten Stunden redeten wir über Harry und Scott, was auch sonst und über die Zukunft. Ich erzählte, dass ich bald ein neues Buch anfangen wollte und Lya verkündete, dass sie so langsam daran dachte, Kinder zu bekommen. Das überraschte mich nur leicht, da sie dies schon seit Jahren wollte.
Spät Abends wurde unser Gespräch von einem Anruf unterbrochen.
„Hallo, Schatz.", nahm Lya den Anruf an. Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht, als sie mir das Handy reichte.
„Ja?"
„Mary? Ich würde dich nicht bitten, wenn es nicht die letzte Möglichkeit wäre.", sagte Scott.
„Was ist denn?", fragte ich besorgt.
„Es geht um Harry. Er hat viel zu viel getrunken und stolziert grade nach draußen, um sich mit einem Paul zu prügeln, oder war es Peter? Egal, du musst sofort herkommen und ihn hier weg holen."

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