Teil 5 - Man muss das Leben genießen, solange man kann.

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„Lass mich los.", murrte ich und hatte dabei fast vergessen, dass Sarah noch vor uns saß.
„Nein, nein und nochmals nein. Du hast es nicht verdient!", rief Harry. Ich lachte und drehte mich in der Umarmung zu ihm um, sodass mein Gesicht direkt vor seinem war. Mein Atem ging etwas schneller und auch Harry schien leicht außer Atem.
„Wenn du mich jetzt nicht loslässt, rufe ich Gemma an.", drohte ich ihm mit zusammengekniffenen Augen. Harry sah mich schockiert an und lockerte die Umarmung.
„Das war fies."
„Ich weiß.", sagte ich und drehte mich siegessicher zu Sarah, die auf ihr Handy sah.
„Niall hat grad geschrieben. Er kommt doch früher aus Irland zurück. Das heißt für mich dann wohl aufräumen und einkaufen", sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen und stand auf. Ich folgte ihr in den Flur und reichte ihr ihre Jacke.
„Schön, dass du da warst."
„Danke, dass ich endlich mal kommen durfte. Bye, Harry!", rief Sarah.
„Bis dann." Ich öffnete Sarah die Tür und verabschiedete sie. Als sie weg war, ging ich zurück ins Wohnzimmer und warf mich zu Harry auf die Couch. Ich lehnte mich an ihn und schloss die Augen. Harry legte seine Hand auf meinen Kopf und begann zu kraulen.
„Anstrengend, so ein Tag mit Freunden, oder?", fragte er und ich konnte das schmunzeln in seiner Stimme raushören. Dabei war er nur neidisch, dass ich frei wählen konnte, wann ich woran arbeitete.
„Das stimmt. Wollen wir uns etwas bestellen oder hast du noch Lust zu kochen?", fragte ich und gähnte.
„Ich würde ja kochen, aber wir haben nichts mehr da. Einer von uns hat wohl vergessen einzukaufen.", sagte er und obwohl er es nicht vorwurfsvoll sagte, fühlte ich mich schuldig.
„Asiatisch?"
„Wie wäre es mit Pizza?", fragte Harry. Ich lachte und öffnete dann meine Augen leicht.
„Von mir aus auch das."
Kurz darauf machte ich mich auf ins Bad, um zu duschen. Harry bestellte währenddessen das Essen. Unter der warmen Dusche, wo mir immer die besten Ideen kamen, drehten sich meine Gedanken um nichts anderes als meine momentane Situation. Ich musste einfach zugeben, dass ich kein trauriger Single war, da hatte Harry recht, doch dass mir Lucas und manche Aspekte unserer Beziehung fehlten, könnte ich auch nicht abstreiten. Was für eine ausweglose Situation.
Als ich in gemütlichen Sachen zurück aus dem Bad kam, war der Tisch gedeckt, nur die Pizza fehlte noch. Da kam mir eine Idee.
„Harry?", rief ich. Er kam sofort um die Ecke und lächelte mich an.
„Was ist denn?"
„Können wir uns vielleicht beim Essen die Sterne ansehen?" Harry dachte kurz nach, lächelte dann und zuckte mit den Schultern.
„Warum nicht? Aber nur, wenn du mein Schlafzimmer nicht dreckig machst.", sagte er. Ich lachte und brachte meine Sachen in das Gästezimmer. Als die Klingel ertönte, hörte ich, wie Harry die Pizza entgegen nahm und dann die Tür wieder schloss.
„Das duftet aber.", sagte ich und folgte Harry mit ein paar Servierten in der Hand in sein Schlafzimmer. Wie immer war es perfekt aufgeräumt und sah nicht so aus, als hätte dort jemals wer geschlafen.
„Lass uns vor das Bett setzen.", sagte Harry und tat eben dies. Ich setzte mich zu ihm und nachdem Harry den Karton auf seinen Beinen platziert und geöffnet hatte, fingen wir an zu essen. Schweigend saßen wir vor der großen Fensterfront und während meine Intention eigentlich gewesen war, den Nachthimmel und das leuchtende London zu genießen, hing ich mehr an unserem Spiegelbild. Als war witzig, Harry beim Essen zu beobachten. Als ein Faden Käse an seinem komm hängen blieb, fiel meine Tarnung, da ich lachen musste. Noch immer kichernd drehte ich mich zu Harry und befreite ihn von der Käseschnur.
„Danke.", sagte er peinlich berührt und lachte.
„Gerne, ich weiß ja, wie schwer essen sein kann." Harry schubste mich leicht zur Seite, wobei ich fast meine Pizza fallen ließ und trotzdem lachen musste.
„Gib dir einfach etwas mehr Mühe, dann haben wir sowas auch nicht."
„Noch ein Spruch und die schläfst auf dem Flur.", murrte Harry und grinste mich fies an.
„Das würdest du nicht wagen!"
„Wetten?" Provokant grinste er mich an, wischte sich den Mund ab und legte die Pizza nieder.
„Ich wette nicht mit dir, nachher muss ich dich am Ende wieder trösten, weil du verlierst."
„Fühl dich ja nicht zu sicher, Marylein." Ich lachte über den Spitznamen und widmete mich wieder der köstlichen Pizza. Im Fenster sah ich, dass Harry mich noch kurz ansah und dann ebenfalls wieder zu essen fortfuhr. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, atmete tief durch und schloss meine Augen.
„Alles gut?", fragte Harry leise und stellte den leeren Pizzakarton zur Seite.
„Ja, wieso?"
„Weil du in letzter Zeit oft nachdenklich bist. Da dachte ich, es bedrückt dich etwas.", erklärte Harry. Ich lächelte und öffnete meine Augen wieder.
„Nein, eigentlich bin ich sehr zufrieden zur Zeit.", sagte ich. Es sah nicht so aus, als würde Harry mir das wirklich glauben, doch was blieb ihm anderes übrig?
„Du weißt, du kannst mit mir über alles reden."
„Klar und am besten über Jungs.", sagte ich und schmunzelte.
„Sicher. Am liebsten natürlich über jene mit braunen Haaren, grünen Augen und einer unbeschreiblichen Ausstrahlung." Ich sah Harry an und fast zeitgleich fingen wir an zu lachen. Er war zu süß, wenn er Dinge wie diese machte.
„Du möchtest also mit mir über dich reden?"
„Nein, eher nicht. Aber es wäre schön, wenn du mehr über mich reden würdest.", sagte er und grinste mich an. Ich rollte mit den Augen und lehnte meinen Kopf am Bett an.
„Müde?"
„Nein, ich genieße nur.", antwortete ich ehrlich und schmunzelte. Harry legte seinen Arm um mich und küsste meinen Kopf.
„Das freut mich. Man muss das Leben genießen, solange man kann." In Gedanken stimmte ich ihm zu und egal wie viel ich in den letzten Tagen über Lucas und Beziehungen und den ganzen Kram nachgedacht hatte, musste ich zugeben, dass ich mein Leben zur Zeit mehr mochte, als jemals zuvor.

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt