Teil 6 - Erinnerungen sollten es bleiben

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- das sind immer noch die schönsten Erinnerungen :)

- Finde ich auch :) erinnerst du dich noch an das lange Wochenende an der See? Das waren trotz des miesen Wetters ein paar echt schöne Tage

- Den Kamin hätte ich gerne mitgenommen ;)

Ich schmunzelte und steckte mein Handy zurück in die Jackentasche. Es war schön, in Erinnerungen zu schwelgen und an die schönen Momente zu denken. Harry hätte sicher nun gesagt, dass diese guten Momente sicher nicht ausreichten, um eben unserer Differenzen zu beseitigen oder auszugleichen. Dessen war ich mir bewusst, doch das hieß für mich nicht, dass ich nicht mit Lucas schreiben oder eben diese Augenblicke wieder aufleben sollte.
Da ich nicht an einem neuen Buch schreiben wollte, hatte ich mich heute für Shoppen entschieden, um das Appartement auch mal zu verlassen. Ich hatte mir ein paar Schnäppchen geangelt und war nun auf dem Weg zu Malya. In letzter Zeit sahen wir uns erstaunlich wenig, was vielleicht daran lag, dass sie nun mit Scott zusammen wohnte, was für mich sehr schnell gekommen war, aber die Umstände hatten sie mehr oder weniger dazu gezwungen. Kurz nachdem ich geklingelt hatte, öffnete Lya die Tür.
„Hallo, oh sag bitte, du hast mir was mitgebracht!" Ich seufzte, weil sie mich nicht mal in die Wohnung ließ, bevor sie das fragte.
„Du bist ganz so herausfordernd für deine 26 Jahre.", sagte ich und reichte ihr die Tüte von Burberry. Lya riss das Papier heraus, schmiss es hinter sich und kreischte, als sie den Schal herausnahm.
„Oh, danke danke danke, Mary!", quiekte sie und fiel mir um den Hals. Die Tür am Ende des Flurs öffnete sich und ein nasser und geschockter Scott erschien vor uns.
„Was ist? Was ist passiert?", fragte er erschrocken. Ich lachte und hob das Papier vom Boden auf.
„Hey, Scott. Ich hab Malya etwas mitgebracht, was sie sich schon eine Weile wünscht und ja, da hat sie etwas überreagiert." Er seufzte, küsste seine Freundin auf die Wange und ging zurück ins Bad.
„Du kannst ihn doch nicht so erschrecken, sonst zieht er gleich wieder aus.", sagte ich und lachte. Lya schmuste mit ihrem neuen Schal und streckte mir die Zunge raus.
"Hahaha, als ob er das machen würde." Ich sah kurz auf mein Handy, als es vibrierte und schmunzelte, aufgrund der Nachricht.
"Was grinst du so?", fragte Lya gleich darauf. Sie legte ihren Schal vorsichtig zur Seite und setzte sich auf die Couch.
"Hab eine Nachricht von Lucas bekommen.", sagte ich und schluckte, als Lya mich schockiert ansah. Ich hatte wohl vergessen, ihr von dem Treffen mit ihm und meinen Gedanken zu berichten.
"Ähm, wieso schreibt er dir und vor allem was und wieso lächelst du dabei so?"
"Das ist gar nicht so kompliziert, wie du jetzt denkst. Er hat mir geschrieben, dass er noch mal mit mir über alles reden möchte und dann haben wir uns getroffen und-"
"Du hast dich mit ihm getroffen?", unterbrach sie mich harsch.
"Ja, das habe ich und es war ehrlich gesagt ganz angenehm. Er hat jetzt einen anderen Job, in dem er nicht reisen muss und naja wir schreiben in letzter wieder etwas und es ist ganz schön.", sagte ich. Lya sah mich misstrauisch an und verschränkte die Arme.
"Du fängst jetzt aber nicht wieder was mit ihm an, oder?", fragte sie. Ich sah sie an und zuckte mit den Schulter.
"Naja, ich würde jetzt nicht direkt ja sagen, aber es hat sich viel verändert und-"
"Nein, Mary! Nichts hat sich verändert, zumindest nicht bei ihm. Mag sein, dass er jetzt einen anderen Job hat, aber das bedeutet nicht, dass er sich plötzlich für deine Arbeit interessiert oder deine Grenzen akzeptiert! Er ist immer noch der selbe Lucas, mit dem du vor ein paar Monaten Schluss gemacht hast. Glaubst du denn wirklich, er würde die neue Mary einfach so akzeptieren? Dass du so viel mit Harry machst, ihm mehr erzählst, als mir und ihm näher stehst, als den meisten der Menschen in deinem Leben?" Diese Fragen hatte ich mir noch nicht gestellt. Ich wusste zwar, dass Harry nicht von dem Kontakt zu Lucas begeistert war, doch wie es umgekehrt aussah, hatte ich mir nie überlegt.
"Ich weiß es nicht, wenn ich ehrlich bin und ich sage ja auch nicht, dass ich wieder mit ihm zusammen sein will. Ich fand es nur so schön, mit ihm zu schreiben und in Erinnerungen zu schwelgen. Daran ist ja wohl nichts falsch.", sagte ich und drückte Lyas Sofakissen enger an meine Brust. Lya seufzte und sah mich dann mit sanfterem Blick an.
"Ich möchte dir Lucas nicht ausreden, aber ich versteh nicht, wieso du dich erneut darauf einlassen würdest. Erinnerst du dich noch an meinen Exfreund? Den, der immer und immer wieder ankam und jedes Mal auf die gleiche Weise mit mir Schluss machte?" Ich nickte und mir fiel auf, dass ich in einem ähnlichen Muster steckte.
"Wieder und wieder bin ich auf ihn reingefallen und du warst diejenige, die mich jedes Mal aufs neue gefragt hat, warum ich mir das antue. Es stimmt, dass es angenehm ist, etwas Bekanntes wieder an sich ran zu lassen. Doch manchmal ist es auch gut, eben diese Dinge hinter sich zulassen. Sie sind schöne Erinnerungen und das sollten sie auch bleiben. Du hast so eine Beziehung gar nicht nötig. Du hast deine Familie. Du hast mich und Harry und deine anderen Freunde. Also genieß es, zu schwärmen aber mach nicht wieder die selben Fehler, ja?" Ich nickte, denn innerlich stimmte ich Lya zu. Sie hatte selten den kühlen Kopf von uns, doch in Sachen Liebe half sie mir immer gut weiter.
"Was sagt eigentlich Harry dazu?", fragte Lya plötzlich. Ich legte das Kissen zur Seite und schaute sie nicht an, als ich antwortete.
"So etwas ähnliches wie du. Er versteht auch nicht, wieso ich wieder den Kontakt zu Lucas suche. Albern."
"Das hat nichts mit albern zu tun, Maus. Harry macht sich Sorgen um dich, weil du ihm wichtig bist." Auf diese Weise hatte ich es zuvor nicht gesehen, doch Lyas Erklärung ergab Sinn.
"Meinst du nicht, dass er eifersüchtig ist?", fragte ich.
"Vielleicht auch das." Wir lachten und ich war froh, dass die Stimmung wieder etwas heiterer war.

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt