Es war ein schöner Abend gewesen.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich zufällig durch Gespräche mitbekam, dass schon seit einer Weile vermutet wurde, dass Harry etwas mit seiner Agentin hatte. Mit betrübter Laune hatte ich nicht allzu viel darauf geben wollen, doch es ging mir nicht aus dem Kopf, weshalb ich Harry kurz vor Mitternacht auf dem Weg nach Hause darauf ansprach. Was ich mir erhofft hatte? Dass er nicht nur abstreiten, sondern mir versichern würde, dass zwischen ihm und Violette Johnson nichts gelaufen war; dass sie eine rein berufliche Beziehung hatten. Das hatte ich mir erhofft. Doch natürlich kam es anders.
„Was möchtest du von mir hören?", fragte Harry, nachdem er rechts rangefahren war. Ich unterdrückte die Tränen und schluckte.
„Dass du mir jetzt sagst, dass du nicht mit ihr geschlafen hast!" Harry seufzte und fuhr sich über das Gesicht.
„Ich werde immer ehrlich zu dir sein. Frag, was du fragen möchtest.", sagte er. Die nächste Frage brüllte ich fast, da ich sie als bereits gestellt ansah.
„Hast du mit ihr geschlafen?" Stur erwiderte ich seinen Blick, während er zwischen meinen Augen hin und her sah. Schließlich seufzte Harry und bestätigte mir, was ich bereits gefühlt hatte.
„Ja, ich habe mit Violette geschlafen, doch das war vor unserer Beziehung. Ich war so wütend, weil du weg warst und habe getrunken und dann ist es eben passiert. Das sollen keine Ausreden sein und es hat mir auch nichts bedeutet. Es war nur Sex, Mary, und er war nicht mal besonders gut. Violette ist mir egal, Mary. Du bist die einzige, die mir etwas bedeutet. Du bist diejenige, die ich liebe."
Ich rührte mich nicht während ich ihn ausdruckslos ansah. Noch heute morgen hätte ich jedem geschwört, dass Harry mir niemals das Herz brechen würde, doch jetzt war er auf dem besten Weg dort hin. Ich blinzelte, atmete ein Mal tief durch und sprach dann.
„Fahr mich bitte nach Hause."
„Aber wir sollten darüber reden, damit-„
„Zu mir nach Hause, bitte.", insistierte ich. Harry sagte nichts weiter. Er startete den Motor und fuhr weiter. Ich sah, dass er darüber reden wollte und es mochte auch das beste für uns sein, doch das war mir in diesem Moment egal.
„Beantworte mir nur noch eine Frage.", sagte ich, als er vor meiner Wohnung hielt.
„Jede Frage, die dir auf dem Herzen liegt." Er griff nach meiner Hand, doch ich zog sie weg.
„Wann?", fragte ich. Harry fuhr sich durch die Haare und seufzte.
„Als du bei deinen Eltern warst." Ich sah Harry noch für einen kurzen Moment an und stieg dann aus. Er rief meinen Namen und wahrscheinlich lief er mir auch hinterher, doch das war mir egal. Ich schloss den Hausflur auf, dann die Wohnungstür und ließ mich an ihr auf den Boden hinab gleiten. Jetzt flossen die Tränen. Wie ernst konnte es Harry schon mit mir sein, dass er, nur weil ich ein paar Tage weg war, nicht nur sein Auto zu Schrott fuhr, sondern auch noch mit seiner Agentin schlief? Wer sagte mir, dass er das nicht wieder machen würde? Niemand konnte mir versichern, dass dies das einzige Mal war.
Irgendwann stand ich auf und legte mich auf die Couch. An Schlafen war noch eine Weile nicht zu denken. Zu viel ging mir durch den Kopf. Wirklich geschlafen hatte ich also nicht, als meine Mum mich früh morgens weckte und mich fragte, was passiert war. Ich weinte nicht, während ich es ihr erzählte. Schweigend hörte meine Mum mir zu, bis ich ihr alles erzählt hatte. Dann nahm sie meine Hand und lächelte mich aufmunternd an.
„Ich kann verstehen, dass es dich verletzt. Harry hat eine Grenze überschritten, doch ihr seid noch nicht lange ein Paar, woher sollte er also wissen, dass du diese Grenze hast?", fragte sie ganz ruhig.
„Ich möchte ihn nicht verteidigen oder in Schutz nehmen, doch soweit ich das mitbekommen habe, hat er in den letzten Jahren einiges durchgemacht und selbst wenn du seine Stütze bist und er sich durch dich verändert hat, ist er eben anders als du. Ich kann dir nicht sagen, was du jetzt tun solltest. Was ich dir jedoch raten kann, ist auf dein Herz zu hören und mit ihm darüber zu reden." Ich nickte und nahm meine Mum in den Arm.
„Danke, Mum.", sagte ich. Sie streichelte mir über den Rücken und bat mich dann mit den beiden zu frühstücken. Ich sah auf mein Handy und die zahlreichen Nachrichten die Harry mir geschrieben hatte.
Ob es doch ein Fehler gewesen war, eine Beziehung mit ihm einziehen? Oder waren wir es einfach nur falsch angefangen?
„Ich werde nach dem Frühstück duschen gehen und dann fahre ich zu ihm.", verkündete ich. Meine Mum lächelte mich ermutigend an, während mein Dad skeptisch drein blickte.
„Er wollte mich nicht verletzen, Dad.", verteidigte ich Harry.
„Ja, das sagen sie alle. Als nächstes erzählst du uns, dass du schwanger bist."
„Sehr witzig, Dad.", sagte ich und räumte meinen Teller ab. Ich küsste meine Mum auf die Wange, meinem Dad strich ich über den Rücken und dann ging ich duschen. Keine Ahnung, was ich Harry sagen wollte, aber wenn ich ihn sah, würde mir sicher etwas einfallen. Ich zog mir eine Jeans und einen Pullover über, verabschiedete mich von meinen Eltern und verließ dann die Wohnung. Draußen regnete es leicht, doch wenigstens war es nicht kalt. Grade wollte ich in mein Auto steigen, als ich in das Café gegenüber sah und inne hielt. Ich sah ihn und mein Herz stockte. Und das, obwohl es kurz davor gewesen war, zu zerbrechen.
Er saß dort auf dem Fensterplatz und sah auf sein Handy. Als ich kurz darauf meines spürte, wusste ich, dass es eine Nachricht von ihm war. Er schrieb, dass er reden wollte. Ich fasste meinen Mut zusammen und schloss mein Auto wieder ab. Dann ging ich über die Straße und betrat das Café. Erst rührte Harry sich nicht, doch dann trafen sich unsere Blicke und er sprang auf. Er sah ziemlich mies aus, so wie ich vermutlich auch. Wir sahen uns für ein paar Augenblicke an, bis ich mich endlich rühren und auf ihn zugehen konnte. Harry kam mir entgegen und schloss mich in seine Arme. Ich vergrub meinen Kopf an seinem Hals und spürte eine Träne meine Wange hinab laufen. Harry legte seine Hände an meine Wangen, wischte die Tränen wag und sah mir tief in die Augen.
„Es tut mir alles so leid, Mary. Das hast du nicht verdient und ich verspreche, nein ich schwöre dir, dass ich nie wieder etwas machen werde, was dich verletzt. Du bist das wichtigste in meinem Leben. Ich liebe d-„
Bevor er es aussprechen konnte, drückte ich meine Lippen auf seine und hoffte, dass er verstand, dass ich ihm damit sagen wollte, dass ich ihn auch liebte.
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Roses (II)
Hayran KurguEs ist nicht so, dass ich Angst davor habe, nicht genug für sie zu sein. Es ist nicht so, dass ich die Worte nicht finde. Aber wenn sie mit ihm zusammen ist, wirkt sie glücklicher. Und das möchte ich nicht zerstören. Ich muss dir nur sagen, dass ich...