Scott stellte uns weitere Drinks hin, was keinen Sinn machte, da mein Glas noch fast ganz voll war. Genau wie Lyas.
„Ist von den beiden.", sagte er murrend und deutete auf Louis und seinen Freund, die uns daraufhin zuprosteten. Ich rollte mit den Augen und wendete mich ab.
„Alles gut? Du siehst so gestresst aus.", sagte Lya. Ich sah auf meinen Drink und nickte leicht.
„Harry stresst grade etwas rum. Ich glaube er verarbeitet es nicht so gut, wie wir gedacht hatten." Lya sah mich besorgt an und griff nach meiner Hand.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass es eben Harry ist. Er hat sicher schon genug durchgemacht. Gib ihm einfach etwas Zeit.", sagte meine Freundin und lächelte dabei aufmunternd.
„Du hast sicher recht." Unser Gespräch wurde unsanft unterbrochen.
„Ladies, hat eine von euch eventuell Lust zu tanzen?", fragte Louis. Ich sah ihn nicht an, als ich mich an Lya wandte.
„Hast du Lust zu tanzen?", fragte ich sie. Lya spielte, als würde du überlegene und grinste dann.
„Allerdings. Lass uns tanzen gehen." Sie ergriff meine Hand und wir machten uns auf den Weg auf die Tanzfläche. Louis ließen wir stehen.
Ich verdrängte die Gedanken an den Streit mit Harry; versuchte nicht an Kinder oder Schwangerschaften zu denken. Ich genoss den Moment und tanzte mit meiner besten Freundin.
Während wir tanzten, bewegte sich Lyas Körper, doch ihr Kopf schien wo ganz anders zu sein. Es war mehr als nur flüchtige Blicke, die sie in Richtung ihres Liebsten warf. Lächelnd seufzte ich, was Lya zu mir schauen ließ.
„Was ist?", fragte sie.
„Wenn du so unbedingt zu ihm willst, dann geh."
„Ach Quatsch. Ich sehe Scott ja eh später.", sagte Lya. Gleich darauf ging ihr Blick wieder zur Bar. Ich ließ ihre Hände los und verschränkte die Arme.
„Los, hau schon ab.", insistierte ich. Lya schien noch immer unsicher, ob ich meine Aufforderung ernst meinte. Schließlich ging sie lächelnd davon. Ich wollte sie nicht bei mir halten, wenn sie lieber wo anders sein wollte. Außerdem würde mir die Ruhe sicher mal gut tun.
Plötzlich rempelte mich jemand von hinten an. Überrascht drehte ich mich um und gleich wieder zurück, da sich Louis direkt hinter mir befand.
„Oh, Mary. Tut mir leid, ich wollte dich nicht anrempeln.", sagte er. Ich hob die Hand und versuchte dabei zu ignorieren, dass Louis versuchte in mein Blickfeld zu gelangen. Seufzend hielt er mich an den Schultern fest.
„Hör zu. Ich glaube wir hatten einen ziemlich beschissenen Start. Ich habe keine Ahnung, wieso du mich verurteilst und was du zu wissen glaubst. Wenn du die arrogante Zicke geben willst, fein. Ich werde dich sicher nicht davon abhalten." Dann ging er. Etwas perplex blieb ich auf der Tanzfläche stehen und sah ihm hinterher. Ich begegnete Lyas Blick, als ich zurück in Richtung Bar ging.
„Was war das denn?", fragte sie.
„Ich habe keine Ahnung." Dankend nahm ich den Gintonic an, den Scott mir reichte. Dann entschuldigte ich mich, um auf die Toilette zu gehen. Ich durchquerte den Club und betrat die Damentoilette. Es roch wie immer nicht angenehm, doch seinen Zweck erfüllte es noch. Als ich wieder hinaus trat, öffnete sich zeitgleich die Tür der Männertoilette und wie es der Zufall wollte, trat Louis hinaus.
Plötzlich war es mir extrem unangenehm, wie ich ihn behandelt hatte. Auch, wenn einiges gerechtfertigt gewesen war.
„Oh, sorry.", sagte er leise. Ich seufzte und griff nach seinen Arm.
„In Ordnung. Auf diesen ganzen Kinderkram habe ich wirklich keine Lust. Was hältst du davon, wenn wir etwas trinken und einfach von vorne anfangen?", schlug ich vor. Louis sah mich mehr als nur etwas überrascht an, rührte sich jedoch vorerst nicht. Als ich mich auf den Rückweg zur Bar machte, folgte er mir schweigend. Zurück bei Lya ergriff ich meinen Drink und setzte mich an unseren Tisch. Von dort aus beobachtete ich, wie Louis sich ebenfalls etwas bestellte und sich dann zu mir setzte. Dabei hatte er ein unsicheres Lächeln auf den Lippen. Wir schwiegen einige Minuten, bis mir die Stille reichte.
„Und jetzt?", fragte ich.
„Keine Ahnung. Ich hätte nie gedacht, dass ich so weit komme.", gab Louis zu. Ich fing an zu lachen und er stimmte ein. Vielleicht war er ja doch gar nicht so übel.
„Lass uns mit etwas einfachen anfangen. Wieso erzählst du nicht etwas über dich?", schlug Louis vor. Ich nahm einen Schluck meines Gintonics und sammelte in meinen Gedanken Infos über mich.
„Also, ich bin 25 Jahre alt, von Beruf Autorin und wohne seit ein paar Jahren hier in London. Und du?" Louis lauschte mir lächelnd und wirkte sehr neugierig dabei.
„Ich werde in diesem Jahr 30, was nebenbei gesagt nicht sehr schöne Voraussichten sind, bin noch immer Musiker und wohne seit vielen Jahren hier in London. Wo kommst du ursprünglich her?"
„Von der Südküste. Meine Familie wohnt noch immer dort.", sagte ich.
„Ist das nicht schwer für dich? Ich kenne das Gefühl, wenn man lange von seiner Familie getrennt ist und finde, es gibt nichts schlimmeres." Diese Aussage ließ mich etwas von Louis' Innerem sehen. Es ließ ihn verletzlich und Nähe wirken. Das überraschte mich, da ich das Gefühl gehabt hatte, dass er eher der Typ war, der Menschen auf Abstand hielt.
„Es war nicht immer leicht, das stimmt. Aber ich habe gute Freunde gefunden. Außerdem habe ich sehr nette Kollegen und dann habe ich ja noch-„
„Harry.", unterbrach Louis mich. Sein Blick hatte sich verändert und er wirkte angespannt.
„Ja, genau." Für einen Augenblick schwiegen wir. Ich betrachtete Louis, während er nachzudenken schien.
„Wie geht es ihm?", fragte er plötzlich. Überrascht sah ich ihn an, während er seinen Drink leerte.
„Gut, es geht ihm wirklich gut. Ich glaube, er hat mit der Vergangenheit abgeschlossen.", sagte ich stolz. Während mir diese Worte ein Lächeln aufs Gesicht zauberten, sah Louis mich skeptisch an.
„Man kommt nicht einfach so über seine Vergangenheit hinweg. Das schafft nicht mal Harry. Irgendwann, wenn du nicht damit rechnest, wird es zurück kommen und dann wirst du sehen, wie kaputt wir doch alle sind."
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Roses (II)
FanfictionEs ist nicht so, dass ich Angst davor habe, nicht genug für sie zu sein. Es ist nicht so, dass ich die Worte nicht finde. Aber wenn sie mit ihm zusammen ist, wirkt sie glücklicher. Und das möchte ich nicht zerstören. Ich muss dir nur sagen, dass ich...