Teil 75 - Zwischen uns

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„Und dann habt ihr euch einfach so unterhalten?", fragte Lya, als wir im Taxi saßen. Ich seufzte. Seit ich das Gespräch mit Louis beendet hatte, fragte sie mich darüber aus.
„Ja, und es war ein ganz normales Gespräch. Denke ich." Ich sah aus dem Fenster und versuchte nicht allzu viel auf Louis' Worte zu geben. Ich wollte nicht über sie nachdenken und mir den Kopf über die Vergangenheit zerbrechen, doch wie sollte ich es auch nicht tun, wenn sie immer wieder Teil meines Leben wurde und stets wieder werden würde?
„Wie war er so?"
„Ganz normal. Er war freundlich und auch nicht zu aufdringlich. War eigentlich ein ganz nettes Gespräch.", beantwortete ich die Frage.
„Du weißt aber schon, dass du darüber lieber nicht mit Harry reden solltest, wenn es das ist, worüber du die ganze Zeit verträumt nachdenkst." Lya sah mich mit mahnendem Blick an. Ich rollte mit den Augen und lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe. Ich war unfassbar müde.
„Da wären wir.", sagte der Taxifahrer. Ich küsste Lya auf die Wange und stieg aus. Als ich nach oben fuhr, drängte ich die Gedanken an Louis in den Hintergrund. Harry sollte nichts davon merken. Ich wollte mit ihm darüber reden, doch Lya hatte recht. Er würde ja doch nur sauer werden und am Ende würden wir uns darüber streiten, wieso ich es getan hatte. Dabei konnte ich es Harry gar nicht wirklich erklären. Ich verstand es ja selber kaum.
Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte, ging ich ins Wohnzimmer. Die kleine Lampe auf dem Tischchen leuchtete, doch Harry fand ich nicht. Erschöpft holte ich mir ein Wasser aus der Küche und ging zum Schlafzimmer. Dort fand ich Harry, er schlief bereits tief und fest. Auf Zehenspitzen tapste ich ins Bad und putzte mir die Zähne.
Ich war erleichtert, dass ich jetzt nicht mehr mit Harry über den Abend reden musste.
Auf müden Beinen ging ich zurück ins Schlafzimmer und legte mich neben Harry. Ich kuschelte mich in die Decke und schloss meine Augen. Als ich gerade drauf und dran war einzuschlafen, rührte Harry sich. Er drehte sich vom Fenster zu mir und legte seinen Arm um mich.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Bett neben mir bereits leer. Leise vernahm ich das Geräusch der Kaffeemaschine. Ich streckte mich und stellte mit Bedauern fest, dass ich einen leichten Kater hatte.  Nicht sehr dankbar dachte ich an Louis, der mir eine Drink nach dem anderen spendiert hatte. Gut erzogen, wie ich es nun mal war, hatte ich keinen einzigen ausgeschlagen. Dummes Ich.
Ich zog mir meine Jogginghose über und machte mich auf die Suche nach Harry. Zuerst sah ich in der Küche nach, wo ich ihn jedoch nicht fand. Stattdessen nahm ich mir eine Tasse Kaffee und ging dann weiter ins Wohnzimmer. Dort saß Harry mit dem Rücken zu mir auf der Couch und las Zeitung. Nichtsahnend ging ich zu ihm, legte meinen Kopf auf seine Schulter und küsste ihn auf die Wange. Gerade wollte ich ihm einen guten Morgen wünschen, da sah ich den Artikel, den er las. Die Worte blieben mir im Halse stecken. Erschrocken ging ich einen Schritt zurück und umklammerte die Tasse in meiner Hand. Für einen kurzen Augenblick rührte sich nichts und niemand.
„Wann wolltest du es mir erzählen?", fragte Harry und warf die Zeitung auf den Tisch. Ich konnte mich nicht bewegen, blieb einfach hinter der Couch stehen. Während Harry plötzlich aufstand und mich mit einem Blick ansah, der das Blut in meinen Adern gefrieren ließ.
„Du hattest nicht vor, es mir zu erzählen.", stellte er fest. Verzweiflung machte sich in mir breit. Ich suchte nach etwas, was ich sagen konnte, um die Situation zu entschärfen, doch Harry schien so wütend.
„Ich, ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte. Ich wollte einfach nicht, dass du wütend wirst."
„Wütend?", fragte Harry mit lauter Stimme, weshalb ich zusammen zuckte.
„Ich bin nicht wütend, Mary. Ich bin enttäuscht!" Die Unsicherheit wich aus meinen Knochen und Wut breitete sich stattdessen in mir aus. Woher nahm er sich das Recht, so etwas zu sagen?
„Dazu hast du kein Recht! Ich habe mich nicht mit Louis verabredet, wir haben uns zufällig getroffen und dann unterhaltenen. Mehr nicht.", verteidigte ich mich. Harry schien das nur noch wütender zu machen.
„Es macht keinen Unterschied, wie es dazu gekommen ist. Alleine dass du mitnimmt geredet hast ist... mir fällt nicht mal ein Wort dafür ein!" Er griff nach der Zeitung und warf sie gegen das Fenster.
„Dir ist aber schon klar, dass ich deine Freundin, nicht dein Besitz bin. Ich kann eigene Entscheidungen treffen und reden, mit wem auch immer ich möchte." Der Blick, den Harry mir zuwarf, ließ mich frösteln. So wütend hatte ich ihn noch nie gesehen.
„Du weißt genau, wie ich zu ihm stehe und das damals geschehen ist. Wie kannst du das einfach vergessen?" Harry Stimme wurde leiser, bis sie verklang. Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare.
„Ich habe es nicht vergessen. Ich will bloß keine Person sein, die anderen verurteilt. Kann ich mir kein eigenes Bild von ihm machen?", fragte ich. Harry löste seine Hände, die er zu Fäusten geballt hatte und sah aus dem Fenster.
„Ich habe dir nie etwas vorgeschrieben und werde es auch nicht tun, weil es nichts bringen würde. Doch kann ich dich bitten, dich in mich hineinzuversetzen und versuchen zu verstehen, wie es mir geht. Das alles ist zu viel. Erst das Baby, jetzt Louis..."
„Du weißt genau, dass das mit dem Baby nicht meine Schuld war. Wir haben uns beide zu sehr reingesteigert und sind deswegen verletzt. Du bist nicht der einzige der da durch muss.", sagte ich. Harry drehte sich zu mir. Seinen Blick konnte ich kaum deuten. Etwas von Verzweiflung, Verletzlichkeit und Wut lag darin.
„Vielleicht sollten wir eine Pause machen.", sagte er. Erstarrt blieb ich stehen, als Harry zu mir kam, mich auf die Stirn küsste und dann ging. Ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel.
Sollte es das jetzt gewesen sein?

*****
Guten Morgen, liebe Harry und Mary Freunde.
Ja, mal wieder ein spannendes Ende für das ich mich nicht entschuldigen werde... :D
Ich wollte euch mitteilen dass ich aufgrund großer Schreibschwierigkeiten eventuell nicht mehr jeden zweiten Tag ein Kapitel hochladen werde. Ich gebe mir größte Mühe, damit wir den zweiten Teil bald beenden können.
Einen wunderschönen Tag und bis übermorgen,
Ana ❤️

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt