Kapitel 18

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Ein kühler Nachmittagswind wehte leicht über die Ebene. Die Sonne hinter Wolken versteckt. Man erkannte nur wenige ihrer Strahlen, die sich durch die Löcher der grauen Wolken stahl.

Es war bereits Freitag und der Unterricht seit wenigen Stunden vorüber.

Hier war ich nun. Allein im Astronomieturm, auf das Land vor mir starrend.

Die Zeit allein tat mir gut, auch wenn ich es mittlerweile fast schon liebte bei den anderen zu sein. Sie bedeuteten mir viel und genau das bereitete mir eine verdammt große Angst.

Zaghaft lehnte ich mich an das Geländer, nachdem ich meinen Schal enger um meinen Hals gemacht hatte.

Was, wenn die anderen ebenfalls irgendwann von meiner Vergangenheit mitbekommen würden? Würden sie trotzdem zu mir stehen? Würden sie mich für schwach erklären und sich von mir abwenden? Hielt Harry vielleicht auch nur zu mir, weil wir durch unser Blut verbunden waren?

Zweifel um Zweifel überschlug meine Gedanken und mir war zwar bewusst, dass ich mir unnötig so viele Gedanken machen, doch stoppen konnte ich sie einfach nicht.

Es war wie ein Fluch des eigenen Kopfes, der versuchte, meine Seele dazu zu bringen, sich selbst in die Finsternis zu stürzen.

Solche Überlegungen taten einem nie gut, doch die Monster, die sie verursachten, konnte man auch nicht stoppen. Man konnte sie nicht aufhalten.

Sie waren zu stark, egal wie sehr man gegen sie ankämpfte. Man konnte die stärkste Person der Welt sein. Es half nichts.

Melancholie übernahm dabei einfach die Oberhand.


Das leichte Beben meines Körpers registrierte ich nicht, während dich meine Finger immer mehr um das Geländer krallten, die Knöchel bereits leicht weiß hervor traten.

In meinen Augen brannten Tränen, die ich tapfer versuchte zurück zu halten.

Du bist zu schwach, Rhea!", schoss es durch meinen Kopf. „Sie mögen dich nicht wirklich! Sie haben nur Mitleid mit dir! Du bist nichts weiter als ein Fehler!"

„Das ist nicht wahr!", flüsterte ich über meine eigenen Gedanken. „Es darf nicht wahr sein!"

Ich wusste nicht, wie mir geschah. Seit ich vorgestern an die Zeit auf Ilvermorny zurückgedacht hatte, schienen mich diese Gedanken zu verfolgen. Ich konnte fast schon fühlen, wie sie sich wie ein Strick um meinen Hals legten, mir mehr und mehr Luft zum Atmen nahmen.

Für einen kurzen Augenblick dachte ich daran, dass es vielleicht besser gewesen wäre, auf Ilvermorny zu bleiben und mich weiterhin bei den Tierwesen zu verstecken, doch ich schüttelte den Gedanken schnell wieder ab.
Hier ging es mir gut. Ich war hier glücklich. Glücklicher, als ich es je gewesen war.

Wieso konnte ich diese Gedanken also nicht wieder loswerden? Wieso blieben sie am mir haften?

Nun lösten sich die Tränen und ich begann leise zu schluchzen. Es tat mir weh.

All die Jahre hatte ich kämpfen müssen. Tag ein, Tag aus. All die Jahre hatte ich Demütigungen und Ignoranz über mich ergehen lassen. Hier hatte ich das, wenn ich die Slytherin ausschloss, nicht. Wieso musste also mein Kopf nun diese Rolle meiner ehemaligen Schüler übernehmen.

„Sie mögen mich!", redete ich mir immer wieder ein, während die Tränen weiterhin unaufhörlich liefen.


„Natürlich mögen sie Sie", ertönte es hinter mir und mein Kopf zuckte nach oben, bevor ich mich mit tränenverschmiertem Gesicht umdrehte und den weißhaarigen Schulleiter erblickte.

Gryffindor's Ice PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt